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Denise M'Baye in ihrem Wohnzimmer

Denise M’Baye: Schauspielerin, Sängerin und Yoga-Lehrerin

10. Februar 2021

In „Um Himmels Willen“ spielte Denise M’Baye elf Jahre lang die Novizin Lela. Sie war die erste afrodeutsche Nonnenanwärterin in der ­Sendung. Sie trug einen wesentlichen Teil dazu bei, dass schwarze Schauspieler sich im deutschen Fernsehen etablierten. Die nobilis hat die Schauspielerin in ihrer schönen Altbauwohnung in Hannover-Linden besucht und auch ein bisschen mit ihr auf der Matte geturnt.

Text: Marleen Gaida; Fotos: Shino Photography

Mit entschuldigendem Blick legt Denise M’Baye in Folie eingewickelte Schokoladenpralinen auf den Tisch. „Möchtet ihr etwas naschen? Bedient euch gerne“, bietet sie an. Nicht ganz ohne Eigennutz. Der Sängerin und Schauspielerin aus Hannover, bekannt aus der TV-Serie „Um Himmels Willen“, sind die Themen Ökologie und Nachhaltigkeit wichtig. Verpackungen vermeiden, den Verbrauch von Wertstoffsäcken reduzieren, das ist ihr Ziel. Verpackte Schokolade soll es auch weniger sein, deshalb ist sie froh, wenn Besucher die Süßigkeiten wegessen. „Irgendwann habe ich mal angefangen, einen Tag lang alle Produkte, die ich konsumiere, zu fotografieren. Dabei ist mir aufgefallen, wie viel Verpackungsmüll anfällt.“ Seitdem versucht die 46-Jährige, den Plastikverbrauch der Familie zu verringern. Sie ist überzeugt: „Es gibt viele kleine Dinge, die wir verändern können.“ Sie gehe regelmäßig auf den Wochenmärkten dieser Stadt einkaufen und gebrauche für den Transport eigene Behälter. „Als Lindenerin bin ich natürlich am liebsten auf dem Lindener Marktplatz oder beim Markt am Pfarrlandplatz. Aber auch der in der Südstadt ist einfach toll.“ Während ihrer Drehtage in München und Landshut oder auch bei Engagements in Berlin – wann immer es gehe, nutze sie für den täglichen Nahrungsmittelbedarf die lokalen Märkte.

Denise M’Baye: Mit dem Campingbus in den Süden

Aber auch auf die Form der Mobilität achtet M‘Baye. Früher sei sie viel geflogen, aber mittlerweile fahre sie lieber mit der Bahn. Nur in den Urlaub gehe es noch per Campingbus, in einem umgebauten Transporter und mit den Surfbrettern auf dem Dach. Windsurfen an den Stränden Frankreichs oder Spaniens, so liebt M’Baye ihre Ferien. „Mein Mann ist mittlerweile zum Wakeboarder geworden“, sagt sie und lacht.
Lachen und Sport. Das sind zwei wichtige Dinge im Leben von Denise M‘Baye, die als Tochter eines senegalesischen Vaters und einer deutsch-indonesischen Mutter in Hannover zur Welt kam. Hier hat sie ihre Kindheit und Jugend verbracht. Auch ihre Karriere ist direkt nach dem Abi­tur 1994 an der Lutherschule am Staatstheater gestartet. In West­afrika war sie bisher nie. „Vielleicht eine geerbte Angst von meinem Vater. Der ist auch nie dorthin zurückgekehrt.“

Erste Berührung mit Yoga

M’Baye ist ein wachsamer Mensch. Nimmt das Leben leichtfüßig, aber nie leichtschultrig. Hat ihr Umfeld stets im Blick. Achtsamkeit könnte man es nennen. Oder angeborene Freude am Sein. Als Schauspielerin und Sängerin – sie sang bei Mo’ Horizons – hat sie stets ihr eigenes Können im Blick. Als Yoga-Lehrerin aber vor allem ihre Schüler. Dass sie selbst die indische Körperlehre als Fachfrau lehre, komme ihr immer noch ein bisschen seltsam vor. „Ich hätte mir nie vorstellen können, selbst zu unterrichten.“ Die Anmeldung zur Yogalehrer-Ausbildung sei eine spontane Idee gewesen. Und auch zu der Körper-Geist-Lehre selbst sei sie nur durch einen Zufall gekommen. Vor 20 Jahren ergab sich die Möglichkeit zum Unterricht während eines Schauspielworkshops in Berlin. „Neben Pilates und Tai Chi wurde auch Yoga angeboten. Die Asanas-Praxis, das Körperliche, fand ich damals am interessantesten.“ Mittlerweile gehe es ihr aber um weitaus mehr als um sportliche Ertüchtigung. Die spirituelle Praxis nimmt einen festen Teil ihres Alltags ein. Derzeit stehe sie jeden Morgen um 6.15 Uhr auf, um an einer gemeinschaftlichen Kundalini-Meditation mit Mantra-Rezitation teilzunehmen.

„Für mich bedeutet Yoga Verbindung. Mir geht es darum echte Nähe zu mir selbst und anderen zu erzeugen.“ Das wirkungsvollste Mantra sei, davon ist sie fest überzeugt, „Danke“ zu sagen. Das könne man gar nicht oft genug wiederholen. Und da sind wir wieder bei den anderen. Yoga ist für Denise M’Baye weitaus mehr als kommerzialisierte Selbstverwirklichung und weichgezeichnete Bilder auf Insta­gram. „Ich glaube, das, was wir mehr denn je brauchen, sind die Gemeinschaft und das Miteinander.“ Und so unterrichtet M’Baye per Zoom auf Spendenbasis. Jeder Teilnehmer gibt so viel, wie er kann. Und wenn jemand mal nicht kann, ist das auch nicht schlimm. Auf die Solidarität der Gemeinschaft vertrauen, so lautet ihr Prinzip. „Ich kenne die Situation, als junge Mutter kein Geld zu haben.“ Niemand solle aus finanziellen Gründen auf den Yoga-Unterricht verzichten müssen.

Blick nach vorn

Yoga ist es auch, was Denise M’Baye in unruhigen Zeiten zu Stabilität verhilft. Auch jetzt, da die Serie „Um Himmels Willen“ nach 20 Jahren eingestellt wird. Ob sie traurig ist? „Ich empfinde Dankbarkeit. Ich freue mich auf die Dinge, die jetzt kommen. Ich hatte ja alles, das ist ein Privileg. Welcher Schauspieler kann schon von sich behaupten, elf Jahre lang einen festen Sendeplatz gehabt zu haben?“ Recht hat sie. Und da ist es wieder, das, was Denise M‘Baye ausmacht: Zufriedenheit. Und eine große Por­tion Optimismus.

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