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Ausgezeichneter Nachwuchs

02. November 2023

Text: Heike Schmidt, Fotos: Henning Steffen

Sie sind jung. Sie sind engagiert. Sie sind ausgezeichnet: Die Sir Hugh Carlton Greene-Stiftung zur Förderung junger Journalisten hat Stipendien in Höhe von 10.000 Euro vergeben. Im Jazz Club zeichnete der Vorstand der Stiftung Konradin Schuchter, Judith von Plato, Tom Winter und Friederike Oertel aus. Mit dabei war nicht nur Stadtprominenz wie Sabine Wilp, Ariane Jablonka oder Erik von Hörschelmann, sondern auch Ex-NDR-Intendant Lutz Marmor oder Moderatorinnen-Legende Carmen Thomas, die als erste Frau Deutschlands durch eine Sportsendung führte. Als Kuratoriumsmitglied der Stiftung übernahm sie die Ehrung von Friederike Oertel, die sich in einem Essay „Von Männern, Macht und Meetings – wer die Macht hat, hat das Wort.“

Gespräche, Drinks und Jazz

Das Essay der 32-Jährigen war auch der Auslöser für eine Talkrunde, an der Jessica Bunjes, Senior Executive Consultant Medien bei der Personalvermittlung HAPEKO, Prof. Christoph Fasel, Journalist, Autor und PR-Berater, Nerissa Rothhart, Rhetoriktrainerin, die Preisträgerin Friederike Oertel, Journalistin und Stipendiatin 2023, sowie Heike Schmidt, Chefredakteurin der Nobilis und Vorstandsmitglied der Stiftung, teilnahmen. Die Vorstandsvorsitzende Michaela Menschel moderierte den Talk, der im Untertitel hieß „Frauen, die das Wort ergreifen“ – und dies war wörtlich zu nehmen.

Prof. Fasel war zwar der einzige Mann in der Runde, stimmte den Frauen aber zu – so beispielsweise auch Jessica Bunjes, die klar machte, dass Frauen oftmals noch viel zu bescheiden ihre Fähigkeiten betonen. Dies konnte Prof. Christoph Fasel bestätigen. Als Dozent habe er in Seminaren immer wieder erlebt, wie unterschiedlich männliche und weibliche Studenten agierten: „Frauen sind viel vorsichtiger.“ Kommunikationstrainerin Nerissa Rothart wies darauf hin, dass Frauen Selbstbewusstsein sicherlich ein Stück weit trainieren könnten. Sie war sich aber mit Jessica Bunjes und Heike Schmidt einig, dass dies auf keinen Fall zu Lasten der Authentizität geschehen dürfe.

Neue Stipendiaten erforschen gesellschaftliche Fragen

Ein weiteres großes Thema, das zur Diskussion anregte, war das Projekt der in Gehrden geborenen Journalistin Judith von Plato. Sie erhielt ihr Stipendium für ein Projekt, das den Zeitgeist näher beleuchten möchte. Die 32-Jährige möchte der Frage nachgehen: „Wieso sind so viele Menschen auf der Welt demokratie- und politikverdrossen?“ Die Journalistin, die bislang für die Märkische Allgemeine Zeitung der Madsack Mediengruppe gearbeitet hat, wird sich bei ihren Recherchen nicht nur auf Deutschland beschränken, sondern auch Nachbarländer bereisen. „Das Stipendium ermöglicht Zeit für eine tiefgründigere Recherche“, erklärt sie.

Konradin Schuchter studiert derzeit an der Hochschule für Film und Fernsehen in München. „Who Cares? Wer kümmert sich um die Älteren und wen kümmert das?“, lautet der Titel seines Projekts. „Man muss kein Hellseher sein, um zu erkennen, dass uns die Überalterung der Gesellschaft vor enorme Herausforderungen stellt“, sagt er. Ausschlaggebend für dieses Thema war die Pflege seiner eigenen Großmutter. „Das Stipendium ist eine großartige Möglichkeit, mein nächstes Dokumentarfilmprojekt zu finanzieren“, betont er.

Sonderpreis für Journalismus

Tim Winter hat seinen Artikel „Balanceakt“ bereits im Stern veröffentlicht. Er handelt von Jon-Owino Ochieng, der hin- und hergerissen ist – einerseits von seinem neuen Leben als Zirkusartist in Rotterdam, andererseits von der Sorge um seine Mutter, die in einem Slum in Kenia lebt. Für diese Arbeit erhielt er den Sonderpreis der Stiftung zum Thema „Migrationshintergrund – zwischen Last und Vorurteil“.

Zwischendurch gab es immer wieder Zeit für Gespräche mit Drinks und Musik vom SAFE Künstlerkollektiv, das aus Julian Scarcella, Justus Strohmann und Simon Asmus besteht. Bei Brezeln und Bier wurde im „Orange Club“, wie der Jazz Club aufgrund seiner auffälligen Wandfarbe auch genannt wird, angeregt diskutiert und debattiert. Mit dabei auch die Club-Chefin Vanessa Erstmann, die mit ihrem Team einen wunderbaren Rahmen für die Veranstaltung geschaffen hatte.

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