Neue Komödie im Neuen Theater läuft bis zum 16. Juni 2024
Ein inniger Kuss – und das Happy End ist gelaufen. Hollywoodfilme enden hier. Es folgt der Abspann und der Zuschauer fragt sich, wie es mit dem Liebes-Idyll auf rosa Wolken wohl weitergeht.
In „Zurück zum Happy End“, der aktuellen Aufführung im Neuen Theater, ist dies nun ganz anders: Die von Frank Pinkus geschriebene Komödie beginnt mit dem Liebespaar-Kuss. Doch ob es Tina (gespielt von Marlene Zimmer) und ihr Verlobter Christian (alias Tim Tegtmeier) tatsächlich bis zum Standesamt schaffen, darüber werden die 150 Premierengäste rund zwei Stunden lang auf unterhaltsame Art und Weise im Unklaren gelassen.
„Wir passen unmöglich zusammen!“
Denn beim gemeinsamen Rückblick stellen beide irritiert fest: „Wir haben vieles ganz anders in Erinnerung – wir passen unmöglich zusammen!“ Warum, das zeigen sie eindrucksvoll und ganz persönlich gefärbt per Fingerschnipsen in ihren auf die Bühne gebrachten Versionen der Erinnerungen an besondere Momente: das Kennenlernen auf einem Waldweg und das ungeplante Wiedersehen im Straßenverkehr. Der verunglückte erste Restaurantbesuch beim Italiener, frivole Momente im Büro, denen die erste gemeinsame Nacht folgt. Und der Urlaub in der Bretagne – in den dann sogar Christians Mutter Marianne (gespielt von Jeanne-Marie Nigl) folgt.
„Dann sagen wir doch gleich die ganze Sch… ab“
Immer dort, wo Christian sich im Rückblick als selbstbewusster, strahlender Held und vollkommener Mann sieht, erlebt Tina ihn in ihren Rückblicken gefühlt als zwar liebenswerten Menschen – aber vor allem als tolpatschiges Muttersöhnchen. Wer erinnert sich denn nun falsch? Hat sie ihn im Wald beim Joggen angesprochen oder umgekehrt er sie beim Dauerlauf? Ist Tina auf dem Waldweg unachtsam über Christians Bein gestolpert oder war es doch seine Schuld? Die Germanistik-Doktorandin fühlt sich in ihrem Studium von ihm nicht ernst genommen – und der stellvertretende Bürgeramtsleiter von ihr in seinem wichtigen Bürojob nicht anerkannt. Und wer hat eigentlich wem in der Bretagne den Heiratsantrag gemacht? Die gegenseitigen Irritationen des Brautpaares steigern sich so in den letzten Momenten vor dem Standesamt. „Morgens deine Tom Waits-Musik kann ich nicht mehr hören.“ „Und ich deine Helene Fischer“, geht es hin und her. Kartoffeln werden so dick geschält, dass zum Schluss fast nichts mehr zum Kochen übrig ist. Und durch das Herumlaufen beim Zähneputzen sind überall Cremespritzer in der Wohnung. „Kleine Alltagsdinge wie diese führen zur Scheidung“, warnt Tim.
„Wir sind doch noch nicht mal verheiratet. Dann sagen wir doch gleich die ganze Sch… ab“, schimpft die enttäuscht-erzürnte Tina. Für das Publikum bleibt nun die Frage, ob Christians Mutter Marianne das zweifelnde Liebespaar doch noch rechtzeitig auf den Weg zurück zum Happy End bringt. Dabei spielen auch der Film „Schlaflos in Seattle“, das Empire State Building und eine weitere Überraschung eine ungeahnte Rolle.
„Situationen, wie diese, hat wohl jeder zum Teil schon mal selbst erlebt“
Die seit vielen Jahren deutschlandweit erfolgreiche Komödie feiert nicht nur ihre Hannover- und somit auch Neues Theater-Premiere, sondern erfreut mit seiner von Kristof Stößel umgesetzten Inszenierung: Die fiktiven Bühnen-Figuren durchbrechen die sogenannte „vierte Wand“ und interagieren mit ihrem Publikum, mit dem sie reden und so ihre Liebesgeschichte persönlich erzählen. Da wird ein Reihe 1-Besucher dann mal schnell mit dem eingesetzten Wasserzerstäuber für Brandungsspritzer zum „Mister Atlantik“.
„Eine sehr unterhaltsame Komödie“, lobt Anke Massmann das Stück. Die Sängerin und als Model aktive ehemalige Mrs. Niedersachsen, aus Pattensen, ist Stammgast bei den Premieren im Neuen Theater. „Situationen, wie diese, hat wohl jeder zum Teil schon mal selbst erlebt“,
lacht sie.
Die Drei-Personen-Komödie von Frank Pinkus ist bis zum 16. Juni täglich – außer montags – im Neuen Theater, in der Georgstraße 54, zu sehen.
Weitere Informationen unter www.neuestheater-hannover.de oder unter Tel. 0511 / 36 30 01
Text & Bild: Torsten Lippelt