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Neuer Spielplan mit sexy Finale

19. April 2024

In der Cumberlandschen Galerie haben die Schauspiel-Intendantin Sonja Anders und die Leitende Dramaturgin Nora Khuon am 18. April den Spielplan für ihre letzte Saison präsentiert. Nach sechs Jahren werden sie Hannover im Sommer 2025 verlassen. Dann wird Sonja Anders die Leitung des Thalia Theaters in Hamburg übernehmen. „Wir wollen eine freudvolle Spielweise bewahren“, betont die Intendantin, „aber gleichzeitig nochmal konkreter auf die gesellschaftspolitischen Themen der Gegenwart eingehen und Gegenentwürfe dafür entwerfen.“ Als Richtschnur diene der Slogan der aktuellen Kampagne, mit der das Schauspiel-Ensemble und über 50 Kultureinrichtungen jeden Montag auf dem Kröpcke Gesicht zeigen: „Zusammen gegen den Hass. Gemeinsam für Demokratie“. 19 Premieren sind geplant, die vielfach auf Musik setzen und sich unter verschiedenen Leitgedanken zusammenfassen lassen – ein Auszug:

Bruchlinien der Gegenwart

Die neue Spielzeit wird am 7. September mit Shakespeares Tragödie „König Lear“ eröffnet – wobei Regisseur Stephan Kimmich den Generationenkonflikt zwischen Herrschaft und Liebe durch den Filter der heutigen Wokeness betrachtet. George Orwells Roman „Animal Farm“, der sich ursprünglich auf die Russische Revolution bezog, wird von Emre Akal in einer raumgreifenden Inszenierung im Ballhof auf heutige politische Verführungen und zukünftige Machtwechsel projiziert. Stefan Pucher inszeniert Ewald Palmetshofers preisgekrönte Version von Gerhart Hauptmanns Drama „Vor Sonnenaufgang“. Dabei ersetzt er den peinlichen Alkoholismus des Vaters durch ein sehr aktuelles Grauen: eine unerträgliche politische Gesinnung.

Weibliche Blicke auf die Welt

Als Gast des Pressegesprächs stellt die Regisseurin Jorinde Dröge ihre geplante Uraufführung „Und alle so still“ selbst vor: „In dem neuen Roman von Mareike Fallwickl treten Pflegekräfte und prekär Beschäftige in den Streik – aber aus Erschöpfung und Verzweiflung, nicht mit Aggressionen wie sonst gerade überall zu sehen. Und aus dem gewaltfreien Protest wächst Solidarität.“ Die Literaturnobelpreisträgerin Elfriede Jelinek beschreibt in ihrem tragikomischen neuen Stück „Asche“ die Beziehung der Menschen zur Erde als toxisches Liebesverhältnis, Regie führt Lilja Rupprecht. Und „Das kunstseidene Mädchen“ nach dem zeitlosen Roman von Irmgard Keun läuft in der Regie von Luise Voigt auch in der Kategorie „Junges Schauspiel“.

Hannover ist cool

Unbedingt müsse das preisgekrönte Stück „Betonklotz 2000“ von Jona Rausch in Hannover auf die Bühne, meint Sonja Anders. Denn gemeint ist das Ihmezentrum. Diese ruinöse Brutalismus-Utopie fänden ihre erwachsenen Kinder übrigens „cool!“, denn: „So etwas gibt es in Berlin gar nicht mehr.“ Um eine Reise von Berlin über Hannover bis ans Schwarze Meer geht es im Stück „Archiv der Sehnsüchte“ nach einem Roman von Deniz Utlu, der kürzlich den Preis der LiteraTour Nord bekommen hat.Das ganze 29-köpfige Ensemble wird sich ab Mai 2025 mit einem großen Spektakel verabschieden, das Friederike Heller, Ronny Jakubaschk und Stephan Kimmig gemeinsam inszenieren. Das Thema ist so universell menschlich wie politisch heikel: „Sex“.

Sexy Finale

Das ganze 29-köpfige Ensemble wird sich ab Mai 2025 mit einem großen Spektakel verabschieden, das Friederike Heller, Ronny Jakubaschk und Stephan Kimmig gemeinsam inszenieren. Das Thema ist so universell menschlich wie politisch heikel: „Sex“.  

Text: Karen Roske  Bilder: Moritz Küstner

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