„Gedichte dürfen alles und müssen nichts“ – das sagt Journalist, Autor, Verleger und Herausgeber Marco Sagurna. Gedichte anderer Lyriker, die ihm gefallen, verbreitet er entweder über die sozialen Medien oder als Herausgeber von Sammelbänden. Im November erschien sein Buch „Gedichte ÜberKunst: Poems OnArt“. Das Betrachten von Kunst animierte ihn zu diesen Texten. Mit der Nobilis hat er sich anlässlich des Welttags der Poesie/des Gedichts am 21. März über seine Auffassung von Poesie und seine Inspirationen unterhalten.
Wie alles begann
Großmutter und Mutter haben Sagurna schon als kleines Kind regelmäßig Gedichte vorgelesen. Ihm gefiel vor allem die Art, wie die beiden ihre Stimme nutzten, um die Zeilen unterschiedlich zu betonen und damit zum Leben zu erwecken. In der fünften Klasse brachte sein Lieblingslehrer die Schüler dazu, Gedichte zu lesen und auch selbst vorzutragen. Seitdem hat Sagurna nie aufgehört, sich mit der Poesie zu befassen. Anfangs waren es noch die Klassiker, er begeisterte sich für Werke, die durch schöne Rhythmik und Intonation einen Unterhaltungswert boten. Die Freude an der Sprache, die durch diese Gedichte vermittelt wurde, stand damals für ihn im Mittelpunkt.
Die Bedeutung der Poesie für den Autor
Mit der Zeit beschäftigte sich Sagurna immer mehr mit irritierenden und schockierenden Inhalten. Die Gedichte, für die der Autor sich interessierte und die er schrieb, wurden realistischer und kantiger. Die Beschreibung heftiger Zustände und Situationen erhielt so ebenfalls Einzug in sein Verständnis von Poesie. „Manche sagen vielleicht: Das ist für mich kein Gedicht. Das reimt sich nicht mal“. Doch jeder hätte eine andere Auffassung von Poesie, beteuert Sagurna. Gedichte seien innerhalb der Sprache die beste und freieste Möglichkeit sich auszudrücken – sie böten ein wunderbares Experimentierfeld. „Und wenn ich sage, es ist ein Gedicht, dann ist es eins“, sagt er überzeugt.
Inspirationen durch Vergangenheit und Gegenwart
Neben Gedichten befasst sich Sagurna auch mit anderen Textarten wie Romanen oder Novellen. „Ich mag es dem, was nicht so schillernd ist, eine Stimme zu geben“, betont er. Ihn inspirieren unter anderem Geschichten aus der Vergangenheit seiner Familie, die ihren gesamten Besitz verlor und aus Ostpreußen fliehen musste. Sagurna erzählt, dass ihm nahestehende Menschen eine große Inspiration für die Geschichten seien. Die Figuren in seinen Büchern hätten oft Eigenschaften vonMenschen aus seinem Bekanntenkreis. Doch letztendlich würden alle Figuren im Schreibprozess ein Eigenleben entwickeln.
Für seine Publikation „Gedichte ÜberKunst: Poems OnArt“ war die Kunst die größte Inspiration. Hier malt er mit Worten, lässt die Bilder durch seine Gedichte sprechen. Dadurch, dass er die Kunstwerke anderer betrachtet hat und dabei seiner Kreativität freien Lauf ließ, hat der Poet neue Kunst geschaffen.
Auch Hannover dient dem Literatur- und Kunstliebhaber als Inspiration. „Ich mag die Stadt und schätze die Literaturszene sehr“, sagt er, „vor allem aber inspiriert mich mein soziales Umfeld, das ich mir hier aufgebaut habe“.
Sagurnas Meinung zum Tag des Gedichts
Für Marco Sagurna war eine lange Zeit fast jeder Tag ein „Tag des Gedichts“. Seit 2010 postet er fast täglich ein Gedicht auf seinem Facebook-Profil. „Die Gedichte, die ich veröffentliche, haben eins gemeinsam: Irgendeine Zeile hat meine Aufmerksamkeit erregt, und das möchte ich teilen“. Auch heute teilt er noch ab und zu das „Gedicht zum Tag“.
Es gäbe so viele Themen, die durch Gedichte aufgegriffen und anschaulich gemacht werden können. „Gedichte dürfen alles und müssen nichts“, sagt Sagurna. Das sei das Besondere und gerade deshalb sei es so wichtig, am Welttag des Gedichts auf die wunderbare Kunstform aufmerksam zu machen.
Text: Merle Haarstick, Foto: Frank Wilde