Eine Premiere ganz in Schwarz-Weiß: Florian Battermann hat den Kult-Klassiker für die Bühne umgeschrieben und zeigt, was eigentlich hinter den Kulissen der Dreharbeiten ablief.
Hat sich eigentlich schon einmal jemand gefragt, warum in „Dinner for One“ Buttler James in die vier Rollen der Gäste schlüpfen muss? Klar, die offizielle Version ist, dass Miss Sophie ihren 90. Geburtstag feiert und ihre Verehrer schlicht überlebt hat, aber auf die Party nicht verzichten möchte. Doch das ist nur die halbe Wahrheit. Die ganze erzählt uns jetzt Florian Battermann im Neuen Theater. Dort ist die Komödie „Die Wahrheit über Dinner for One“ zu sehen – und die lohnt sich, nicht nur für eingefleischte Fans des Kult-Filmes.
Die Kulisse ist bekannt. Die Treppe, die Tafel, der Kamin, das Tigerfell, über das James später stolpern wird. Alles ist so, wie man es aus dem Film kennt. Ja, sogar die Farbigkeit haben Horst Neumann und Gunter Battermann ins Bühnenbild aufgenommen: Es ist komplett in Schwarz-Weiß. Ein paar Grau- und Beigetöne sind auch dabei, aber es ist alles wie im Film. Sogar die Schauspieler hat Christian Hofmann (Kostüme) in Schwarz-Weiß eingekleidet. Das ist ungewöhnlich, aber gut. Außergewöhnlich groß ist dieses Mal auch die Besetzung, die auf einer der kleinsten Bühne der Stadt spielt. Normalerweise sind es drei Schauspieler, die ein Stück geben, bei der „Wahrheit über Dinner for One“ sind es sechs.
Mit Lügen zum Ziel?
Derjenige, der nach der Pause in „Dinner for One“ unbestritten als Buttler James die Hauptrolle spielen wird, ist Jan Schuba. Doch zunächst ist er Freddie Frinton, der sich plötzlich mit seiner verhassten Ex-Ehefrau May Warden konfrontiert sieht. Sie ist auch Schauspielerin und ersetzt die plötzlich ausgefallene Miss Sophie. Dass der Regisseur im Stück, Edward Taylor (Dimitri Tellis), die beiden überhaupt zusammen auf eine Bühne bringen konnte, ist den Lügen zu verdanken, die er dem Ex-Paar erzählt. Taylor berichtet Warden, ihr Ex sei sterbenskrank und sie könne ihm einen letzten Wunsch erfüllen, indem sie mit ihm auf der Bühen steht. Frinten vertraut er an, dass seine Ex nicht bei der großen BBC-Gala auftreten könne, wenn er mit ihr gemeinsam das Stück spiele. Sie sagt aus Liebe, er aus Boshaftigkeit zu.
Einer nach dem anderen verschwindet
Doch diese Lügen werden sich später aufklären und das Ehepaar zu dem Plan bewegen, einfach sämtliche Mitspieler des Stücks zu eliminieren. Sie wollen nämlich gar nicht spielen. Schon gar nicht zusammen. Ihr Plan: Wenn einfach alle Mitschauspieler weg sind, kann das Stück nicht aufgeführt werden. Dass diese Überlegung nicht aufgehen wird, wissen die Zuschauer, die den Originalfilm kennen: „Dinner for One“ ist ein Stück für zwei Schauspieler. Nihct mehr, nicht wneiger. Doch bis es so weit ist, ist das Spiel ein wenig wie im Kinderlied, in dem einer nach dem anderen verwindet.
Henry King, der den Mr. Pommeroy spielen soll, bekommt Rizinusöl in seinen Gin und verabschiedet sich dauerhaft in die Waschräume. Botond von Gaal spielt ihn als ein wenig selbstverliebten, aber wunderbar sympathischen Tenor, der seine beste Zeit gesehen hat. Laurence Hill ist für den Admiral von Schneider vorgesehen. Maciej Bittner spielt ihn als schlaksigen Jungschauspieler mit James Dean-Ambitionen, der dem vermeintlichen Ruf nach Hollywood nicht widerstehen kann. Regieassistentin Doris Cooper nimmt er gleich mit. Und wer hat es eingefädelt? Klar, das fulminante Ex-Ehepaar Warden/Frinton!
Drei Rollen, eine Schauspielerin
Vor allen Dingen Helene Ruthmann als May Warden hat in diesem Part die Auftritte, die man aus Inszenierungen vom Neuen Theater kennt: Sie spielt nicht nur May Warden, sondern auch eine französische Stewardess oder eine amerikanische Schauspiel-Agentin. Das macht Spaß! Jan Schuba hat seinen besten Auftritt ganz zum Schluss.
Auch wenn es vielleicht dem Stück von Florian Battermann ungerecht gegenüber ist: Auf das eigentliche „Dinner for One“ fiebern eigentlich alle im Zuschauerraum hin. Und es ist großartig, was Jan Schuba da leistet. Er ist Buttler James! Und bei seiner Miss Sophie stimmt sogar das kleine Lächeln. Sie es drum, dass sie bei der Premiere schon Champagner statt Weißwein zum Fisch möchte. Mit einem Lächeln korrigierte sie sich schnell.
Ein Stück für jetzige und spätere Fans
Diese „Wahrheit über Dinner for One“ in der Inszenierung von Kay Szacknys ist eine wunderbare Einstimmung auf die Weihnachtszeit und Silvester. Dass alles in Schwarz-Weiß ist, ist nur konsequent. Ein Stück für Fans – und solche, die es werden wollen!
Text: Heike Schmidt
Fotos: Neus Theater