Der Kunsthistoriker Stephan Schwarzl beantwortet Fragen zu Ihren privaten Kunstwerken.
Text: Stephan Schwarzl Foto: Lorena Kirste
Karin S. schrieb: „Lieber Kunstdetektiv, dieses Gemälde habe ich vor etwa 35 Jahren auf einer Haushaltsauflösung für 150 Mark erworben. Ich gab das Gemälde zu einem Restaurator – dieser machte mich darauf aufmerksam, dass ich einen Johann Wilhelm Preyer besitze. Die Signatur wurde durch UV-Licht sichtbar. Somit handelt es sich wohl um ein hochwertiges Gemälde.“
Stephan Schwarzl antwortet:
Liebe Frau S., dass die Signatur durch das UV-Licht sichtbar wurde, stellt natürlich einen Glücksfall dar. Dennoch wäre eine Zuschreibung als ein Werk Preyers aufgrund der grandiosen Qualität auch ohne Signatur möglich gewesen.
Auf kleinstem Raum wird ein halbierter Pfirsich zum gelb strahlenden Mittelpunkt. Die pelzige Schale steht im Gegensatz zu den glänzenden Kirschen. Dahinter erhalten tiefblaue Weintrauben durch die Lichtspiegelungen eine dreidimensionale Wirkung. Noch ein kleines Insekt auf einer der Beeren, eine Blume, eine kleine Schnecke und fertig ist ein meisterliches Kabinettstückchen.
Johann Wilhelm Preyer wurde 1803 in Reydt geboren und verstarb 1889 in Düsseldorf. Ab 1822 studierter er an der Düsseldorfer Kunstakademie. Schon während des Studiums an der Kunstakademie unternahm er lange Reisen, unter anderem nach Holland, und stellte früh das Stillleben ins Zentrum seines Schaffens. Preyer legte mit seinem Wirken den Grundstein für das Fach Sillleben-Malerei an der Düsseldorfer Akademie und zählt zu den bedeutendsten Künstlern dieser Gattung. Er führte das Früchte-Stillleben zu einer nie da gewesenen Blüte. Preyer gelang es sogar, ein Werk an König Ludwig I. von Bayern zu verkaufen. Viele private Sammlungen und Museen besitzen seine Werke, die sich bis heute größter Beliebtheit erfreuen.
Das macht sich auch auf dem Kunstmarkt bemerkbar. Hohe fünfstellige Preise für großformatige Werke sind keine Seltenheit. Wir haben hier ein durch die Signatur gesichertes, originales und eigenhändiges Werk von Johann Wilhelm Preyer vorliegen. Wahrscheinlich noch mit dem ursprünglichen Rahmen. Die künstlerische Ausführung ist von höchster Qualität. Ein Wert von 25.000 Euro ist sicher realistisch.
Sie haben auch einen vermeintlichen Schatz in Ihrem privaten Fundus? Senden Sie uns Ihre Anfrage samt Fotos des Bildes an: kunstdetektiv@nobilis.de. Vielleicht haben Sie Glück, und der Kunstdetektiv wählt auch Sie aus.