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Ausflugstipps: Gartendenkmal im Einklang mit der Natur

31. Mai 2024

Der Hermannshof in Völksen bietet seinen Besuchern zeitgenössische und experimentelle Kunst aus ganz Europa.

In den Garten voller Schönheit/in den Frieden“, getreu dieser Zeilen des Dichters Otto Julius Bierbaum kauft sich der erfolgreiche hannoversche Möbelfabrikant und Freimaurer Hermann Rexhausen 1915 – im Ersten Weltkrieg – im Springer Ortsteil Völksen ein großes Grundstück in Hanglage am Deister. Es ist Weide, Wiese und Ackerland, aber auch ein Steinbruch-Ödland. Sein Traum: ein friedvoller Sommersitz für sich und seine Familie auf dem Land, fernab der Großstadt. Ein Leben in der Sommerfrische, mit „Flieder, Akazien, Rosen in herrlichster Blüte“. Im Sommer 1920 erfüllt sich mit planerischer Hilfe des Worpsweder Architekten und Bildhauers Bernhard Hoetger sein Lebenstraum von Landschaft und Kunst. Kaum drei Jahre später, am 12. Oktober 1923, verstirbt Hermann Rexhausen im Alter von 47 Jahren jedoch unerwartet an einem Herzinfarkt. Der nach ihm benannte Hermannshof, 25 Kilometer südwestlich von Hannover, fällt danach jahrzehntelang in einen Dornröschenschlaf.  

1992 erweckt ihn der Verein „Kunst und Begegnung Hermannshof“ wieder – und die Vision ihres Begründers lebt auf, blüht, wächst und gedeiht. Spartenübergreifende, vor allem aber zeitgenössische und experimentelle Programme bildender und darstellender Kunst aus ganz Europa beleben seitdem den mehr als einhundertjährigen, einzigartigen Park. Als verwildert-restauriertes Gartendenkmal ist er zum Laboratorium und Spielfeld für gelebte Kultur der Gegenwart geworden. Dafür gibt es regelmäßig regionale und landesweite Kulturpreise. Und der Vereins-Geschäftsführer und künstlerische Leiter Eckhart Liss erhält den Verdienstorden des Landes Niedersachsen sowie den Stadtkulturpreis vom Freundeskreis Hannover.

Ob nun Landwirte ihre Traktoren nach Komponistenwunsch tuckern und aufheulen lassen, Schüler unter Profi- Anleitung tanzen und werkeln oder aber Völkser Chöre auf Griechisch die Vögel des Aristophanes geben: Kunst vom Hermannshof findet ihr Publikum im Dorf und aus der Stadt, unter Jungen und Alten, in Vereinen und Schulen, mit bildender Kunst in Stahl oder Stroh, Landart oder Lichtzeichen. Mit einem Audioguide des von Karl-Heinz Range (hauptberuflich KSG-Geschäftsführer) geleiteten Vereins können sich Besucher sogar selbst auf den Weg durch den Park machen, jederzeit aber auch Führungen vereinbaren. So erfahren sie mehr über dauerhafte Kunst-Installationen, zu denen Stahlskulpturen und ein Schriftfries, fliegende Keile und eine Steinbank gehören.

Nach Voranmeldung hören die Besucher aus Ulrich Ellers Edelstahl-Klangskulptur „HörMal“ dank eingebauter Lautsprecher Klänge, die sich mit den Fahrgeräuschen der nahen Bundesstraße 217 zur entspannenden Komposition mischen. Ein malerisches kleines Teehaus dient zudem Künstlern und Publikum bei den Hermannshofer Pavillongesprächen zum regelmäßigen Austausch.

Wer den Hermannshof in diesem Sommer besucht, erlebt bis zum 9. Juni noch die Ausstellung „Unter allem“ von Heike Kati Barath mit dem Thema Häufungen und Stapelungen. Vom 1. bis 11. August gibt es als inzwischen viertes Open-Air-Projekt mit dem niedersächsischen Theaterkollektiv „Die Compagnie“ dann das Sommertheater „Der Freischütz von Völksen“ – ein theatralisch-musikalisches Spektakel um den Freischütz-Mythos. Am 25. August musiziert außerdem das „Andromeda Mega Express Orchestra“. Bei passendem Wetter im Freien, sonst regensicher unter dem großen Dach vom Haus im Park. Aber auch bei wechselnden Wetterlagen und ohne Kunstprogramm verspricht der Hermannshof-Besuch im Park „Sinneslust und Geistesglück“.

Kunst und Begegnung Hermannshof e.V.  | 
Röse 33 | 31832 Springe-Völksen |  Tel. 05041/776485 |
www.hermannshof.de

TEXT und FOTOS: Torsten Lippelt

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