Ein Stück Torte wie damals bei Oma Traudl und eine Einrichtung so bunt wie bei der vielleicht etwas verrückten Tante Inge. Das sind die Assoziationen, die einem in den Kopf kommen, wenn man das Hofcafé Klein’er Kuhstall in Tinnum besucht.
Text: Marleen Gaida Fotos: Lorena Kirste
Birgit Klein (56) hat 2012 auf dem privaten Biobauernhof ihrer Familie ein Kleinod geschaffen. In dem Café werden sechs Tage die Woche Kuchenspezialitäten wie Rhabarber-Baiser, Eierlikör-Gugelhupf und Käse-Himbeermark verkauft. Ihr Ehemann kümmert sich um die Landwirtschaft mit Schweinen, Hühnern, Dexterrindern und den Milchkühen für den Eigenbedarf, während Birgit Klein am Nachmittag Scharen von Gästen bewirtet.
Bevor sie die Selbstständigkeit wagte, kümmerte sie sich als Hausfrau und Mutter um die Familie, jetzt versorgt sie die Insel-Touristen. „Das Café soll ein Ort der Ruhe und Intimität sein. Man soll so sitzen können, dass der andere Tisch nicht hört, was man sich zu erzählen hat.“
Sitzbänke aus Holze, bordeauxfarbene Wände, giftgrüne Kissen. Es ist bunt in Birgits kleinem Hofcafé und urgemütlich mit einem gewissen Shabby Chic, Vintage-Möbeln sei Dank. In der Küche kümmern sich ein Konditormeister und eine Konditorin täglich darum, dass frische Torten die Küche verlassen. Ein Highlight ist Oma Tonis Marzipan-Mohntorte. Birgit Klein verrät im Gespräch, wer die Dame war: „Oma Toni ist eine alte Morsumerin gewesen. Das Rezept habe ich zu meinem 50. Geburtstag geschenkt bekommen.“
Aber auch der Bienenstich ist einen Besuch wert – die Bild schrieb vor ein paar Jahren, dass es hier den „weltbesten“ gebe. Ohnehin habe es sich jedes Jahr mehr und mehr rumgesprochen, dass das Hofcafé der beste Ort für einen Sylter Kaffeeklatsch sei. Mittlerweile stehen die Gäste schon ab 13 Uhr in langen Schlangen vor dem Hof. „Bis zum Friesenhaus stehen sie dann für ein Stück Kuchen an“, sagt Klein, die über den Andrang auch ein wenig schmunzeln muss, hätte die Hausfrau doch nie mit diesem Andrang gerechnet.
Noch bis zum 29. November möchte sie Gäste bewirten, bevor bis zum 1. März 2021 Winterpause ist und Birgit Klein sich von ihrer turbulenten Sechs-Tage-Woche und einer außergewöhnlichen Saison erholen kann. „Ich bin zuständig für alles, ich bin das Herz des Ladens“, sagt sie und wirbelt wieder herum, um den nächsten Handgriff zu erledigen.
Foto: Finja Schulze