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Marisol Prada macht Yoga in ihrem Haus in Mexico

Marisol Prada – das Haus aus Glas

08. März 2021

Vor drei Jahren hat die gebürtige ­Spanierin und Make-up-Artistin ­Marisol Caballero Prada angefangen, im Dschungel Mexikos ein Haus zu ­bauen. Zur Hälfte aus Glas. 100%  autark und ökologisch. I­nzwischen ist es ihr zweites Zuhause geworden. Eine Geschichte, die Mut und Fernweh macht.
Text: Luisa Verfürth
Fotos: Privat

Marisol Prada und Mexico: Liebe auf den ersten Blick

Portrait Marisol PradaMarisol Caballero Prada, 33,  sitzt 8.900 Kilometer weit von Hannover entfernt auf dem Sofa ihres Hauses. Sonne scheint durch die vielen großen Glasfenster. Hinter ihr sieht man direkt ins Blätterdickicht des Dschungels. Sie sieht entspannt aus. Die Haare raspelkurz. Vor ihr eine Schale Tee. Und draußen Mexiko.
Vor sechs Jahren hat alles angefangen. Es war am Set eines Fotoshootings, als eine Stylistin darüber klagte, dass ihre Freundin, die sie auf einer Rund­reise nach Mexiko begleiten wollte, abgesagt hatte. Jetzt stand sie da. Flug, Unterkünfte, Route – alles war für acht Wochen geplant. Prada wollte eigentlich nach Neuseeland. Sprang aber ein und auf, auf den Zug nach Mexiko.
„Ich bin aus dem Flugzeug gestiegen und war von der ersten Sekunde an verliebt. Mein ganzer Körper hat gebebt, und ich fühlte, das ist ein ganz, ganz krasses Land“, erzählt sie. Der letzte Stopp auf der Rundreise war Tulum. Dort war es komplett um sie geschehen: „Hier findet man noch einmal einen ganz anderen Schlag Mensch. Viel internationaler Tourismus. Aber auch viele Künstler. Kreative Leute. Das hat es mir total angetan.“
Sie fuhr nur drei Monate zurück nach Deutschland, kratzte Geld zusammen, kündigte ihr Festangestelltenverhältnis als Head-of-Make-up-Artist bei einer großen Bremer Firma und flog direkt wieder zurück.

Das Abenteuer nimmt seinen Lauf

Aus geplanten drei Monaten wurden sechs. Marisol Prada fing an, Tauchkurse zu geben, und verbrachte mehrere Stunden pro Tag im Wasser. „Das Öko­system hier und die Natur haben mich einfach unglaublich berührt. Wir sind wie verschmolzen.“
Der Freundeskreis in Mexiko wurde mit der Zeit größer und Prada lernte eine Immobilienmaklerin kennen. Sie erzählte ihr von einem Grundstück, das sie verkaufen sollte, mitten im Dschungel, in der Nähe von Tulum, einer wunderschönen Stadt auf der mexikanischen Yucatán-Halbinsel. Prada begleitete sie zur Besichtigung. „Es war unglaublich. Zu dem Grundstück muss man von Tulum aus eine Zeit mit dem Auto über den Highway fahren und dann führt acht Kilometer vom Haus eine Straße hierher. Als wir damals vor sechs Jahren das Grundstück zum ers­ten Mal besichtigten, musste Don Honorio, der das Gebiet hier wie seine Westentasche kennt und immer noch wie mein Hausmeister hier ist, uns den Weg mit einer Machete frei schlagen.“
Der Käufer hatte damals Interesse. Aber Pradas Wunsch, diesen Ort zu beleben, war stärker. „Als wir durch den Dschungel gestapft sind und hier ankamen, war das wie Magie. Mein Herz hat angefangen, schneller zu schlagen. Und ich habe nur noch gedacht: Ich will das haben.“ Jeden Cent, den sie in den letzten 15 Jahren als Hair & Make-up-Artistin zurückgelegt und erarbeitet hatte, steckte sie in das Grundstück.
Zusammen mit Freund Malte, einem Bauzeichner, skizzierte sie jeden ihrer architektonischen Wünsche. Hundert Prozent autark sollte das Haus werden, mit Solarpanels auf dem Dach, einem Brunnen mit Pumpe, die das Wasser bis aufs Dach pumpt, filtert, für sauberes Wasser, auch Trinkwasser. Und auch eine Kläranlage hinter dem Haus musste her. Für Abwasser, das über einen Filter wieder gereinigt und in die Natur zurückgeführt wird. Der ökologische und nachhaltige Ansatz war ihr wichtig. „Und ich wollte, dass das Haus offen erscheint. Mit viel Glas, damit man wirklich das Gefühl hat, man sitzt direkt im Dschungel.“

Marisol Prada lebt ihren Traum

Über ihre Freundin bekam Prada eine Baufirma vor Ort empfohlen, die sich um die Abwicklung und den Bau des Hauses kümmern sollte, während sie nach Deutschland zurückflog und mehr Geld verdiente, um ihren Traum weiter finanzieren zu können. „Ich vertraute der Baufirma. Und das war ein Fehler. Irgendwann bekam ich ein komisches Gefühl. Ich hatte immer wieder Geld geschickt. Aber keine Fotos mehr bekommen, wie es auf der Baustelle vorangeht. Es hieß immer nur, sie bräuchten mehr Geld. Also flog ich hin.“
Was sie vor Ort vorfand, zog ihr den Boden unter den Füßen weg. Das Haus sollte fast fertig sein. Aber es war nicht weitergebaut worden. Der Bauherr steckte in Schwierigkeiten. Die junge Frau fühlt sich elend. „Seit dem Tod meiner Mutter vor acht Jahren war es das zweite Mal, dass ich wie gelähmt war. Ich hatte wahnsinnig viel Geld verloren. War enttäuscht. Verletzt. Einfach am Boden.“

Angstfrei durch das Leben

Aber sie rappelt sich auf. Arbeitet weiter. Verdient mehr Geld. Sucht sich eine neue Firma und jetzt sitzt sie dort. Allein. Zwischen Affen, Vögeln, Füchsen und Wildschweinen. Mit Papayas im Garten, eigens angebautem Tabak und Chaya, einer mexikanischen Art von Spinat. „Viele fragen mich, ob ich mich nicht unwohl fühle, so allein im Dschungel. Aber nein. Tue ich nicht. Das einzige, was mir draußen bei der Gartenarbeit begegnen könnte, wäre ein Jaguar. Aber von Natur aus sind die eher scheu und meiden uns Menschen. Auch vor anderen Menschen oder davor, dass hier jemand einbricht, habe ich keine Angst. Das ist so weit draußen. Da hätte ich in Tulum mehr Bedenken. Es ist so friedlich hier. Ich stehe mit den Vögeln auf und gehe mit zirpenden Tierchen ins Bett.“
Auf Instagram nimmt Prada ihre Follower mit in ihre zweite Heimat, aber auch in ihren Alltag, den die 33-Jährige mit Meditieren, Yoga und einem gesunden Frühstück beginnt – ausschließlich vegan. „Der Tod meiner Mutter war einer der Impulsgeber, meine Ernährung umzustellen, da sie an Krebs verstarb. Dazu kam, dass ich eine Dokumentation bei BBC gesehen hatte, die mich zum Nachdenken angeregt hat. Wenn die Tür zu einem veganen Leben einmal offen ist, dann ist das wie ein Sog. Danach sah ich auf einmal alles anders. Leider auch, wie unbewusst viele Menschen handeln und gar nichts hinterfragen. Und man sieht diese ganze Maschinerie hinter der Fleisch- und Lebensmittelproduktion. Das war der Punkt, an dem ich entschieden habe, etwas zu machen. Mit Instagram angefangen habe. Meine DIY-Videos angefangen habe. Jetzt sehe ich rückblickend auch erst, wie sehr ich mich verändert habe im Vergleich zu meinem Leben vorher. Schön.“

Wenn man Marisol Prada bei Instagram zuschaut, wie sie auf Pflanzenplantagen Setzlinge für ihren Garten einkauft, wie sie Tortillas aus Bohnen mit Avocado zubereitet oder wie der Himmel über ihrem Bett aufreißt und Sonnenstrahlen den Gesang der Vögel des Dschungels untermalen, dann hat man das Gefühl, dass nichts unmöglich ist. „Ich habe mich immer von meiner Intuition, von meinem Bauchgefühl durch mein Leben leiten lassen. Und vertraut. Vertrau auf dich und deine Intuition. Dann können ganz wunderbare Sachen entstehen.“ Eine davon steht jetzt in Mexiko.

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