Die Suche nach Schönheit ist ein altes menschliches Anliegen und heute in den sozialen Medien allgegenwärtig. Dr. Aschkan Entezami spricht über die Unterschiede zwischen echten Fachärzten und selbsternannten „Schönheitschirurgen“ sowie aktuelle Trends und Entwicklungen in der ästhetischen Chirurgie. Entezami ist Facharzt für Plastische und Ästhetische Chirurgie, seit 24 Jahren ärztlich tätig und seit 13 Jahren Leiter der eigenen Klinik im Pelikan-Viertel. Was müssen Patienten wissen, um sicher und zufriedenstellend behandelt zu werden?
Herr Dr. Entezami, oft wird der Begriff „Schönheitschirurg“ verwendet. Das greift zu kurz?
Der Begriff „Schönheitschirurg“ ist nicht geschützt. Jeder approbierte Arzt kann sich so nennen, selbst wenn er keine chirurgische Ausbildung hat. Es ist wichtig, das zu wissen, denn in den letzten zehn Jahren hat, auch in Hannover, das Angebot im Bereich von Anwendungen, Behandlungen und operativen Eingriffen im Bereich der Plastischen Chirurgie geradezu inflationär zugenommen, auch von fachfremden Anbietern. Und da müssen die Patienten einfach darauf achten, dass es hier große Unterschiede im Qualitätsniveau geben kann.
Wer sich mit dem Thema näher beschäftigt, gewinnt den Eindruck, dass die Klientel für bestimmte Eingriffe immer jünger wird. Was lassen denn junge Menschen, junge Frauen aktuell verändern oder besser gesagt „optimieren“?
Ich denke, man sollte die Dinge nicht zu schnell und zu früh beginnen. Ich führe zum Teil körper- und lebensverändernde Operationen durch – das ist nichts, was man aus dem Moment heraus entscheiden sollte. Das ist mitunter ein Prozess, der über Jahre hinweg reift und gut überlegt sein will. Was bei den jungen Damen zurzeit sehr en vogue ist, sind Lippenunterspritzungen mit Hyaluron: Das ist im Moment ein großer Hype in den sozialen Medien, wo alles auf Außendarstellung und Körperoptimierung fokussiert ist. Aber auch da sollte man sehr dosiert und wohlüberlegt vorgehen. Bei Kollegen, vielleicht auch in anderen Städten, mag das anders beurteilt werden, aber das ist meine Einstellung.
Bei Ihnen ist der Körper vom Gesicht bis zu den Beinen in den besten Händen, außer Nasenkorrekturen, die Sie nicht durchführen, wie Sie sagten. Wie gehen Sie denn vor, wenn jemand mit einem Anliegen zu Ihnen kommt?
Ich berate ausführlich und weise auch auf die Wichtigkeit hin, den richtigen Zeitpunkt zu wählen. Nicht immer muss es sofort eine Operation sein. Es wird abgewogen, ob es Alternativen zu operativen Eingriffen gibt, und die gibt es bei Jüngeren vielfach, während in reiferen Jahren eher die OP das Mittel der Wahl ist. Viele meiner Patientinnen und Patienten kommen zum wiederholten Male zu mir, denn der Körper verändert sich schließlich im Laufe des Lebens. Es hat einen Grund, warum hier auf meinem Schreibtisch ein Spiegel steht. Ich frage zunächst: „Was stört Sie? Was möchten Sie ändern?“, um die individuelle Emotionalität zu klären. Und um auch manchmal ganz ehrlich von einem Eingriff abzuraten. Wenn doch, dann wähle ich einen multimodalen Approach, also ein breit gefächertes Instrumentarium unterschiedlicher Verfahren, die auch kombiniert werden können. Wenn das Ergebnis dann natürlich aussieht, ist es gut gelungen.
Was gibt es denn Neues in Ihrem Fachgebiet?
Der Trend geht klar zu einer ganzheitlichen Betrachtung: also nicht isoliert einzelne Areale fokussieren, sondern am Körper oder im Gesicht Zusammenhänge im Kontext behandeln, gern durch sich ergänzende Verfahren. In meiner Klinik biete ich daher neben meinem umfangreichen operativen Spektrum ebenso viele nicht-operative Verfahren an. Ich lege dabei großen Wert auf Qualität und auf sichere und hochwertige Materialien.
Haben Sie dazu ein Stichwort?
Vielleicht erinnern Sie sich an den Fall der gesundheitsschädlichen Silikon-Implantate aus Frankreich vor einigen Jahren? In Deutschland werden seit diesem Jahr alle Implantate in einem Register erfasst, sodass jederzeit nachvollziehbar ist, aus welcher Quelle sie stammen. Gleichzeitig können alle Implantatdaten zu Forschungszwecken erfasst werden. Und „Made in Germany“ ist immer noch der beste Standard, der auch bei mir zum Einsatz kommt.
Sie ließen es bereits anklingen: Einmal operiert, bedeutet nicht unbedingt ein Leben lang optimales Aussehen. Jeder
muss auch am Ball bleiben und etwas für den Körper tun …
Ganz genau. Die Lebensführung ist immens wichtig, das wissen wir doch alle: Gesunde Ernährung, keine Genussgifte, Bewegung, Sport und Muskeltraining, vielleicht EMS, also Training unterstützt durch elektrische Impulse, das ist der Unterbau für meine Arbeit, zu dem ich jedem rate, lebenslang.
TEXT: Beate Rossbach
FOTOS: Henning Scheffen, AdobeStock