Deutschlands größtes Seefest startet dieses Jahr am 31. Juli. Mit internationaler Kulinarik und bis zu 200 Acts lädt es an 19 Tagen bis zum 18. August auf eine Weltreise rund um den Maschsee ein. Die Nobilis hat den Mann und kreativen Kopf hinter dem Maschseefest, Hans Nolte, Geschäftsführer der Hannover Marketing und Tourismus GmbH (HMTG) gefragt, was es Neues auf dem 37. Maschseefest gibt.
Lieber Herr Nolte, die immer spannende Frage: Was ändert sich dieses Jahr? Oder bleibt alles gleich?
Wir müssen etwas ändern. Wir haben eine dreijährige Ausschreibung, die aufgrund der Pandemie von unserem Oberbürgermeister Belit Onay immer verlängert wurde. Das heißt, wir laufen jetzt ins fünfte Jahr. Was eigentlich nicht möglich ist, normalerweise sind es drei Jahre.
Insofern gibt es eigentlich nicht so viele Veränderungen. Durch Krankheitsfälle haben wir zwei Groß-Aussteller verloren. Daher müssen wir zum Beispiel den Geibel umbauen. Wir werden das Food Village dorthin verlegen, mittwochs bis sonntags wird es dort ein Bühnenprogramm mit Frühschoppen und Livemusik geben, vielleicht etwas Disko, Singer- Songwriter-Konzerte, Abende mit dem Soulclub. Mit Enrico Leone und dem Le Sommelier haben wir zwei Weinlokalitäten am Geibel. Auf der Kinderwiese konnten wir den TKH als neuen Partner gewinnen. Und der Maschsee-Pavillon hat einen neuen Partner und leuchtet dieses Jahr strahlend blau.
Gab es so viele Beschwerden bezüglich der Lautstärke?
Ja, wir haben am Geibel eine Lärmschutzproblematik, die dazu geführt hat, dass wir unterschiedliche Öffnungszeiten haben. Das erste Wochenende dürfen wir bis 2 Uhr morgens öffnen, wie alle anderen auch, das zweite Wochenende muss ruhiger und kürzer werden und das dritte Wochenende darf wieder bis 2 Uhr morgens gefeiert werden. Das ist extrem schwierig für Großveranstalter, weil sie nun mal von diesem Party-Effekt leben und dadurch ihren Umsatz generieren. Und wenn dann ein Wochenende per se schon wegfällt und unter der Woche um 22 Uhr, spätestens 22.30 Uhr Schluss sein muss, dann ist das nicht mehr auskömmlich. Das liegt aber an der Nähe zur Südstadt. Und durchaus berechtigt. Auch an der Nähe zu den Hochhäusern am Maschsee.
Begründen sich die Beschwerden nur durch die Öffnungszeiten des Maschseefestes?
Nein, das ist nur die halbe Wahrheit. Das Ganze ist, dass das Problem die Geibelstraße ist, über die die Menschen nach der Veranstaltung abwandern. Der Abwanderungslärm ist das Problem, nicht das Fest selbst. Dafür sind wir aber nicht zuständig. Deswegen ist diese Öffnungszeitenveränderung, die mit dem Land, der Stadt und der Region vereinbart wurde, so ein Placebo, das nicht wirklich wirkt. Denn die Menschen werden von dem ganzen Maschseebereich über die Geibelstraße in die Südstadt gehen und dann in der Südstadt weiter feiern. Alle Kioske sind in der Südstadt während des Festes meist überlaufen. Wenn es am Maschseefest früher zu Ende ist, gehen die Besucher dorthin. Deswegen bekommen wir inzwischen schon diverse Anfragen, dass wir das Maschseefest wieder länger laufen lassen, damit die Menschen später direkt nach Hause gehen und nicht in der Südstadt weiter feiern.
Wie kompensieren Sie den Wegfall des Altbekanntem am „Geibel“?
Wir müssen etwas umbauen. Am Nordufer werden wir so bleiben wie wir sind, da gibt es nur kleine Veränderungen. Das Westufer wird auch so bleiben. Aber wir werden den Schallschutz des Sprengel Museums zur Südstadt nutzen, um dort einen weiteren Stand zu platzieren. So wird die Loungemeile am Museum entlang dieses Jahr größer. Dafür entfällt aber das Food Village. Mit dem neuen Konzept am Geibel sind wir in der Lage, die Location zu gestalten.
Was folgt hinter dem neu gestalten „Geibel“?
Dort geht es natürlich weiter bis zur Löwenbastion. Das „Halfway-House“ mit dem lockeren Beach Feeling, kombiniert mit der innovativen Küche des „Supperclub 34“, abgerundet mit leckeren Weinen von „Le Sommelier“ ergibt ein einmaliges Erlebnis auf dem Maschseefest. Das ist mit Sicherheit einer der chilligsten Spots am See um Sundowner und gutes Essen zu genießen. Dieser Platz rund um Mario Hassa und sein Team hat sich in den vergangenen zwei Jahren unglaublich entwickelt. Er hat seinen „Supperclub“ wirklich an den See geholt mit einem super Musik-Programm und extrem gute Speisen angeboten, es ist ein traumhafter Sonnenuntergang dort und der Platz ist aus der Schallproblematik raus. So kann man dort auch schöne Musik genießen zum Sonnenuntergang.
Nach der Löwenbastion folgt schon das irische Dorf. Wird dort wieder irisch geschlemmt und getanzt?
Das irische Dorf hatte letztes Jahr gesundheitliche Probleme. Es geht dieses Jahr wieder back to the Roots und wird wieder mehr irisch werden. Ihnen sind dort zwischen Löwenbastion und Aspria natürlich auch räumliche Grenzen gesetzt, und wir wollen das ganze wieder etwas zurückfahren. Es wieder gemütlicher und charmanter machen. Auch die Kinderspielwiese daneben sollte wieder freie Angebote anbieten.
Was geht in einem vor, wenn es wie vergangenes Jahr 19 Tage regnet?
Es war eine Katastrophe. Das war das Schlimmste, was passieren konnte und nach der Corona Pandemie on top für ganz viele Aussteller und Betreiber furchtbar. Umso mehr hoffe ich dieses Jahr auf schönes und gutes Wetter, damit unsere Gastronomen das letzte Jahr wieder etwas gut machen können.
Der Maschseepavillon vor dem Courtyard-Hotel ist immer ein wunderschön beleuchtetes Wahrzeichen, aber auch Hotspot zum Maschseefest, weil man dort nur per Einladung hinauf kommt. Auf visit-hannover.com steht jetzt „Kone Pavillon“. Hat er einen neuen Mieter für die Zeit des Maschseefestes?
Ja. Und wir freuen uns sehr, dass Kone als global agierendes Unternehmen mit finnischen Wurzeln und seiner deutschen Zentrale in Hannover künftig an unserem Standort Flagge zeigt. Kone bietet am Nordufer einen perfekten Ankerplatz für internationale Events und Get-togethers jeglicher Art.
Die Maschseequelle hat sich zu einem beliebten Ausflugsziel während des Maschseefestes entwickelt. Wird es dort wie auch die vergangenen Jahre die beliebten Coverbands wie „Black Rosie“ von „AC/DC“, „Utopia“, die Coverband von Udo Lindenberg und „Buddy & the Cruisers“ geben?
Auf jeden Fall. Die Maschseequelle wird unglaublich gut angenommen und wird dieses Jahr noch größer. Letztes Jahr gab es ja schon 20 Livebands, das wird dieses Jahr bestimmt noch getoppt. Dazu wurde am Montagabend ein Spiele-Abend und Dienstag ein Open-Air-Table-Quiz angeboten. Diese Abwechslung dort gefällt den Besuchern und Besucherinnen, und es ist an der Quelle natürlich auch sehr idyllisch und etwas ruhiger als auf der anderen Seite des Sees. Und so kann man dort schön mit dem Fahrrad hinradeln und auch das Angebot im Biergarten genießen, der jeden Tag ab 15 Uhr geöffnet ist. Sonntags sogar ab 11 Uhr.
Bleibt die Hauptbühne am Nordufer?
Ja, sie hat sich auf der Seite zum Sprengel Museum sehr gut etabliert und wird inzwischen auch vom Madsack Verlag mit bespielt. Das Rendezvous, welches Christoph Dannowski früher im Stadtpark moderiert hat, findet jetzt mit ihm, unterstützt von seiner Kollegin Josina Kelz, an den bekannten Tagen am Maschsee statt, und abends gibt es wie gewohnt ein gemischtes Musikprogramm. Das wird aber final erst Anfang Juli stehen. Sicher ist aber, dass wir mit der Band „Munique“ zum Auftakt starten. Das ist inzwischen ein schönes Ritual geworden.
Wieviel Kraft kostet es, jedes Jahr das Maschseefest zu planen, durchzuführen und dafür als Gesicht nach außen zu treten?
Auf jeden Fall viele graue Haare (lacht). Nein, im Ernst, wir machen das Maschseefest mit der Hannover Marketing jetzt seit 14 Jahren. Damals habe ich es auch nur deswegen übernommen, weil ich gesagt habe: „Entweder ganz oder gar nicht“. Ich wollte weg von Currywurst und Bier, wie es einst einmal angefangen hat. Hin zu einem Fest um den See, welches eine kulinarische Vielfalt zeigt und ein Highlight für Hannover verkörpert. Das haben wir geschafft, aber es ist eben auch ein Kraftakt, vor allem, weil wir das Ganze mit einem Team von vier Kollegen innerhalb der HVG stemmen und neben dem Maschseefest ja auch noch den Raschplatz bespielen. Zurzeit gerade mit dem Public Viewing zur EM. Aber es ist jedes Jahr wunderbar zu sehen, dass nicht nur das Maschseefest gut besucht ist, sondern in der Zeit natürlich auch alle Hotels ausgebucht sind und die Stadt wahrgenommen wird. Das liegt uns als Hannover Marketing natürlich am Herzen. Das sind am Ende Bilder, die um die Welt gehen und zeigen, wie schön unser Hannover ist.
Es gibt mehr als 4000 Sitzplätze rund ums und sogar auf dem Wasser, mit Restaurants und Länderkonzepten aus Mexiko, Japan, Syrien, Irland, Spanien oder Deutschland. Wo verweilen Sie gern?
Ich mag das „Halfway House“ von Mario Hassa und dem „Supperclub“, nicht nur wegen des Essens, auch wegen des tollen Sonnenuntergangs. Das „Tulum“ und das „800 Grad Lindenblatt“ machen auch einen tollen Job, vor allem auch die Winzerabende und Tastings im „Lindenblatt“ waren sehr beliebt und durchweg ausgebucht. Aber ich freue mich natürlich auf alle Gastronomen und besuche auch alle immer wieder.
Das Maschseefest gehört zu den Top Ten von Europas Food Festivals, habe ich das richtig gelesen?
Ja, und da sind wir wirklich stolz drauf. Das Maschseefest in Hannover ist von dem internationalen Reiseportal „Big 7 Travel“ 2022 auf Platz 9 der besten Sommerfestivals für Genießer gewählt worden. Es gehört als einziges Fest in Deutschland zu den zehn besten in der Liste. Vor dem Oktoberfest in München! Die Experten bezeichneten es als „Paradies für Feinschmecker“. „Mit der Auszeichnung ist das Maschseefest einmal mehr international sichtbar, das ist eine Wertschätzung für alle Beteiligten.
Werden dieses Jahr die 2,2 Millionen Besucher von 2022 geknackt?
Ich verstehe die Frage nicht.
Interview: Luisa Verfürth