Ein Boom, der bleibt: Das elektrisch unterstützte Fahrradfahren hat
sich zu einem bedeutenden Bestandteil der Mobilität entwickelt und findet immer mehr Liebhaber.
Elektrofahrräder, auch E-Bikes oder Pedelecs genannt, haben die Art und Weise revolutioniert, wie Menschen sich auf zwei Rädern fortbewegen. Insbesondere im Stadtgebiet erfreuen sich E-Bikes großer Beliebtheit, aber auch im Umland und in der Region Hannover setzen sie sich immer mehr durch. Kein Wunder: Mit der elektrischen Unterstützung können auch weniger trainierte Radfahrer längere Strecken bewältigen, unebenes Gelände spielend überwinden und dabei sogar Spaß haben. Plötzlich scheint die Pendel strecke zum Beispiel von Lenthe oder Langenhagen ins Innenstadtbüro gar nicht mehr so weit.
Reine Statistik
Der Markt für die Elektroräder boomt. Im vergangenen Jahr wurden erstmals mehr Räder mit Elektro-Antrieb verkauft als ohne. Für den Allgemeinen Deutschen Fahrrad Club (ADFC) Region Hannover, die Interessenvertretung für Radfahrer, ist dies übrigens reine Statistik, denn „wir sehen E-Bikes wie ganz normale Fahrräder“, sagt Vorständin Annette Teuber: „In unserer Arbeit unterscheiden wir nicht zwischen dem klassischen und dem elektrisch angetriebenen Rad. Wir begrüßen, dass E-Bikes den Pendlern längere Strecken erlauben und mehr Menschen aufs Rad bringen, die das ansonsten nicht mehr gekonnt hätten.“
Das "unsichtbare" E-Bikes
Zugegeben: Die ersten E-Bikes waren schwer, unhandlich, eher leistungsschwach und sahen nicht besonders sportlich aus. Über die Jahre investierten die Hersteller kontinuierlich in die Verbesserung von Motorleistung, Batteriekapazität und Fahrkomfort. Die aktuellen Modelle sind nicht nur leichter und schnittiger, sondern vor allem auch technisch hochgerüstet mit verschiedenen intelligenten Assistenzsystemen und vor allem mit leistungsstarken
Lithium-Ionen-Batterien, die eine längere Reichweite und kürzere Ladezeiten bieten. Der neueste Hit ist das „unsichtbare“ E-Bike: ein Rad, dem man von außen nicht ansieht, dass es elektrisch unterstützt fährt.
Ist E-Bike fahren Sport?
Untersuchungen zeigen, dass die Käuferschaft sehr vielfältig ist. Die Altersgruppe Ü60 macht nur rund 15 Prozent des Gesamtmarkts aus. E-Bikes werden beispielsweise auch von jungen berufstätigen Pendlern geschätzt, die flexibel und umweltfreundlich unterwegs sein wollen, ohne sich um volle Bahnen, Staus oder Parkplätze sorgen zu müssen.
Viele ältere Menschen schaffen sich ein E-Bike für die Freizeit an, um länger mobil und sportlich zu bleiben und zum Teil lange Ausflüge durch die Landschaft zu unternehmen.
Und besonders die boomende neue Lastenrad-Variante mit Kindersitzen und Stauraum ermöglicht es jungen Familien, im Stadtverkehr auf das Auto zu verzichten und die
Kids sportlich und mit Spaß herumzukutschieren – gutes Wetter vorausgesetzt. Interessant ist: Eine Studie des Fahrradhändlers XXL hat ergeben, dass etwa die Hälfte der EBike-Radler zugleich noch ein konventionelles Bike besitzt und auch gerne nutzt.
Sportlichkeit hin oder her – Umfragen zeigen, dass das Hauptmotiv für die Anschaffung eines E-Bikes in erster Linie die Bequemlichkeit ist. Die Kombination aus geringerer körperlicher Anstrengung, Spaßfaktor, mehr Ausdauer sowie Verbesserung der Fitness ist für den größten Teil der Käufer der wichtigste Faktor. Dennoch,
die gute Nachricht für alle Couch-Potatoes ist: Trotz der relativ entspannten Art der Fortbewegung bleibt das elektrisch unterstützte Radeln ein Sport. 2023 haben Forschende der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH) in einer groß angelegten Studie nachgewiesen, dass E-Bike-Radeln sich positiv auf die Fitness- und Gesundheitsdaten auswirkt.
„Ein klarer Mehrwert für die Gesundheit“
„Entgegen vieler Vorurteile zeigen die Zahlen, dass Muskeln und Herz-Kreislauf-System beim Pedelecfahren nahezu so gefordert werden wie beim herkömmlichen Radfahren“, erklärt Hedwig Theda Boeck, wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Klinik für Rehabilitations- und Sportmedizin der MHH. „Wir haben zudem herausgefunden, dass die Pedelecfahrer öfter das Auto durch ihr Pedelec ersetzen, als es die anderen Radfahrer tun – ein klarer Mehrwert für ihre Gesundheit.“ Laut Studie waren die EBiker rund 135 Minuten pro Woche mit ihrem Rad unterwegs und haben sich die meiste Zeit gesundheitlich effektiv bewegt – obwohl sie das kaum als anstrengend wahrgenommen haben. Auf diese Weise erreichten sie bereits zwei Drittel des WHO-Bewegungsziels von 150 Minuten moderater Aktivität pro Woche.
Gutes Gewissen inklusive
Eine weitere wichtige Rolle spielen natürlich Umweltaspekte: E-Bike-Radler sind sich bewusst, dass ihre Fortbewegung im Vergleich
zum Auto die umweltfreundlichere Alternative ist. Ein Viertel ersetzt das Auto ganz oder teilweise durch das E-Bike. Die Stadtverwaltung plant übrigens, bis zum Jahr 2025 den Anteil
des Radverkehrs am Gesamtverkehr der Stadt auf 25 Prozent zu steigern. Könnte sein, dass die E-Biker auf Hannovers Straßen dazu einen wesentlichen Beitrag leisten werden.
Text: Catrin Kuhlmann
Beitragsbild: adobe.stock/Halfpoint