Alle Jahre wieder: Neues Jahr, neuer Vorsatz. Die Nobilis hat mit Diplom-Psychologin und Coach Dr. Ester Kuhlmann gesprochen. Sie verrät, wie Sie gute Vorsätze durchhalten und umsetzen.
Interview: Fenja Basen, Foto: Heiko De Groot
Gibt es einen Tipp, wie man einen Vorsatz wirklich umsetzen kann?
Zunächst einmal: Es gibt zwei verschiedene Arten von Vorsätzen: Beim einen lässt man etwas weg, beim anderen fügt man etwas hinzu. Daher sollte man sich zunächst überlegen, in welche Kategorie der Vorsatz fällt.
Und dementsprechend muss ich anders handeln?
Ja. Geht es bei dem Vorsatz um das Weglassen – zum Beispiel mit dem Rauchen aufzuhören – ist dieser deutlich schwieriger einzuhalten. Alte Verhaltensmuster sind härter zu durchbrechen. Neue Sachen hinzuzufügen – zum Beispiel mit Sport anzufangen – ist deutlich leichter. Allerdings besteht das Problem, dass man die Sache vorher nicht „gebraucht“ hat – deswegen fällt es einem oft leichter, den Vorsatz über Bord zu schmeißen.
Personen sind aber unterschiedlich…
Tatsächlich spielt auch die individuelle Persönlichkeit eine große Rolle. Der Vorsatz muss bestenfalls zu der Persönlichkeit des Menschen passen. Jemand, der besonders introvertiert ist, sollte sich nicht vornehmen, vom neuen Jahr an jede Woche auf eine Party zu gehen. Das wird nicht funktionieren.
Generell gilt: Niemals zu viele oder zu große Vorsätze setzen. Das ist dann eher kontraproduktiv. Lieber kleine Ziele setzen.
Wie kann ich mich motivieren, um meinen Vorsatz einzuhalten?
Wichtig ist, dass man sich nicht umkrempelt. Man sollte den Vorsatz für sich selbst machen und nicht für jemand anderen. Das sollte man sich bei Selbstzweifeln vor Augen halten.
Das Belohnungssystem spielt ebenfalls eine große Rolle. Der Vorsatz sollte nicht als Stachel gesehen werden, der ab und zu etwas sticht, sondern als Geschenk. Man sollte sich selbst belohnen, denn so steigt die Motivation weiterzumachen. Dennoch gilt: viele, kleinere Belohnungen – zum Beispiel jeden Monat eine- sind besser, als eine große Belohnung im ganzen Jahr. Durch kleine Geschenke, die man sich selbst macht, steigt die Produktivität.
Sollte man von seinem Vorsatz erzählen?
Ich würde das nicht tun. Das erhöht zwar den gesellschaftlichen Druck, allerdings könnte dies kontraproduktiv sein: bei Misserfolgen könnten negative Reaktionen von außen kommen, welche sich dann wiederum negativ auf einen selbst auswirken.
Und: Konsistenz statt Intensität. Man sollte auch nachsichtig mit sich sein. Wenn mal einen Tag kein Sport gemacht wurde, muss nicht gleich der ganze Plan über Bord geworfen werden. Kontinuierlich dranbleiben ist hier das Stichwort.
Gibt es einen optimalen Zeitpunkt, um sich einen Vorsatz zu setzen?
Einen optimalen Zeitpunkt gibt es nicht. Generell kann jedes Ereignis im Jahr ein Grund sein, um sich einen Vorsatz zu nehmen. Wenn man zum Beispiel im Mai Geburtstag hat, kann man das als Anlass nehmen, um sich einen Vorsatz zu setzen.
Sollte man aber ab Januar/dem neuen Jahr starten wollen, ist es wichtig, dass man sich bereits im Dezember einen Plan macht. Einen Plan darüber, was man erreichen möchte und wie der Weg zum Ziel aussehen soll. Es müssen erst bestimmte Faktoren – wie der Weg zum Ziel- für sich selbst analysiert werden, bevor man mit dem Vorsatz starten kann. Mit einem guten Plan und realistischen Zielen kann dann am 1. Januar gut vorbereitet gestartet werden.