„Wenn du bis zum Ende Deines Lebens ein Kleidungsstück tragen dürftest, welches wäre das?“
Solche Fragen stellt mir meine Tochter gern mittags beim Essen. Oder: „Wenn Du eine Modekollektion entwerfen würdest, welches wäre dein Signature-Piece?“ Bei beidem wäre es für mich der Blazer. Ein Leben ohne meinen oversize geschnittenen Smokingblazer kann ich mir schwer vorstellen. Ich trage ihn über Lingerie Tops zu weiten Jeans, über Rollkragenpullovern zu schwarzen Latexröhren, über weißen T-Shirts, über Kleidern, in denen ich mich zu nackt fühle, er passt immer. Vielleicht fühle ich mich deswegen so zu YSL hingezogen. Er gab uns 1966 die Tuxedo Power, in dem er den ersten Smoking für Damen erfand, der dieses Jahr bei YSL erneut – mit Krawatte! (Achtung Stylingtipp!) neu gefeiert wird. „Für eine Frau ist ,Le Smoking‘ ein unverzichtbares Kleidungsstück, mit dem sie sich ständig in der Mode wiederfindet, denn es geht um Stil, nicht um Mode. Mode kommt und geht, aber Stil ist für immer,“ so Yves Saint Laurent.
Heute, fast 60 Jahre später, hat sich daran nichts geändert. Balenciaga hat erst in der vergangenen Saison wieder mit Blazern für Furore gesorgt, die so breite Schultern hatten, das man nicht gerade durch eine Tür gehen konnte (Stichwort Schulterpolster- Superpower). Givenchy stylte jüngst für F/S 2026 Smokingkleider, die umgedreht auf den Models saßen, also mit der Knopfleiste zum Rücken. Für meine DJ Performances habe ich mir gerade einen eigenen Blazer kreiert, in dem ich das Rückenteil habe rausnehmen lassen. So gibt er mir vorn eine Rüstung und verführt am Rücken mit nackter Haut. Stärke und Verletzlichkeit treffen aufeinander. Sie sehen, ohne Blazer geht es nicht. Auch Julia Roberts in Pretty Woman ließ ihn sich von Richard Gere schützend über die Schultern legen. Aber auch für alle, die noch keinen perfekten Blazer gefunden haben hat YSL einen Rat: „Das schönste Kleidungsstück für eine Frau sind die Arme des Mannes, den sie liebt. Für die, die dieses Glück nicht haben, bin ich da.“ Haben sie einen wundervollen Mai, Ihre Lou
Text: Luisa Verfürth
Foto: Irina Voronov
