Die Außendarstellung ist suboptimal? Ein Fall für die hannoversche Imageberaterin und Auftrittstrainerin Birgit Jakobowsky.
Text: Jörg Worat, Fotos: Lorena Kirste
Die Dame am Konferenztisch haut eine Mitteilung raus: „Ich mache ab nächster Woche Urlaub, Flug ist schon gebucht“, lässt sie mit penetranter Wurschtigkeit wissen. „Dem Chef habe ich‘s gesagt, du übernimmst dann die Vertretung.“ Das lässt sich die derart angesprochene Kollegin nicht bieten. Sie erhebt, zunächst dezent, Einwände und wird, als das nichts fruchtet, deutlicher: „Geht nicht, so etwas musst du vorab mit mir absprechen.“ Die Folge dieser klaren Ansage ist Irritation: „Dann hast du auch was gut bei mir“, heißt es schließlich wenig überzeugend. Keine Chance: „Ich habe schon genug gut bei dir. Ich übernehme die Vertretung nicht.“ Ende der Debatte.
Ein solches Durchsetzungsvermögen hätten Sie auch gern? Dann trifft es sich ja günstig, dass dergleichen erlernbar ist. Genau das geschieht in der geschilderten Szene, denn diese Auseinandersetzung ist gestellt: Schauplatz ist ein Seminarraum im Hanns-Lilje-Haus, und die unkollegiale Möchtegern-Urlauberin wird von Birgit Jakobowsky gemimt, ihres Zeichens Imageberaterin und Auftrittstrainerin. Die ihr da die Stirn bietet, heißt Niuscha und ist als Key-Account-Managerin bei einer hannoverschen Versicherung tätig, die ihr nun ein Einzelcoaching vermittelt hat. Zielsetzung: Die junge Mitarbeiterin soll künftig Präsenzschulungen vor Gruppen durchführen.
Eine intensive Beratung
Einen Tag lang wird sie nun von Birgit Jakobowsky auf diese Aufgabe vorbereitet. Das Duo hat zunächst eine Selbst- und Fremdbildanalyse durchgeführt: Dabei legt die Beraterin einen Stapel von Din-A-4-Fotografien vor, aus denen es auszuwählen gilt. Niuscha hat sich dabei unter anderem für eine Außenaufnahme von einer Menschengruppe mit Hund entschieden, und wir bekommen noch einmal vorgeführt, welcher Dialog sich daraus entwickelt hat. Für die Versicherungs-Mitarbeiterin war das entscheidende Element das Tier gewesen. Sie erzählt, dass die Familie selbst einen Hund besessen hätte, und antwortet auf Birgit Jakobowskys Frage, was sie damit primär in Verbindung bringen würde: „Loyalität“. Hätte sie denn schon Illoyalität erlebt? „Ja.“ Privat oder im Beruf? „Beides.“ Welche Auswirkungen hat illoyales Verhalten im Kollegium? Und schon sind wir bei einem Thema, das in der Gruppenarbeit eine entscheidende Rolle spielt.
Die nächste Übung: „Adler, Löwe, Stier“
Wir sind am Nachmittag dazugestoßen, und das Coaching ist stärker in die Aktionsphase vorgedrungen. Die nächste Übung hat den schönen Namen „Adler, Löwe, Stier“, und es geht um Körperarbeit. Wie erzeugt man physische Präsenz – sicherlich besonders wichtig für jemand wie Niuscha, die von eher zierlicher Gestalt ist. Das gerät aber schnell in Vergessenheit, wenn sie nach Birgit Jakobowskys Anweisungen beim Auf- und Abgehen nacheinander den Kopf hebt, den Oberkörper und die Hüftpartie vorschiebt – zunehmend entsteht der Eindruck, hier einer ebenso charakterstarken wie sympathischen Persönlichkeit zu begegnen. Von der man sich wohl auch gerne schulen lassen würde.
Und auch das bekommen wir vorgeführt: Niuscha begrüßt eine imaginäre Gruppe, stellt sich vor und leitet elegant zum Thema Teamwork über, indem sie auf das Bild von Orchester und Dirigent hinweist: „Ich spiele selbst Geige“, lässt sie beiläufig einfließen und zeigt damit, dass hier von echtem Erleben und nicht nur von Symbolkraft die Rede ist. „Das Geigenspiel ist bei unseren Gesprächen zum Vorschein gekommen“, sagt Birgit Jakobowsky, „und wir haben beschlossen, eine Verbindung zu schaffen zum Versicherungsprodukt mit seinen einzelnen Elementen und der Metapher ,Orchester‘.“
Beratung mit Fokus auf Details
Überhaupt beweist die Beraterin immer wieder den Blick fürs Detail, weist hier auf die Handstellung hin, da auf die Bedeutung des Augenkontakts, dort auf den Balanceakt zwischen Intro- und Extrovertiertheit. Kritisiert zuweilen behutsam und lobt noch sehr viel häufiger: „Klasse!“, „Super!“, „Wow!“ Kurz, alles in allem ein intensiver Tag, an dessen Ende Niuscha sagen wird: „Ich gehe hier anders raus, als ich reingekommen bin.“
Da ist sie nicht die einzige. Birgit Jakobowskys Dienste werden viel in Anspruch genommen, und ihre Referenzliste liest sich höchst beeindruckend: Prominente Namen finden sich da, und zwar aus unterschiedlichen Bereichen von Banken/Versicherungen über die Kirche bis hin zur Politik. „Das wollte ich immer so haben“, sagt die 55-Jährige. „Keine Vorab-Ausgrenzung eines Bereichs. Männer und Frauen, jung und alt. Dieses Prinzip hilft mir, selbst flexibel zu bleiben und nicht in irgendeiner Routine zu erstarren.“ Alle Trainingsprogramme sind hier übrigens Eigenbau – Birgit Jakobowsky übernimmt nicht einfach nur vorgegebene Schemata.
Vom Tanz zur Beratung
Wie ist sie denn zu ihrer Tätigkeit gekommen? „Als Teenager habe ich in mein Tagebuch geschrieben: Entweder werde ich Beraterin oder Tänzerin.“ Tatsächlich tummelte sie sich zunächst ausgiebig auf der Bühne: Kulturfreunde erinnern sich vielleicht noch an ihre Auftritte im Tanztheater-Ensemble von Katinka Zechner oder bei der freien Theatergruppe „Hebebühne“. Es erstaunt also nicht, wenn sie heute so überzeugend die eingangs geschilderte Urlaubszicke spielen kann.
Diese Tätigkeiten machten zwar viel Spaß, aber „irgendwann habe ich mich gefragt, weshalb so viele Künstler eine Wirkung entfalten und andere Menschen nicht.“ Es folgte ein Studium der Sozialpsychologie in Hannover und Lyon, schließlich der Sprung in die Selbstständigkeit auf dem Beratungssektor.
Auch Politiker bekommen eine Beratung
Zunächst stand eher die klassische Farb- und Stilberatung im Vordergrund, die auch heute noch eine allerdings untergeordnete Rolle spielen kann – wenn da jemand einen Vorstandsposten anstreben und zum Coaching mit pinkfarbenem Schlips und neongrünen Socken erscheinen würde, hätte Birgit Jakobowsky wohl schon noch ein paar Anmerkungen parat. Doch inzwischen denkt sie in größerem Maßstab, leitet zudem Seminare und hält Vorträge.
Bei Politikern hält sie übrigens in allererster Linie drei Kategorien für erfolgversprechend: Sympathiewerte, Stimmigkeit und Power. Besonders gut schneidet nach ihren Kriterien Marie-Agnes Strack-Zimmermann ab, und Robert Habeck scheint voll im Trend der Zeit zu liegen: „Hohe Sympathiewerte, gepaart mit Ehrlichkeit und analytischem Verstand. Aber seine Stimmführung ist nicht perfekt …“
Mehr über Birgit Jakobowsky auf www.jakobowsky.com
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