Wie sähe es wohl aus, wenn Kim Kardashian mit Liz Hurley Feiern ginge? Wahrscheinlich so, wie es sich Ioanna Karagiannidou vorstellt. Fast 30 Jahre nach dem ikonischen „That Dress“ von Gianni Versace, mit dem Liz Hurley über Nacht berühmt wurde, haben wieder Sicherheitsnadeln eine zentrale Rolle. Sie halten vorn den Ausschnitt des schwarzen Jumpsuits zusammen, den das Model während der „New Perspectives“-Show der Fahmoda zeigte.
Text: Heike Schmidt, Fotos: Thomas Schirmacher
Für einen Abend gehörte den Absolventinnen und Absolventen sowie den Studierenden der Laufsteg in der Orangerie in Herrenhausen. Sie bewiesen, dass manch ikonischer Klassiker durchaus weiterentwickelt werden kann – und das mit Spaß und Augenzwinkern. So war beispielsweise im Bereich „Tradition never dies“ ein Oberteil zu sehen, das rückwärtig wie ein Rucksack zum Anziehen war: Wasserflasche, Blumenstrauß und Brotbox – alles wird praktisch in Fächern auf dem Rücken untergebracht.
Vielfalt auf der Fahmoda Show
Vom Lebensstil in Versailles ließ sich Henrike Zawallich zu ihrer Kollektion „le grand corps“ inspirieren. Klar, dass da Corsagen eine große Rolle spielen. In Vivienne Westwood-Manier werden sie hinten geschnürt. Dazu ein wenig Gothic-Flair, üppige Perlenreihen à la Chanel – fertig ist der Abend-Look für Dark-Ladies. Sie gewann den Jury-Preis für das beste Design.
Antonia Pilar Mai hat sich für ihre Kollektion Meraki von den Bildern Gustav Klimts inspirieren lassen. Ihre Kollektion ist in Gold-, Bronze- und Nudetönen gehalten. Aufgesetzte Blumen verdecken auf durchsichtigen Spitzenoveralls entscheidende Stellen und lassen ihre Trägerin als erotisch-bedrohlicher Verführerin erscheinen. Für ihre wunderbare Verarbeitung erhielt sie den Preis der Jury.
„Love Affair – gefährliche Versuchung“ hat Marie Baustian ihre Kollektion überschrieben. Inspiriert von Aphrodite, der Göttin der Schönheit, setzt sie auf die Farben Rot, Weiß und Schwarz. Paula Sawatzki hat sich von den bunten Kacheln Lissabon, den „Azuleijos“, zu ihrer fröhlich-sportlichen und sehr tragbaren Kollektion inspirieren lassen.
Katharina Welz setzt bei ihrer „Transformation“-Kollektion auf Veränderung: Das, was im Bereich der Trekkingmode durchaus gängig ist, überträgt sie auf eine Business-Kollektion. Ärmel von Sakkos wie von Blusen sind abtrennbar, Hosenlängen per Reißverschluss einfach kürzbar.
Inklusive Fashion
Funktional und besonders schön sind auch die Dinge, die Ann-Sophie Schälicke erdacht hat. Sie denkt vor allem auch an Rollstuhlfahrer. Gerade sie haben oftmals mit längeren Mänteln ein Problem, da die starren, langen Kleidungsstücke sie in der Bewegungsfreiheit einschränken. Ann-Sophie Schälicke, die selbst im Rollstuhl sitzt, hat einen cremefarbenen Mantel hinten so geschlitzt, dass die Trägerin bequem im Rolli sitzen kann und der Mantel die Beine trotzdem wunderbar umfließt.
Die junge Designerin setzt zudem auf einfache Verschlüsse, so dass das Anziehen auch im Sitzen sehr gut möglich ist. Diese Kollektion ist nicht nur sehr durchdacht, sondern auch ein Beispiel für gelebte Inklusion – denn selbstverständlich sind ihre Stücke auch von Menschen ohne Behinderung zu tragen. Für die Performance ihrer barrierefreien Kollektion erhielt sie gemeinsam mit Ioanna Karagiannidou, die ein eigenes DJ-Pult mit auf den Laufsteg brachte, den Preis der Jury für Performance und Darstellung.
Max Kopp setzt ganz auf sportlich-inspirierte Kleidung: Sein Tennis-Dress, Pullunder und Hemden in Creme machen sich auch im Büro gut. Die kurzen Jacken mit bauschige Tüll-Ärmeln zu schwarzen Satin-Shorts kommen auch im Club gut. Sporty-Spice der 90er würde sich freuen.
Regisseurin Franziska Stünkel, der ehemalige Direktor der Herrenhäuser Gärten, Ronald Clark, und der Präsidenten des Landesamtes für Bau und Liegenschaften, Gert Leissing, waren genauso begeistert wie Fahmoda-Chef Thorsten Max Volmary von der Show. Es gab durchaus „New Perspectives“ zu sehen – auch wenn manche Standpunkte schon dreißig Jahre zurück liegen. Die Absolventinnen und Absolventen zeigten grenzenlose Mode – barrierefrei und über Generationen hinweg tragbar.
Liz Hurley würde sich wahrscheinlich wirklich sehr gut in dem Sicherheitsnadel-Jumpsuit machen und sich freuen, wenn sie mit dem dicken Baddie-Plüschmantel im Divenlook über den roten Teppich zum Techno-Revival mit den Kardashians stolzieren könnte. Mode, die Generationen verbindet, hätten sie ja schon.