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Frauenpower: Frauen in Vorständen

08. März 2023

Stephanie Pätsch und Kerstin Berghoff-Ising haben nicht nur das gleiche Alter – sie haben sich beide ihren beruflichen Weg hart erkämpft. Nun sitzen beide Frauen in Führungspositionen und blicken auf die vergangenen Jahre zurück.
Text: Fenja Basen, Fotos: Fenja Basen, Stephanie Pätsch, Krückeberg und Sparkasse Hannover

Als Frau beim Fußball: Stephanie Pätsch

Seit 40 Jahren spielt sie Fußball. Seit fast zehn Jahren ist Stephanie Pätsch im Vorstand des Niedersächsischen-Fußballverbands e.V. für den Kreis Region-Hannover. Doch der Weg dahin war nicht immer leicht. Für Stephanie Pätsch ist Fußball mehr als nur ein Hobby. „Die Arbeit beim NFV ist ehrenamtlich, doch manchmal arbeite ich 30 Stunden dafür“, erzählt Pätsch. 30 Stunden und nebenbei noch einen Vollzeit-Job. Sie kennt in der Region Hannover fast jeden, der etwas mit Fußball zu tun hat und fast jeder kennt sie.

Frauen müssen sich durchkämpfen

Seit eineinhalb Jahren ist die 57-jährige erstmals nicht mehr die einzige Frau im Vorstand. Doch zuvor musste sich Pätsch mehrere Jahre allein Gehör verschaffen. Und das war nicht immer so einfach, verrät sie. „Man muss sich schon durchkämpfen, sonst wird es schwer“, so Pätsch. Sei man eher ein stiller Mensch, habe man kaum eine Chance in einer Vorstandssitzung gehört zu werden. Viele Männer gegen nur eine Frau, heißt es da. Doch von diesem „nur“ ließ sich Pätsch nicht abbringen.

Die Fußball-Liebhaberin kämpfte sich durch und verschaffte sich somit den Respekt, den sie verdient hat. Ansonsten hätte sie keine schlechten Erfahrungen gemacht. Es gab vor ihr keine Frauenfeindlichen Kommentare. „Vor mir hat nie jemand etwas Negatives gesagt. Wenn war es hinter meinem Rücken“, stellt Stephanie Pätsch schmunzelnd fest.

Mehr als Sport

Als Vorsitzende im Ausschuss für Frauen- und Mädchenfußball ist sie für die Mädchen viel mehr als nur eine Trainerin. Sie ist eine Freundin, Mentorin und für Einzelne eine Mutterfigur. Die 57-jährige präsentiert Stärke und beweist, dass man auch als Frau in einem Männerberuf ganz weit nach oben kommen kann. „Man braucht Leidenschaft und definitiv Durchhaltevermögen“, resümiert Pätsch. Der Fußball hat in Stephanie Pätschs Leben eine große Bedeutung – und das bereits seit vielen Jahrzehnten. Die Leidenschaft für den Ballsport hat sie vermutlich von ihrem Vater geerbt, meint sie. „Das wurde mir so in die Wiege gelegt. Generell ist meine Familie sehr Sport-Affin“, verrät die ehemalige Fußballerin.

Und wie ihr das in die Wiege gelegt worden ist: Denn Pätsch hat nicht nur einfach so in der Freizeit gespielt. Sie hat sogar in der Frauen-Bundesliga gespielt und galt als Naturtalent. Doch mehrere starke Sportverletzungen, wie ein Kreuzbandriss, führten zu unzähligen Operationen und schließlich zum Karriereende der 57-jährigen. Doch davon ließ Stephanie Pätsch sich nicht runterziehen und erkämpfte sich den Weg in den niedersächsischen Fußballvorstand für die Region Hannover. „Selber spielen ist schön, ja. Aber es gibt nichts Besseres. Als das Gefühl, wenn die Mannschaft gewinnt, die man coacht“, verrät sie mit strahlenden Augen. Sie empfiehlt allen Frauen, dass sie ihrer Leidenschaft nachgehen sollen. Stephanie Pätsch hat bewiesen, dass an dem Motto „Wo ein Wille ist, ist auch ein Weg“, definitiv etwas dran ist.

Vom Azubi bis zur Vorständin: Kerstin Berghoff-Ising

Loyalität ist Kerstin Berghoff-Ising sehr wichtig. Das zeigt sich auch in ihrer Karriere: Seit rund 40 Jahren arbeitet die 57-jährige bereits bei der Sparkasse in Hannover und beweist der Bank damit große Treue. Im Laufe der Jahre haben zahllose Innovationen im Bankensektor ihr eigenes Arbeitsfeld geprägt und immer wieder erneuert: Berghoff-Isings Laufbahn beweist, dass man es mit Mut und Durchhaltevermögen an die Spitze schaffen kann.

„Als ich angefangen habe, hatte ich ja keine Ahnung, dass ich vier Jahrzehnte bleiben werde und das, ohne mich je zu langweilen“, erinnert sie sich lachend. Mit 16 hat sie ihre Ausbildung zur Sparkassenkauffrau begonnen. Nach Stationen in der Werbeabteilung, im Immobilienbereich wurde sie 2010 Bereichsleiterin im Privatkundengeschäft.

Fachliche und persönliche Weiterentwicklung

Seit 2014 verantwortet sie im Vorstand die Bereiche Personal und Organisation/IT und hatte drei Jahre zusätzlich noch die Verantwortung für das große Privatkundengeschäft von Deutschlands sechstgrößter Sparkasse. Was scheint wie ein Fahrstuhl-Aufstieg, ist eine Mischung aus harter Arbeit und Glück.

Viele Umstellungen und neue Aufgaben in neuen Funktionen machten den Weg von Berghoff-Ising nicht immer leicht. Doch die Arbeit hat sich gelohnt, stellt sie fest. „Bei der Sparkasse konnte ich bisher alles erreichen, was ich mir vorgenommen habe“, verrät sie. Und sie konnte sich trotzdem nebenbei weiterbilden, u.a. in einem nebenberuflichen BWL-Studium mit Immobilienschwerpunkt.  „Ich bin dankbar für die intensive und fordernde Zeit und all die Möglichkeiten, die die Sparkasse mir geboten hat, mich fachlich aber auch persönlich weiterzuentwickeln“, so Berghoff-Ising.

Frauenförderung in Führungspositionen

Ihr Weg bis in den Vorstand hatte aber auch etwas mit günstigen Umständen zu tun: „Ich hatte das Glück, dass sich die Sparkasse in Hannover schon früh für eine Frauenförderung im Vorstand aber auch in anderen Führungspositionen entschieden hat“, resümiert die gelernte Sparkassenkauffrau. „Dadurch bekamen in einer traditionell männerdominierten Welt auch Frauen, die Chancen sich in Führungsaufgaben zu beweisen. Das war bei weitem keine Selbstverständlichkeit und ich bin dankbar, dass mir diese Möglichkeiten und das Vertrauen gegeben wurden.“

In ihrer jetzigen Position als Personalvorständin arbeitet sie daran, dass die strukturelle Geschlechterungerechtigkeit abgebaut wird. So hat sie ein System an Maßnahmen zur Vereinbarkeit von Familie und Beruf implementiert. Beispielsweise ist es bei der Sparkasse Hannover schon seit längerem möglich, dass auch Führungskräfte in Teilzeit arbeiten. Solche Angebote, ist sich Berghoff-Ising sicher, werden dazu führen, dass der Anteil der weiblichen Führungskräfte nach und nach wächst. Mit dem Blick auf das 200jährige Jubiläum ihres Unternehmens in diesem Jahr gibt sie sich optimistisch auch für die nächsten 200 Jahre: „Wir sind ein starkes Traditionsunternehmen, das es deshalb solange gibt, weil wir uns immer wieder verändert haben.  Das wird uns auch in Zukunft stark machen. Ich arbeite daran, dass in dieser Zukunft Geschlechterunterschiede keine Rolle mehr spielen.“

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