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Poul Zellmann

Poul Zellmann: Vom Einzelkämpfer zum Teamplayer

16. Februar 2023

Eigentlich wollte Poul Zellmann keine Sonderrolle spielen, als er im letzten Sommer seine duale Ausbildung beim Land Niedersachsen begann. Aber er kam zwei Wochen zu spät. Denn er war noch mit der deutschen Nationalmannschaft in Rom, hatte bei der Europameisterschaft über 200 Meter Freistil den siebten Platz mit der Staffel und den zwölften im Einzelwettkampf geholt. Also wurde er am ersten Tag in seiner neuen Fachhochschulklasse eben doch direkt als Bundeskader-Schwimmer und Olympionike vorgestellt.

Text: Karen Roske, Fotos: privat (1)/thesportpicturepage (2)

Pouls Lieblingsdisziplin

Sein größter Erfolg war das Finale 2021 beiden Olympischen Spielen in Tokio. „Aber viel wichtiger als die Platzierung ist für mich, dass ich meine persönliche Bestzeit geliefert habe genau in dem Moment, als es darauf ankam“, betont der 27-Jährige. „Darauf hatte ich mich zehn Jahre lang vorbereitet.“ Freistil ist seine Lieblingsdisziplin, weil es die schnellste ist.

Mit der Teamänderung kam die Selbstreflexion

Damals startete er noch für die SG Essen und trainierte am Essener Bundesstützpunkt. Seit Anfang 2022 geht er für Waspo an den Start, die Wassersportfreunde von 1898 Hannover, und trainiert im Olympiastützpunkt am Maschsee. Der Wechsel zum neuen Trainer Emil Guliyev und in ein jüngeres Team war nicht einfach, hat ihn aber auch zur Selbstreflexion angeregt: „Früher war ich Einzelkämpfer und es war gut, dass ich die Schuld nie bei anderen suchen konnte“, meint er. „In der Nationalmannschaft habe ich Teamgeist entwickelt. Und jetzt spiele ich auch im Verein eine andere Rolle, kann meine Erfahrung weitergeben und freue mich über das wachsende Mannschaftsgefüge.“

Der Leistungssport für Poul Zellmann nicht genug

Mit dem Ziel der Olympischen Spiele 2024 in Paris vor Augen, schwimmt er 20 bis 25 Stunden pro Woche, plus Athletiktraining und Physiotherapie. Er betont, dass er dem Leistungssport außerordentliche Erfahrungen, Persönlichkeitsbildung und Privilegien verdanke. Aber langfristig will er sein Leben nicht mehr allein durch den Sport definieren.

Der Grund für seinen Umzug nach Hannover war seine Freundin Anna-Lena, die aus der Region Hannover stammt. Die beiden haben ein Jahr in der List gewohnt, bevor sie im vergangenen September aufs Land gezogen sind. Bei Uetze haben sie nun ein Haus, einen kleinen Hund und Anna-Lenas Eltern um die Ecke. In trainingsfreien Zeiten spielt Poul Fußball beim TSV Eintracht Obershagen.

Poul Zellmann: Vom Schwimmer zum Beamten

Der gebürtige Brandenburger schlägt eine Beamtenlaufbahn ein. Er will einen sicheren Beruf, hält sich die spätere Fachrichtung aber noch offen. Seine Sportförderstelle beim Land Niedersachsen erlaubt ihm, in den Praxiseinsätzen nur halbtags zu arbeiten. Vorher war er Sportsoldat, nachdem er am Sportinternat in Magdeburg sein Abitur abgelegt hatte. Das Schwimmen hat sein Leben geprägt: „Leistungssportler beherrschen die Kunst, sich zu fokussieren und sich zu quälen. Man muss bereit sein, alles zu opfern“, stellt er ganz unpathetisch fest. „Olympia ist nichts anderes als ein großer Ausleseprozess.“

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