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Lieblingsgemälde von Thomas Schwark

Thomas Schwark stellt sein Lieblingsgemälde vor

26. Dezember 2022

In unserer Reihe „Kunstdirektoren stellen ihr Lieblingsbild vor“ erklärt der Direktor der „Museen für Kulturgeschichte Hannover“, Thomas Schwark, warum er das Gemälde von Gartenbaumeister Ernst August Charbonnier gewählt hat.

Text: Jörg Worat, Foto: Frank Wilde

Der vollschlanke Herr steht in einem Gebäude, das mit antikisierenden Säulen ausgestattet ist, während ein Fensterausblick rechts eine romantische Dämmerungsatmosphäre verbreitet. Bücher auf der linken Seite des Abgebildeten weisen den Mann als belesen aus, der auf einen Plan deutet und mit der anderen Hand den Knauf eines Degens umfasst. In einer seltsam verdrehten Armhaltung, wie die in Öl auf Leinwand gefertigte Arbeit eines unbekannten Malers überhaupt in Hinblick auf Proportionen und Ausdruck künstlerisch nicht recht überzeugen kann.

Eher schlicht, aber bedeutungsvoll findet Thomas Schwark

„Das Gemälde ist eher schlicht gestaltet“, räumt auch Dr. Thomas Schwark ein. Und doch stellt es für den Direktor der „Museen für Kulturgeschichte Hannover“ – dazu zählt auch das Museum Schloss Herrenhausen, in dem wir uns gerade befinden – das aktuelle Lieblingsbild dar, was sowohl mit dessen Bedeutung für die hannoversche Historie als auch mit den Umständen des Erwerbs zu tun hat.

Der Dargestellte ist Ernst August Charbonnier (1677–1747), der als kurfürstlicher Gartenbaumeister entscheidend bei der Gestaltung der Herrenhäuser Gärten mitgewirkt hat. Schon sein Vater Martin war in dieser Funktion für Herzog Ernst August und Herzogin Sophie von Hannover tätig gewesen: „Sehr wahrscheinlich ist die Familie aus Frankreich eingewandert“, sagt Schwark. „Und eine größere Würdigung als die, den eigenen Sohn nach dem Chef zu benennen, kann man sich eigentlich gar nicht vorstellen …“

Der Konzepteur der Alleen

Der Plan, auf den der jüngere Charbonnier zeigt, stellt nicht, wie auf den ersten Blick vielleicht zu vermuten, den Großen Garten dar, sondern Ideen für das Areal des Welfengartens. Das eingezeichnete Gebäude ist das für Graf von Platen angelegte Schloss Montbrillant – an dieser Stelle steht heute die Leibniz Universität. „Ernst August Charbonnier hat auch die Herrenhäuser Allee und die Allee im Berggarten konzipiert“, erläutert Schwark. Um dann zu berichten, wie das gewaltige Gemälde, das mit Rahmen 203 x 157 Zentimeter misst und zu Lebzeiten des Porträtierten entstanden sein dürfte, an seinen jetzigen Standort gelangt ist.

„Es kam 2005 bei der großen Welfen-Auktion auf Schloss Marienburg zur Versteigerung, für überschaubare 3.000 Euro. Ich habe die Hand gehoben, aber es gab einen Mitbieter, der wohl aus dem süddeutschen Raum stammte. Wir haben uns gegenseitig hochgeschaukelt, bis das Budget, das mir zur Verfügung stand, erschöpft war. Ich wollte aufgeben, als mir plötzlich jemand auf die Schulter tippte und mich aufforderte weiterzumachen – ich kannte den Mann gar nicht, der sich dann als Ralph Charbonnier zu erkennen gab und sagte: ,Das kriegen wir schon hin.‘“ Doch auch die Unterstützung durch den familiären Nachfahren, der nach sieben Jahren als Superintendent im Kirchenkreis Burgdorf heute Theologischer Vizepräsident im Landeskirchenamt Hannover ist, führte nicht zum Erfolg.

Thomas Schwark meint, dass das Bild nach Hannover gehört

Zumindest vorerst nicht. Denn die Geschichte ging durch die Presse: „Und dann“, berichtet Schwark, „bekamen wir jede Menge Zuspruch, dass dieses Bild unbedingt nach Hannover gehört. Mit den entsprechenden Spenden.“ Bis man das Gemälde dem ursprünglichen Sieger im Bietergefecht für ein Vielfaches des ursprünglichen Einstiegspreises abkaufen konnte. Merke: Beharrlichkeit zahlt sich zuweilen eben aus – und ist auch dem Nachfolger oder der Nachfolgerin von Thomas Schwark zu wünschen, der Ende März 2023 in den Ruhestand gehen wird.

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