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Nachts unter Wölfen

07. September 2022

Im Baumhaus-Hotel übernachten und wilde Tiere beobachten – das geht auch in Niedersachsen: mitten im Wolfcenter Dörverden.
Text: Beate Rossbach  Foto: Tree Inn
„Jahuuuuuh!“ Die Nackenhaare stehen zu Berge. Doch keine Angst: Während die Wölfe draußen heulen, können die Gäste im warmen Bett kuscheln und sich dem wohligen Schauder hingeben. Ein Gefühl wie bei Dr. Schiwago.
Wie gut, dass die Grautiere mit den scharfen Zähnen nicht auf Bäume klettern können. Deshalb sind im Schlafzimmer hoch über der Erde zwischen den Wipfeln die Gäste des Tree Inn-Hotels stets sicher. Im Winter, wenn draußen Schnee liegt und Isegrim sich auf der Suche nach Futter anschleicht. Genauso wie im Sommer, wenn auf der Dachterrasse der Sundowner mundet und von unten, acht Meter tiefer am Teich, das Geheul von Cosmo und Luna, den beiden weißen kanadischen Wölfen, aufsteigt. Auch sie holen sich hier gerade einen Drink und machen sich bemerkbar.
Schon nach wenigen Stunden im Wolfcenter Dörverden wird deutlich: Die Wölfe verbinden den Anblick von Menschen mit Futter und geben Laut. Ob sie damit die Ranger mit den Fleischbrocken im Eimer meinen oder lebende Touristenbeute, das wollen wir gar nicht so genau wissen.

Foto: Tree Inn – Ob sie nur „Hallo“ sagen wollen, sie die Menschen gewittert haben oder hungrig sind? Wölfe heulen aus ganz verschiedenen Gründen. Auf jeden Fall sorgt das Geheul für das perfekte Wildnis-Feeling.

Kanada diente als Vorbild

Seit Beginn des Jahrtausends werden Wölfe bei uns wieder heimisch und verbreiten sich rasant – zur Begeisterung von Naturschützern und sehr zum Missfallen von Schafzüchtern und anderen Landbewohnern. Für Aufregung und Aufsehen, Faszination und Aberglauben haben diese Raubtiere schon früher gesorgt, nicht erst seit Grimms Märchen. Das Wissen – oder häufiger eher Unwissen – über Wölfe ist dabei bis heute in vieler Hinsicht von Aberglauben und Furcht geprägt, ein Zustand, den das Wolfcenter Dörverden mit seiner Einrichtung ändern möchten. Hier werden in einem Tierpark Freizeit-, Erlebnis- und Bildungselemente miteinander kombiniert.
Das Wolfcenter wurde von Frank und Christina Faß gegründet. Die Idee dazu entstand nach einer Kanada-Reise des Ehepaars aus dem Landkreis Verden, während der sie auf wild lebende Wölfe trafen und von den Begegnungen mit diesen Tieren völlig fasziniert waren. Die Eröffnung im April 2010 erfolgte zum passenden Zeitpunkt, als die ersten Wölfe in Deutschland wieder heimisch wurden und das öffentliche Interesse wuchs.
Errichtet wurde die über fünf Hektar große Anlage auf einem ehemaligen Militärgelände mit reichlich Ausbaureserven. Im Außenbereich leben die Tiere in fünf Wolfsgehegen mit gut gesicherten hohen Zäunen. Dazwischen liegen Wege für die Besucher und erhöhte Aussichtsplattformen. Bei Führungen und öffentlichen Fütterungen vermitteln die Ranger viele Informationen und Geschichten über ihre Wölfe, die hier übrigens alle einen Namen haben und je nach Herkunft in Gruppen zusammenleben. Aktuell gibt es drei Gruppen Europäische Grauwölfe, eine Gruppe Hudson-Bay-Wölfe und eine Gruppe Arktische Wölfe. In Zukunft sollen noch mehr Wolfsgehege errichtet werden, um die Vielfalt weiterer Unterarten präsentieren zu können.
Zur Freude der Besucher gibt es im Wolfcenter außer den Wölfen, die manchmal auch einfach nur relaxed in der Sonne liegen, noch Alpakas, Ziegen und Präriehunde.

Foto: www.wolfcenter.de – Frank und Christina Faß eröffneten im April 2010 das Wolfcenter im Landkreis Verden, etwa eine Autostunde von Hannover entfernt.

Luxus in acht Metern Höhe

Dass sich das Wolfcenter perfekt für aufregende und naturnahe Ferien eignet, hat Tim Nieber erkannt. Er eröffnete im Frühjahr 2012 das Tree Inn und stellte drei luxuriös eingerichtete ganzjahrestaugliche Baumhäuser auf, in fünf bis acht Metern Höhe direkt neben den Wolfsgehegen.
Sie sind mit allem ausgestattet, was einen angenehmen Aufenthalt ermöglicht, etwa Fußbodenheizung und Klimaanlage, HD-Flachbild-TV und WLAN, Kaffeemaschine und Minibar. Der digitale Concierge erfüllt gern die Wünsche der Gäste und füllt auf. Das Parkrestaurant serviert das Frühstück gern auch im Baumhaus. Ein eigener Parkschlüssel macht unabhängig, wenn es zum Beispiel abends zum Essen nach draußen gehen soll.
Das neueste Bauwerk ist das Baumhaus Nummer 3, errichtet im Jahr 2021. Der Zugang erfolgt über eine verschließbare Treppe und in Höhe des 30 Quadratmeter großen Wohnbereichs über eine Hängebrücke à la Indiana Jones. Eine sieben Meter breite, bodentiefe Panoramaglasfront erlaubt beste Sicht nach außen, sowohl vom Wohn- und Schlafraum als auch aus dem modernen Bad mit Whirlpool-Wanne. Eine weitere Treppe führt eine Etage höher auf die 30 Quadratmeter große Dachterrasse. Ein spannender Trip für die romantische Zweisamkeit, aber auch für Familien oder Freunde.
Am 8. Oktober wartet darüber hinaus ein besonderer Höhepunkt – die Veranstaltung „Mit Wölfen bei Vollmond um Mitternacht heulen“. Gebucht werden kann sie über dem Onlineshop auf der Webseite des Wolfcenters. Wer teilnimmt, erlebt mit Sicherheit eine unvergessliche Nacht mit Vollmond, durchdringendem Wolfsgeheul im Wald und Gänsehautgarantie.

Foto: Tree Inn – Im Baumhaus-Hotel dürfen sich die Baumhausbesucher und Besucherinnen rundum verwöhnen lassen.

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