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Von 1900 bis heute: Hannovers Hall of Fame – Teil 1

22. August 2022

Sie haben in einer Thomas-Mann-Verfilmung mitgewirkt, mit Alfred Hitchcock
gedreht oder in „James Bond“ gespielt. Und auch über ihre Bekanntheit hinaus haben diese Schauspieler und Schauspielerinnen eine Gemeinsamkeit: Auf ihren Lebenswegen war die niedersächsische Landeshauptstadt eine wichtige Station.
Text: Jörg Worat  Foto: Imago/Eibner

Clemens Schick

Für die Gelegenheit, in einem 007-Film aufzutreten, würde mancher Darsteller wohl mit dem Gedanken spielen, tatsächlich ein Verbrechen zu begehen. Clemens Schick wurde diese Ehre zuteil – er war 2006 als Bösewicht Kratt in „Casino Royale“ zu sehen.
Das war während seiner Zeit im hannoverschen Schauspielensemble. Zu Schicks herausragenden Auftritten gehörte hier ein Soloabend, an dem er Bill Gates verkörperte; mit dieser Rolle war er auf eigene Initiative später auch vor Bundeswehrtruppen in Afghanistan unterwegs. Trotz zahlreicher Buchungen findet der Darsteller Zeit, sich politisch zu engagieren, zum Beispiel gegen Atomkraft.

Barbara Freier

Sie spielte an großen Bühnen in Hamburg, München oder Berlin und war gerade in Hannover engagiert, als ein Telefonanruf ihrer Karriere entscheidend veränderte: Ob sie sich vorstellen könne, in einer neuen Fernsehserie mitzuwirken, die in einem Frauenknast spielen sollte? Das konnte Barbara Freier, die durch regelmäßige Auftritte in „Der Fahnder“ bereits Fernseherfahrung gesammelt hatte. Fortan spielte sie in allen 16 Staffeln von „Hinter Gittern“ die wegen Tötungsdelikten einsitzende Ursula „Uschi“ König. Inzwischen ist Freier vornehmlich als Sprecherin tätig.

Foto: Imago/Brigani-Art

Katharina Schüttler

Einfache Rollen? Das ist nicht die Welt von Katharina Schüttler. Es darf schon etwas extremer sein: So passt es gut, dass die Darstellerin 2002, noch während ihres Studiums in Hannover, als Nabokovs Lolita auf der Schauspielhaus-Bühne stand. Zu diesem Zeitpunkt war die damals 23-Jährige schon ein alter Hase, allerdings in der Filmbranche: Ihren ersten Auftritt hatte sie hier im Alter von elf Jahren, bis zur „Lolita“-Premiere waren drei „Tatort“-Folgen hinzugekommen. 2002 erhielt sie den Förderpreis Neues Deutsches Kino, 2006 die Auszeichnung als Schauspielerin des Jahres in „Theater heute“ und den Faust-Theaterpreis, 2009 den Bayerischen Filmpreis und 2013 den Deutscher Fernsehpreis: um nur einige Stationen ihrer Karriere zu nennen.

Foto: Nils Schwarz

Ruby Commey

Segen und Fluch einer großen Rolle: Ruby Commey wurde weithin bekannt als schwarze Germania im vieldiskutierten Rammstein-Video „Deutschland“. Im hannoverschen Schauspiel-Ensemble war die gebürtige Berlinerin während zweier Spielzeiten ab dem Jahr 2019. Und es gibt weitere Verbindungen zur niedersächsischen Landeshauptstadt: Im Kurzspielfilm „Das System bist du“ aus dem Jahr 2021 spielt sie mit mehreren Akteuren aus dem aktuellen Ensemble des Schauspiel Hannover. Im kürzlich erschienenen Streifen „Ladybitch“ agiert sie an der Seite von Asad Schwarz, der unter dem Intendant Ulrich Khuon von 1996 bis 1999 zum hannoverschen Ensemble gehörte.

Foto: Kerstin Schomburg

Theo Lingen

Er spielte in Fritz Langs expressionistischem Klassiker „M“ genau wie in „Die Lümmel von der ersten Bank“, in der „Dreigroschenoper“ und in „Tante Trude aus Buxtehude“: Theo Lingen. In früheren Zeiten deutete noch wenig auf eine solche Karriere hin. Im Jahr 1903 wurde der Schauspieler unter dem Namen Franz Theodor Schmitz im hannoverschen Stadtteil List geboren, wuchs in der Hagenstraße auf, besuchte einige Jahre lang das Goethegymnasium, ehe er es ohne Abschluss verließ. Auf die Schule folgte eine Schauspielkarriere am Theater Schauburg und dem Residenztheater Hannover, später wirkte Lingen an unzähligen weiteren Projekten mit, unter anderem am berühmten Wiener Burgtheater.

Foto: Akademie der Künste Berlin, Theo-Lingen-Archiv, Signatur 257

Gesine Cukrowski

„Praxis Bülowbogen“, „Und tschüss!“, „Der letzte Zeuge“: Das sind wohl die drei Fernsehserien, aus denen besonders viele Menschen Gesine Cukrowski kennen. Tatsächlich war die Darstellerin aber an etlichen weiteren Projekten beteilig. Nicht ohne Grund erhielt sie 2019 den „Askania Award“. Weniger im Mittelpunkt steht Gesine Cukrowskis Theaterarbeit: Jedoch bewies die Schauspielerin 1996/97 an der Landesbühne Hannover in „Figaros Hochzeit“ und dem Stück „Der nackte Wahnsinn“ eine Menge komödiantisches Talent.

Foto: Imago/Future Image

Mavie Hörbiger

Sie ist unter anderem Ensemblemitglied des Wiener Burgtheaters, verkörperte so unterschiedliche Figuren wie Lulu, Ismene, Tinkerbell oder die plötzlich arme Millionärstochter in der Fernsehserie „Arme Millionäre“: Mavie Hörbiger. Sie ist die Enkelin von Schauspiellegende Paul Hörbiger, Nichte zweiten Grades von Christiane Hörbiger und Tochter von Thomas Hörbiger, der vor allem als Textdichter für Udo Jürgens bekannt war. So erstaunt es wenig, dass Mavie Hörbiger schon als Schülerin vor der Kamera stand. Ihre Theaterkarriere indes begann in Hannover: 2001 gab sie hier ihr Bühnendebüt in Moritz von Uslars „Freunde 2“, gastierte vor Ort später mit „Fettes Schwein“ von Neil LaBute und Martin Crimps „Sanft und grausam“.

Foto: Imago/Future Image

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