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Wind of Las Vegas: Die Scorpions eröffnen ihre Welttour.

13. Mai 2022

Seit 57 Jahren peitscht der Rock-Skorpion über die Weltbühne. In zwei Jahren Corona-Zwangspause hat sich eine Menge Energie angestaut. Mit vier Wochen Residency in Las Vegas startet die Band nun in ihre Welttournee. Ein paar Hannoveraner waren dabei. Und natürlich nobilis!
Text und Fotos: Luisa Verfürth
Um 21.15 Uhr wird der Vorhang mit ihrem Scorpions-Logo auf der Bühne fallen. Als Vorgruppe spielt ab 20 Uhr die Metal-Band Skid Row. Backstage geht alles gesittet und koordiniert zu. 18 Uhr startet das Meet & Greet. Aus Hannover sind Hannover-Concerts-Mitbegründer Michael Lohmann und Geschäftsführer Nico Röger angereist, zusammen mit Medea Glowienka, einer Ärztin aus Langenhagen, und ihrem Mann Frank GlowienkaWiedenroth, die Reise und Konzert gewonnen haben. „Ich habe es bis zum Ende nicht fassen können, dass ich gewonnen habe.“ Ob sie einen Lieblings-Scorpion hat? „Na, Klaus Meine natürlich.“ Freudestrahlend geht sie auf den roten Teppich zu, auf dem die Rocker für ein Foto warten. Die Nähe zu ihren Fans ist der Band seit der Gründung durch Rudolf Schenker 1965 wichtig. Geduldig geben sie Autogramme auf Lederjacken oder schauen sich Scorpions-Tattoos an.

Energiegeladen wie eh und je: Klaus Schenker beim Konzert in Las Vegas.

Fans auf der ganzen Welt

Danach geht es zum Einlass: 7000 Zuschauer passen in den Saal des Planet Hollywood Hotels. Seit dem ersten Abend ist es ausverkauft. Und so wird es die nächsten acht Konzerte bleiben. Die Scorpions sind beliebt in Amerika. Aber auch SüdAmerikaner, Chinesen und Alt-Hannoveraner trifft man auf ihrem Konzert in Las Vegas wieder. So auch Mandy und Steven Cherundolo. Der ehemalige 96-Profi, der 2021 mit seiner Frau nach Los Angeles auswanderte, um dort zur Saison 2022 den Los Angeles FC aus der Major League Soccer zu übernehmen, ist nicht das erste Mal bei den Scorpions. Seine Frau pflegt eine lange Freundschaft zu Alexander Malek, dem Tourmanager der Scorpions. „Ich kenne Alex schon seit meiner Kindheit und begleite die Scorpions schon lange auf ihrem Weg. Steven und ich waren genau vor zehn Jahren das letzte Mal in Vegas bei einem Scorpions-Konzert und fanden die Show dieses Jahr sogar noch besser“, erläutert Mandy.
Meine, Schenker, Jabs, Mąciwoda und Mikkey Dee nutzen die Zeit vor Ort, um sich einzuspielen, noch etwas zu essen, Freunde und Gäste zu empfangen. Oder eben auch, um Interviews zu geben.

Ein neuer Text gegen den Krieg

Und so wird uns die Ehre zuteil, Klaus Meine auf ein Wort vor der Halle zwischen Palmen und Equipment abzufangen. Aus Solidarität zur Ukraine und als Zeichen und Wunsch zum Frieden in dem Land hat der Sänger ein paar Zeilen seines Welthits „Wind of Change“ kurz vor Konzertbeginn verändert. „Now listen to my heart, it says Ukrainia, waiting for the wind to change“ heißt es jetzt in dem Song, der zu der Hymne einer ganzen Generation wurde.
Für Meine ist jetzt einfach nicht die Zeit für Russland-Folklore a la „I follow the Moskva“. „Wir sehen, was in der Ukraine passiert, und das bricht unser Herz. Es ist eine Situation, die man schier nicht glauben kann und die schwer zu ertragen ist“, sagt Meine. Im Jahr 2022 solche Bilder wie aus dem Zweiten Weltkrieg zu sehen und zeitgleich hier in Las Vegas zu spielen – das geht für den Musiker irgendwie gar nicht zusammen. „Und trotzdem haben wir hier eine Plattform, zu der viele Fans aus der ganzen Welt herkommen und unsere Show sehen. Deshalb habe ich ein paar Zeilen geändert in „Wind of Change“, um eine klare Botschaft zu senden, nämlich dass wir die Menschen in der Ukraine unterstützen!“, fügt Meine an. Er ist überzeugt: Man muss einfach in so einer Situation sein Herz sprechen lassen und versuchen, Menschen zu erreichen mit dem, was Musiker machen können – mit Musik Brücken zu bauen.
„Und das haben wir über viele Jahre gemacht, in Russland, in der Ukraine, in Weißrussland. Wir haben in all diesen Ländern viele Jahre lang viele Konzerte gespielt. Deswegen sind wir diesen Menschen sehr verbunden.“ Meine warnt davor, Russland pauschal zu verdammen: „Es ist das Regime, das diesen Krieg führt! Viele Menschen in Russland wissen gar nicht, was in der Ukraine Schreckliches passiert!“ Meine fügt hinzu: Hier in Las Vegas hat man das Gefühl, dass man ein Stück weiter davon entfernt ist. „Aber der Schein trügt. Wir wünschen uns nichts mehr, als dass dieser Krieg bald vorbei ist.“

Vor dem Konzert blieb kurz Zeit, um den Scorpions einige Fragen zu stellen.

Eine Ukraine-Gitarre spielt mit

Mathias Jabs hat sich für den Song sogar eine eigene Gitarre in den Farben der ukrainischen Flagge anfertigen lassen, der neue Text, einleuchtend aufleuchtend im Hintergrund, wird andächtig vom Publikum mitgesungen, abgefilmt und per Social Media in der Welt rasant verbreitet.
Die Scorpions wissen, was ihre Fans hören wollen. Natürlich performen sie mit „When you know“, „Pacemaker“, „Gas in the Tank“ und „Seventh Sun“ Songs vom neuen Album „Rock Believer“. Auch altbekannte Goldstücke wie „Rock you like a Hurricane“ (als Zugabe), „Bad Boys Running wild“, „The Zoo“, „Big City Nights“, „Tease me, please me“ und „Blackout“ dürfen natürlich nicht fehlen.
Diese Titel schüren Erinnerungen bei den Fans, werden mit geschlossenen Augen und hochgestreckten Armen laut mitgesungen. Die Scorpions holen 7000 Menschen ab und nehmen sie mit auf eine Reise durch 57 Jahre Musikgeschichte.
Bis zum 16. April performten die Scorpions mit kleinen Pausen eine Setlist von 18 Songs. Pausen sind wichtig, vor allem für Vor dem Konzert blieb kurz Zeit, um den Scorpions einige Fragen zu stellen. Meines Stimme, seinem wertvollsten Instrument auf der Tour. „Ich habe in all den Jahren gelernt, auf meine Stimme ein wenig aufzupassen. Ich weiß, wie viel mir die Konzerte bedeuten. Es ist so eine lange Band-Geschichte, die so lange zurückgeht bis in die späten 60er, was man ja beinahe gar nicht glauben kann“, erinnert er sich.
Und es ist eben auch eine Geschichte von Freundschaft, dass die Musiker immer noch mit Leidenschaft und ihrer Musik um die Welt ziehen und die globale Bühne bespielen. „Das ist einfach wunderbar!“, sagt Meine. „Aber das alles macht eben auch nur Spaß, wenn dieses Instrument hier – er zeigt dabei auf seinen Hals und diese Stimmbänder mitspielen. Und deswegen ist es wichtig, darauf aufzupassen. Denn wir hoffen, dass dieser Weg noch ein Stück weitergeht.“ Das wird er bestimmt. Meines Stimme ist klar und präsent wie eh und je. Ein Sprachrohr zwischen Kontinenten, das Menschen und Emotionen für eineinhalb Stunden zusammenschweißt in diesem Amüsierschmelztiegel von Las Vegas. „Take me to the magic of the moment of a glory night …“ Genau der liegt in der Luft, wenn 21:15 Uhr im Zappos Theater der Vorhang fällt. Viva Las Vegas.

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