Es ist meist immer dasselbe, wenn ich von der Fashion Week nach Hause komme. Jeder fragt stets: „Und was trägt man nächsten Sommer?“ Was amüsant ist, weil das oft diejenigen fragen, die immer das Gleiche anziehen. Also Jeans und Pullover.
Was überhaupt gar nicht schlimm ist. Es entgeht einem nur so viel.
Text: Luisa Verfürth
Da musste ich gerade auch wieder Simon Lohmeyer zustimmen, der gerade sein wunderbares Buch „Irre gut“ (unbedingt lesen!) herausgebracht hat und sagte: „Ich habe alles ausprobiert, nur dann kannst du sagen, ob du es magst oder nicht“. Und so ist es mit der Mode eben auch.
Trends. Schon das Wort ist schwierig. Ich spreche immer lieber von Strömungen, weil genau daraus entsteigt neue Mode, auch wie ein Phoenix oder die Geburt der Venus aus dem Wasser. Und in dieser Strömung fließt immer sehr viel mit: Musik (die uns dank des RAP lange Fingernägel geschenkt hat), Streetstyle (Angler-Hüte, High-Top Sneaker & Bottega Veneta Heels), Natur (Nachhaltigkeit), Politik (Herstellungsbedingungen), Fragen rund um Diversity (unisex), Angst der Menschen und natürlich zuletzt eben auch Corona (kein Bock mehr auf Jogginganzüge).
Es ist eben kein alter Hut, dass die Mode auf unsere Umgebung reagiert und versucht, uns unsere Energie zurück zu bringen. Uns auszugleichen. Uns zu tragen. Nicht nur wir sie.
So war es keine Überraschung, dass man die Laufstege nur so aufblühen sah. Ganze Dschungel-Szenarien wie von Hand aufgemalt bei I‘ VR ISABEL VOLLRATH., wunderschöne, leuchtend gelbe Kornblumen auf Naturstoffen wie Leinen oder grasgrüne Naturseide als Dreiteiler für die Damen bei Danny Reinke und die ganze Klaviatur der Sorbet-Eisdiele von mangogelb, babyblau, über himbeerpink bei Marcel Ostertag. Es sind fast Kinderfarben, so zart und leicht sind sie nächsten Sommer. Unbeschwert, mal als Overall, mal als Kleid mit Volants, mit Pailletten und sogar als Kaftan für die Herren. Man hatte das Gefühl als hebe einen die Stimmung am Laufsteg in die Höhe, wie eine wachsende Blume auf der man sitzt und rufe hinaus in die Welt: „Du kriegst uns nicht klein. Wir blühen immer wieder auf.“ Jeden Tag aufs Neue. Aber zurück zu den Trends. Wenn ich Ihnen eine Einkaufsliste der Teile schreiben sollte, die Sie kaufen müssten, damit Sie „En Vogue“ bleiben, dann holen Sie jetzt einen Kuli oder reißen die Seite raus.
2022 brauchen Sie: 1. Baseball-Caps, nicht nur bei Herren sondern gerade bei Damen 1a gegen bad-hair-days und machen aus jedem Look die perfekte NFL-Spielerfrau, 2. (Holz-) Cloqs, ja richtig gehört, seitdem Heidi Klum mit Crocs ins TV ging, ist Antje Pikantje jetzt nachgezogen – aber Obacht : Cloqs müssen gut gestylt werden – heißt: am coolsten zu Jeans mit Schlag und hoher Taille a lá 70er Jahre und da wären wir auch schon bei Punkt 3., 4. Sie brauchen unbedingt einen Anzug in Knallfarben, der kann Pink sein, gelb sein oder babyblau sein und dazu kombinieren sie dann eine andere Knallfarbe als Bluse, T-Shirt oder Schuhe – mehr geht nicht und sah man auch auf der Fashion Week in Kopenhagen überall, 5. setzen Sie weiterhin auf ausgefallene Sonnenbrillen a lá Gucci, Miu Miu oder Dolce & Gabbana, Andy Wolf hat auch geile, die Ray Ban bleibt bitte im Schrank, weil dieser Pilot in der Mode schon lange nicht mehr abhebt, 6. Slipdresses, ich weiß, die Designer kotzen jetzt im Strahl, weil das Tageskleid gewordene Negligee keine Herausforderung für sie ist, aber bei Marcel Ostertag sah es rattenscharf aus, vor allem zu Boots im Combat-oder Gummistiefel- Style, was ebenfalls ein riesen Trend ist. 7. Sollten Sie ein Mann sein, dann fangen Sie bitte jetzt schon einmal an, Ihre Waden zu trainieren, denn die Shorts, kombiniert zu T-Shirt, gegebenenfalls Rollkragen und passender Sommerjacke verdrängt den Sommer-Anzug von der Bildfläche. 8. Leder Loafers mit dicker Sohle: die College-Schuhe haben sich aus dem Spind von Filmen wie Clueless zurück auf das Modeparkett getanzt und werden jetzt a lá Michael Jackson mit schwarzen oder weißen Socken zur Jeans getragen, oder zu Hosenträgern wie bei Chanel – Trend 9. 10. und zu guter Letzt der bunte Trenchcoat. Quasi jeder hat ja eine Burberry Ikone zu Hause, ob Vintage oder neu – aber dieses Jahr heißt es – pink, knallgrün oder gelb wie ein Friesennerz. Schön auch zu den Ballon-Jeans, ein Trend aus Amerika – auf den wir ebenfalls nicht verzichten wollen.
Ansonsten kann ich Ihnen noch drei Undercover Tipps unter dem Mantel des Fashion Week Gossips zuschieben: Schauen Sie sich mal die Labels Milk White und Rebekka Ruetz im Internet an und wenn es um Handtaschen-Talk ging, bleiben zwei Labels hart im Rennen: Balenciaga und Jaquemus.
Jetzt sind mir ja doch noch einige Trends eingefallen 😉 Und der Platz ist schon vollgeschrieben. Wenn Sie noch Fragen haben: Zögern Sie nicht und schreiben mir bei Instagram unter: luisaverfuerth.
Und zögern Sie bitte auch nicht einmal etwas Neues anzuprobieren. Man entdeckt sich selbst und seine Persönlichkeit oft ganz neu. Und das öffnet 2022 viele Türen zu neuen Fields of Joy, voller Blumen, Sehnsucht und Liebe getarnt in Regenbogenfarben.
Allerliebst, Ihre Lou.
04. Oktober 2021