In den 80er-Jahren war das Badezimmer vor allem praktisch und hygienisch. Heute dient es als Rückzugsort und spiegelt die eigene Persönlichkeit wider. Marc Görmer von Sanikue in Hannover beobachtet, dass moderne Badezimmer Klarheit und Harmonie bieten sollen. Großformatige Fliesen, natürliche Materialien und unsichtbares Zubehör sind gefragt. Durch die Corona-Pandemie und globale Krisen gewinnt das eigene Zuhause an Bedeutung, erklärt Görmer. Dabei spielt das Badezimmer als persönliches Refugium eine wichtige Rolle. Melissa Maurer von Holtzmann bestätigt den Trend zu natürlichen Materialien wie Holz und Infrarotkabinen für das Wellness-Erlebnis zu Hause.
Das Bad wird zur Wohlfühloase
Weiß gekachelte Wände, ein Spiegelschrank über dem Waschbecken, darunter eine schmale Keramikablage: So sah das Standardbad in den 80er-Jahren aus. Alles sollte zweckmäßig und hygienisch sein. Heute haben sich die Ansprüche geändert. „Das Bad entwickelt sich zunehmend zur individuellen Wohlfühloase“, beobachtet Marc Görmer, Geschäftsführer bei Sanikue in Hannover, zu Recht, wie er findet: „Hier sagen wir in der Früh ‚Guten Morgen‘ und abends ‚Gute Nacht‘.“
Ob minimalistisch, natürlich, elegant oder familienfreundlich: Immer mehr Menschen wollen, dass das Bad die eigene Persönlichkeit widerspiegelt. „Wir verkaufen nicht mehr Objekte, sondern individuelle Badezimmerkonzepte“, erklärt Görmer, der auf mehr als 30 Jahre Erfahrung in der Badezimmer-Branche blickt. Er sieht vier prägende Stilrichtungen: Im Bereich Klassik und Eleganz wird auf Marmor, matt-goldene Armaturen und hochwertige Materialien gesetzt, um ein zeitloses und luxuriöses Ambiente zu schaffen. Der Minimalismus im Loft-Stil zeichnet sich durch reduzierte Formen, klare Linien und schwarze Armaturen aus, die ein modernes und urbanes Erscheinungsbild erzeugen sollen. Der Familienstil legt den Fokus auf praktische und robuste Lösungen, bei denen flexible Stauraummöglichkeiten und langlebige Materialien im Vordergrund stehen. Im Natur-Stil dominieren Holz, Erdtöne und nachhaltige Materialien.
Die Trends: fugenlos, großzügig und natürlich
Bei allen Vorlieben und individuellen Bedürfnissen: Ein Trend steht klar im Vordergrund. „Der Wunsch nach Klarheit und Harmonie prägt moderne Badezimmer“, sagt Görmer. Früher dominierten kleine Fliesen, heute sind großformatige Varianten und Natursteinplatten gefragt. Fugenlose Wand- und Bodenlösungen werden beliebter, wie sie etwa Anbieter wie Murface anbieten. Sie setzen auf wasserfeste Putze, die gewischt oder mit Illustrationen veredelt werden – fast wie ein Tattoo für die Wand. Silikonfugen sucht man vergebens. Duschwannen werden durch bodenebene, barrierefreie Duschen ersetzt. Das Wasser läuft nicht länger über einen Stöpsel, sondern eine umlaufende Ablaufrinne ab. Selbst das Badezimmerzubehör wird unsichtbar. Der Toilettenrollenhalter, die Klobürste, alles verschwindet hinter der Wand. „So kann das Bad als Rückzugsort im Alltag dienen, an dem Menschen zur Ruhe kommen und neue Energie tanken.“
Cocooning in schwierigen Zeiten
Dass die Menschen ausgerechnet Ruhe, Ordnung und Klarheit in den Designs suchen, sei kein Wunder, erklärt Görmer. Nach den Belastungen durch die Corona-Pandemie, die wirtschaftlichen Krisen und globalen Konflikte habe das eigene Zuhause an Bedeutung gewonnen. „In unsicheren Zeiten richtet sich der Fokus verstärkt nach innen“, sagt Görmer. „Das Badezimmer als persönliches Refugium bietet eine Möglichkeit, den Alltag hinter sich zu lassen.
Ein Stück Bali für zu Hause
Dazu passt auch die Beobachtung von Melissa Maurer von der Firma Holtzmann: „Viele kommen zu uns und wollen, dass es bei ihnen zu Hause aussieht wie im Hotel: Alles soll zusammenpassen und harmonisch wirken.“ Eine freie Vorwand für Pflanzen, Duftkerzen oder andere Dekoelemente, Stauraum, der effizient genutzt werden kann, gerne mit strukturierten Oberflächen oder in warmen Erdtönen. Natürliche Materialien wie Holz sind besonders gefragt. Echte Holzmöbel aus Nussbaum oder Eiche, wie sie Holtzmann von Team 7 und Keuco anbieten, seien zwar eine Investition, aber eben auch langlebig und schafften eine besonders wohnliche Atmosphäre. „Nicht alles muss ständig gewechselt werden. Einmal für Holz entschieden, hat man etwas, das nie aus der Mode kommt“, betont die Ausstellungsleiterin. Insgesamt prägen Erdtöne das Bild moderner Bäder, knallige Farben findet man eher selten. Dezente Akzente sind jedoch willkommen, etwa durch wasserdichte Motivtapeten.
Besonders gefragt sind bei der Firma Holtzmann auch Infrarotkabinen. „Wir bieten eine Lösung, die keine Abluft benötigt, keinen Starkstrom erfordert und sich problemlos in bestehende Badezimmerkonzepte integrieren lässt“, sagt Melissa Maurer. Diese Kabinen ermöglichten es, den Wellnessfaktor auch zu Hause zu erleben, ohne aufwendige bauliche Veränderungen vorzunehmen.
Ganz gleich, ob mit einem großzügigen Budget oder kreativen Ideen – wer etwas Zeit in die Gestaltung seines Badezimmers steckt, kann mehr Wellness im Alltag erleben. Da wird das Bad zur Wohlfühloase, in der wir inmitten des hektischen Lebens Ruhe und Klarheit finden.
Text: Stefanie Nickel; Fotos: Holtzmann