Brigitta Muntendorf übernimmt die Leitung der Kunstfestspiele Herrenhausen. Der Kulturausschuss hat dem Personalvorschlag zugestimmt und setzt damit auf eine erfahrene Persönlichkeit mit starker Bindung zu Hannover. Muntendorf plant, Hemmschwellen abzubauen und den Einfluss der Digitalität auf die Gesellschaft zu thematisieren. Ihre Vision: Kunst in die Stadt bringen und eine engere Zusammenarbeit mit der Wirtschaft und Club-Kultur fördern. Oberbürgermeister Belit Onay und Kulturdezernentin Eva Bender zeigten sich begeistert von der neuen Intendantin. Was hat Muntendorf sonst noch vor?
„Sie bringt Exzellenz mit“
Die Kulturdezernentin ist sichtlich begeistert von der neuen Intendantin. „Neben ihrer Erfahrung in der Leitung von Kulturevents, bringt sie auch eine eigene künstlerische Exzellenz mit“, betonte Bender bei der Vorstellung von Muntendorf. Ein weiteres Plus der 42-Jährigen: Sie sei Hannover sehr verbunden: als Künstlerin war sie mehrfach mit Produktionen bei den Kunstfestspielen zu Gast. Doch nicht nur das. Denn Hannover kennt die Komponistin und Professorin für Komposition an der Hochschule für Musik und Tanz Köln sehr gut.
Ungewöhnlicher Weg zur Musik
„Ich bin auch Norddeutsche“, erklärte die designierte Intendantin. Ihre Mutter sei Österreicherin. Aufgewachsen ist sie in einer Großfamilie. „Ich war das neunte von zehn Kindern“, berichtet sie. Ihre Eltern hätten sie immer unterstützt. Wenn sie allerdings an ihre musikalische Kindheit denkt, fällt ihr spontan nur eins ein: Rondo Veneziano. Das venezianische Orchester wurde 1979 gegründet und bekannt dafür, dass sie ihrer Musik im Stil venezianischer Barockmusik neben den klassischen Orchesterinstrumenten wie Geige auch E-Gitarren und Synthesizerklänge hinzufügte. „Die CD von Rondo Veneziano war die einzige in unserem Haushalt“, berichtet sie. Auch das Klavier im Haus kam erst später hinzu. „Wir hatten ein Klavier, weil mein Bruder die Mädels damit rumkriegen wollte.“ Muntendorfs Weg zur Musik und zur Komposition war also durchaus ein ungewöhnlicher.
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Hemmschwellen abbauen
Doch das ist lange her. Sie selbst ist inzwischen Professorin für Komposition an der Hochschule für Musik und Tanz Köln. Mit eigenen Kompositionen war sie schon mehrfach bei den Kunstfestspielen zu Gast. Welche Ziele sie sich gesetzt hat? „Ich möchte Hemmschwellen abbauen“, erklärt sie.
Wie Digitalität verändert
Zudem möchte sich Muntendorf einer Fragestellung besonders widmen – die der Digitalität. Das sei keineswegs ein abstraktes Thema. „Die Frage ist auch, wie die Digitalität die Gesellschaft verändert.“ Neben dem Hauptveranstaltungsort und Namensgeber, den Herrenhäuser Gärten, möchte sie zudem „Orte finden, in die Stadtgesellschaft hineinzuwirken“. „Ich möchte die Kunst in die Stadt bringen.“ Sie könne sich auch gut eine Zusammenarbeit mit der Wirtschaft und eine engere Verzahnung mit dem Club-Leben vorstellen. Der Club-Kultur sei sie so verbunden wie der Avantgarde: „Da schlagen zwei Herzen in meiner Brust“
Belit Onay ist begeistert
Auch Oberbürgermeister Belit Onay ist angetan von der Wahl Muntendorfs: „Wir freuen uns außerordentlich, dass es uns gelungen ist, eine so renommierte Komponistin für die Kunstfestspiele Herrenhausen zu gewinnen. Brigitta Muntendorf bringt alles mit, um das Festival erfolgreich weiterzuentwickeln.“ Die Vertragslaufzeit über fünf Jahre gebe ihr dazu die nötige Sicherheit. Die Stadt bekenne sich damit klar zu den Kunstfestspielen. „Das Festival hat sich zu einem Publikumsmagneten entwickelt, gibt wichtige Impulse für die Kulturlandschaft Hannovers und findet auch weit über die Stadtgrenzen hinaus Beachtung“, sagt Onay.
Text: Heike Schmidt
Fotos: Helge Krückeberg/Landeshauptstadt Hannover