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#85: Hannover – Stadt der Avantgarde

10. Oktober 2024

In unserer Serie „100 Gründe, Hannover zu lieben“ widmen wir uns in diesem Beitrag einer künstlerischen Stilrichtung und bedeutenden Vertretern aus der Stadt: dem Avantgarde. Als Kunstrichtung hat sie die Menschheit maßgeblich geprägt. Doch was verbindet die Avantgarde mit Hannover? Lesen Sie weiter und erfahren Sie, welche Vertreter der Avantgarde in der Stadt gelebt haben und wo diese gewürdigt werden.

Deutschland nach dem Ersten Weltkrieg. Das Leben hatte sich geändert. In Politik, Gesellschaft und Kultur wehte ein neuer Wind der Freiheit. Musik, Kunst, Architektur – überall gab es Neues. Expressionismus, Kubismus, Dadaismus und Surrealismus markierten im ganzen Land einen inspirierenden künstlerischen Neubeginn. Das Zeitalter der Avantgarde hatte begonnen – auch in Hannover. In der Waldhausenstraße 5 lebte damals Kurt Schwitters. 

Aber Schwitters war nicht der einzige Vertreter der Avantgarde in der Stadt. Avantgardistische Literaturzeitschriften und die Schriftenreihe „Die Silbergäule“ wurden gegründet, die seine Werke und die anderer Dada-Künstler veröffentlichten. Hannovers Oper spielte moderne Musik, die beim Establishment nicht immer gut ankam. Im Mai
1924 wurde ein Paul-Hindemith-Konzert ausgepfiffen. Das moderne Ballett, der Ausdruckstanz, kam auch in Hannover
an. Hier tanzte die Mary-Wigman-Schülerin Yvonne Georgi solo und mit ihrem Partner Harald Kreutzberg, mit dem sie auch in Amerika gefeiert wurde. Georgi war von 1926 bis 1931 Ballettmeisterin in Hannover, emigrierte dann und kam in den 1950er-Jahren an die Staatsoper zurück.

Im Sprengel Museum zu bewundern

Eine Neugründung im Bereich bildender Kunst ist nach wie vor ein Leuchtturm. 1916 gründete Paul Erich Küppers
mit Gleichgesinnten die Kestner Gesellschaft „zur Pflege zeitgenössischer Kunst“. Fest an seiner Seite seine Ehefrau Sophie, die sich später in den russischen Maler El Lissitzky verliebte. Mit ihm wiederum richtete Museumsdirektor Alexander Dorner zwischen Herbst 1926 und Februar 1928 das „Kabinett der Abstrakten“ ein, dessen Nachbau ebenso wie Schwitters Merzbau im Sprengel Museum zu sehen ist.

Mit der Ausstellung „Der neue Mensch, der Ansager, der Konstrukteur. El Lissitzky: Das Selbstbildnis als Kestner Gesellschaft“ spürte die Kestner Gesellschaft vom 8. Juli bis 1. Oktober 2023 den Gründungsmomenten ihrer Geschichte und der avantgardistischen Mission der modernen Zeiten vor hundert Jahren nach.

Sinnbildlich für die Avantgarde: der Spanier Pablo Picasso

Text: Beate Rossbach
Fotos: Sprengel Museum

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