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#95: Welfenschlösser im bürgerlichen Gebrauch

24. August 2024

In unserer Serie „100 Gründe, Hannover zu lieben“ blicken wir heute auf Grund #95: die Welfenschlösser. Diese architektonischen Meisterwerke sind nicht nur Symbole für vergangene Pracht und Macht, sondern auch lebendige Teile des modernen Stadtlebens. Sie dienen als Orte für Bildung, politische Versammlungen und kulturelle Ereignisse. Erfahren Sie, wie diese geschichtsträchtigen Residenzen das heutige Hannover bereichern und warum sie einen besonderen Platz in den Herzen der Stadtbewohner haben.

In und um Hannover stehen zahlreiche Schlösser der Welfen, die hier über Jahrhunderte herrschten und protzten. Ihre repräsentativen Residenzen sind Wahrzeichen der Stadt geworden, einige auch Touristenmagneten, aber kein einziges huldigt der Monarchie als reines Museum. Die Welfenschlösser sind ganz unprätentiös im Gebrauch:

Welfenschloss

Hannoversche Studierende gehen in einem der prächtigsten Gebäude der Stadt ein und aus: Die Leibniz Universität hat ihren Sitz schon seit 1879 im Welfenschloss in der Nordstadt. Es wurde 1856 als Sommersitz geplant und sollte zur ständigen Residenz erweitert werden. Aber zehn Jahre später mussten die Welfen abdanken, ab 1875 begann der Ausbau zur Polytechnischen Schule.

Die Leibniz Universität Hannover. credits: Lars Gerhardts

Leineschloss

Seit 1962 tagt der Niedersächsische Landtag im Leineschloss in der Altstadt. Auf den Grundmauern eines mittelalterlichen Klosters entstand hier im 17. Jahrhundert eine Residenz, Leibniz wohnte zwölf Jahre als Bibliothekar darin. 200 Jahre später fügte Hofarchitekt Laves die klassizistischen Säulen hinzu und nach dem Zweiten Weltkrieg wurde die Ruine von Dieter Oesterlen modern ausgebaut. Das Leineschloss hat eine skandalöse Kriminalgeschichte: Hier verschwand in der Nacht des 11. Juli 1694 Graf Königsmarck, nachdem seine Affäre mit Kurprinzessin Sophie Dorothea aufgeflogen war. Er wurde mutmaßlich ermordet, doch seine Leiche tauchte nie auf. Sophie Dorothea wurde lebenslang verbannt.

Das Leineschloss. credits: Tobias Wölki

Schloss Herrenhausen

Das Lustschloss im Großen Garten Herrenhausen hatte den Zweiten Weltkrieg nicht überlebt. Jahrzehntelang liefen die Spazierwege und Sichtachsen am zentralen Platz des Barockgartens ins Leere. Bis die Volkswagenstiftung Geld für den Wiederaufbau locker machte, sodass die klassizistische Fassade 2013 rekonstruiert werden konnte. Dahinter befindet sich ein wissenschaftliches Tagungszentrum, in den Schlossflügeln das Museum Schloss Herrenhausen.

Schloss Herrenhausen. credits: HMTG/Kirchner

Schloss Landestrost

Im Weserrenaissance-Schloss in Neustadt an der Leine wird gearbeitet, geheiratet, getagt, besichtigt, spaziert und Sekt gekeltert. Seit 1885 ist Schloss Landestrost Sitz des Landkreises, zunächst für Neustadt am Rübenberge und dann als Außenstelle des Landkreises Hannover. Seit 1997 gehört es der Stiftung Kulturregion Hannover. Im Gewölbe ist Niedersachsens einzige Sektkellerei untergebracht, im neuen Westflügel das Amtsgericht und die Volkshochschule Hannover Land, im Ostflügel das Archiv der Region. Drinnen und draußen finden Konzerte, Lesungen, Kinoabende und Ausstellungen statt.

Schloss Landestrost. credits: Torsten Lippelt

Schloss Marienburg

Das märchenhafte Schloss Marienburg war noch am längten im Privatbesitz der Welfen, bis Ernst August der Jüngere es 2020 in eine Stiftung überführte. Man kann die königlichen Gemächer bei Führungen besichtigen. Vor allem ist das Schloss aber als Ausflugsziel mit Café, Location für Traumhochzeiten, populäre Events vom Fantasy-Festival bis „Best of Kleines Fest“ und als Filmkulisse beliebt.

Text: Karen Roske
Beitragsbild: Archiv

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