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Kryolipolyse von Sofia Melnik

Kryolipolyse – Fett verlieren durch Kälte

06. April 2021

Fettzellen einfach wegfrieren, statt Diät zu halten oder zu sporteln – nobilis-Autorin Luisa Verfürth hat es getestet. Es klingt wie der Traum schlechthin für alle Genießer und Sportmuffel, die gerne ohne große Mühen ihre Fettpölsterchen loswerden wollen. Doch funktioniert die sogenannte Kryolipolyse wirklich?
Text: Luisa Verfürth, Fotos: Lorena Kirste

Eins vorneweg: So ganz generell fühle ich mich wohl in meiner Haut. Ein paar Fältchen oder das ein oder anderen Gramm zu viel bereiten mir kein Kopfzerbrechen. Trotzdem versuche ich, mit Sport, Ernährung und ein paar Nahrungsergänzungsmitteln das Bestmögliche rauszuholen. Dabei verlasse ich mich meist auf den Rat von Sofia Melnik: In ihrer Praxis in der Hohenzollernstraße bieten sie und ihr Team neben Ernährungsberatung auch Massagen, Blutwert-analysen, Meditationscoaching, Personal Training und zahlreiche andere Anwendungen an. Als sie hört, dass ich momentan keinen Alkohol trinke, rät Melnik, es wäre die perfekte Zeit, einmal eine Kryolipolyse auszuprobieren. Bei der nicht-operativen Kosmetikbehandlung der Kryolipolyse kühlt ein spezielles Gerät die Problemzonen etwa eine Stunde lang auf vier bis fünf Grad herunter. Dadurch, dass Fettzellen kälte­anfälliger sind als die Zellen der darüberliegenden Haut, sterben durch die Kälteeinwirkung nur die Fettzellen ab. Das Lymph­system transportiert das freigesetzte Fett in die Leber ab, ehe es dort vollständig abgebaut und ausgeschieden wird. Meine durch Alkoholabstinenz gestärkte Leber ist daher die beste Voraussetzung dafür, dass der ganze Ablauf des Fett­abbaus gut funktioniert.

nobilis-Autorin Luisa Verfürth testet die Kryolipolyse samt Lymphdrainage.

Ist Kryolipolyse das Richtige für mich?

Weil ich ein totaler Frostköttel bin, habe ich etwas Sorge vor der Kälte. Außerdem gibt es zu diesem Thema noch keine Langzeitstudien, die eine dauerhafte Wirksamkeit belegen oder untersuchen, ob zu einem späteren Zeitpunkt Nebenwirkungen auftreten. Sicherheitshalber frage ich deshalb noch einmal bei einem anderen Hannoveraner Experten nach: beim Plastischen Chirurgen Olaf Fleischer von Young Aesthetics. Er sagt, dass die Kryolipolyse zwar weder Sport noch eine Diät ersetzt. „Aber es ist eine sehr gute Möglichkeit, kleine Fett­überschüsse wie ein Doppelkinn, Reiter­hosen, die Oberschenkelinnenseite, die Knie­innenseite, die Flanken, also die Verlängerung zum Rücken, oder aber eben auch kleine Rollen unter dem BH zu behandeln“, sagt Fleischer. Auch die Erfahrungen des Schönheitschirurgen Aschkan Ente­zami von der Klinik am Pelikanplatz sind positiv: „In den ganzen acht Jahren, in denen ich Coolsculpting durchführe, habe ich noch nicht eine Komplikation erlebt.“ Allerdings betont auch Entezami, wie wichtig das Drumherum ist. Denn jede Behandlung sollte auf einer intensiven und seriösen Beratung beruhen: „Zusammen mit dem Patienten gilt es, sich aus unterschiedlichen Verfahren die Rosinen rauszupicken und zu schauen, welche Behandlungsart am besten für sie oder ihn geeignet ist.“
Ich sage Sofia Melnik zu. So wie übrigens zahlreiche andere Menschen zurzeit: „Gerade während der Coronazeit haben viele Leute an Gewicht zugenommen und bitten mich um Hilfe“, erzählt sie. „Es ist aber auch eine sehr gute Zeit, um sich auf sich selbst zu konzentrieren und in seinen Körper hineinzuhören.“ So lasse sich etwa herausfinden, was einen im Alltag störe, was die eigene Lebensqualität einschränke und was man selbst endlich verbessern möchte.

Je nach Problemzone kann man während der 50- bis 60-minütigen Kühlzeit sitzen oder entspannt liegen.

Kryolipolyse – Ran an den Speck!

Passend dazu hat Melnik ein „Lockdown Package“ zusammengestellt, für das auch ich mich nun entscheide. Da ich diesen Artikel schreibe, zahle ich nichts für die Behandlung. Normalerweise schlägt sie aber mit 550 Euro zu Buche – nicht gerade ein Schnäppchen. In der Behandlung enthalten ist zunächst eine Analyse mit einem sogenannten Zell-Check-Spektrometer. Auf die Handinnenfläche gehalten, soll das Gerät zeigen, wie es in meinem Körper um den Gehalt an Spurenelementen, Mineralien, toxischen Schwermetallen und oxidativem Stress bestellt ist. Die Analyse führt eine von Sonja Melniks Mitarbeiterinnen, die Heilpraktikerin Nadine Bewernick, durch. Sie entscheidet auch individuell, ob und wann der Patient „bereit“ ist für die Kryolipolyse oder ob erst andere Maßnahmen im Vordergrund stehen. Denn der ganzheitliche und nachhaltige Erfolg steht im Vordergrund.
Um die eigentliche Kryolipolyse kümmert sich die Kryotherapeutin Gülcan Kodal. Drei Applikatoren hat sie zur Verfügung, die sie per Klettverband an meinen Oberschenkeln und am Unterbauch anlegt. Zwischen der Haut und dem Applikator wird ein Ultraschallgel aufgetragen, um die Kälteausdehnung auf der Kontaktfläche zu optimieren. Je nach Problemzone kann man während der 50- bis 60-minütigen Kühlzeit sitzen oder entspannt liegen. Es fühlt sich kalt an, aber sehr erträglich und keinesfalls schmerzvoll. Nur leicht gerötet sind die Stellen an Oberschenkel und Unterbauch beim Abnehmen der Applikatoren.

Nach der Kryolipolyse-Behandlung folgt die Lymphdrainage.

So geht es nach der Kryolipolyse weiter

Der eigentliche Effekt – also weniger Oberschenkelumfang – ist erst einige Wochen später zu sehen. Weiße Striche auf der Haut markieren, wo der Umfang gemessen wurde. Damit posiere ich für ein Vorher-Bild und bin schon gespannt auf das Nachher-Bild, das wir dann in einigen Wochen machen werden. Viele Patienten verlieren bei der Kryolipolyse je nach Ausgangs­situation pro Behandlung etwa zwei Zenti­meter an den Beinen. Die gekühlte Haut fühlt sich ganz weich, sanft und ganz leicht taub an von der Kälte. Jedoch nicht unangenehm.
Danach geht es weiter mit einer Lymphdrainage – „damit die abgestorbenen Fettzellen über das Lymphsystem besser und schneller abtransportiert werden und so schneller über das Blut zur Leber gelangen, wo sie dann abgebaut werden“, erklärt Sofia Melnik.
Die Hose der Lymphdrainage sieht lustig aus. Ein bisschen wie ein Astronautenanzug. Der Druck ist spürbar. Durch verschiedene Kammern werden Beine und Unterkörper verschieden stark bearbeitet. Ich kann die Zeit wunderbar nutzen, um zu relaxen, oder mit der Therapeutin zu sprechen.

Vor und nach der Behandlung vermisst Gülcan Kodal die Oberschenkel von Luisa Verfürth.

Wohltuende Nachbehandlungen der Kryolipolyse

Den Termin für die Infrarotsauna und die Beinmassage mit Schröpfen habe ich zwei Tage später. In Zeiten wie diesen fühlt sich die Infrarotsauna mit integrierter Rotlichttherapie wie eine herzliche Umarmung an. Bis auf 70 Grad gleitet der Temperaturanzeiger langsam hoch und stimuliert die Durchblutung und den gesamten Stoffwechsel. Infrarotsaunen sind in den letzten Jahren sehr im Trend, weil sie nicht nur Fettzellen und Giftstoffe wie Schwermetalle durch die Tiefenwärme angreifen, sondern auch Erkrankungen wie Depressionen und Burn-out entgegenwirken sollen.
Die anschließende Massage bei der leitenden Physio­therapeutin der Health Academy, Heinke Schwarz, rundet das Lockdown-Paket ab. Dabei wird der Bereich, an dem mit der Kryolipolyse gearbeitet wurde, tief massiert und geschröpft. „Durch die manuelle Lymphdrainage und Bindegewebsmassage kann ich noch einmal tiefer in das Gewebe gehen und dafür sorgen, dass es gelockert wird und Verklebungen, welche zum Beispiel durch eine zu saure Ernährungsweise entstehen, sich zusätzlich lösen“, erklärt Heinke Schwarz. Wenn man mit diesem Paket durch ist und die Praxis durch das wunderschöne Treppenhaus verlässt, dann fühlt es sich an, als wäre der Körper ein Stück besser geworden. Sauberer und irgendwie aufgeräumt.
Als ich nach drei Wochen zur Folgebehandlung wiederkomme, habe ich pro Bein eineinhalb Zentimeter abgenommen, und der Unterbauch ist eindeutig flacher. Auch wenn es im Endeffekt hier nur um ein paar Zentimeter geht, hat es sich für mich gelohnt. Ich habe nicht nur abgenommen, sondern meine Haut ist besser geworden.
Um das zu halten, habe ich mir Sofias handschriftliche Anmerkungen für die Küche laminiert und an die Wand gepinnt. Wenig bis gar kein Gluten. Morgens warmes Frühstück, mittags Salat mit vielen pflanzlichen Fetten, abends Gemüsesuppe. Und so lange ich es aushalte keinen Wein. Aber mal schauen. Jetzt weiß ich, wie es funktioniert, und wenn das Fett sich nach dem Lockdown wieder aus der Schwarte wagt, frage ich eiskalt nach der nächsten Sitzung.

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