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Sascha Beugger

Tri Works – Fitness mit Sascha Beugger

31. März 2021

Training nicht für den perfekten Körper, sondern für die Harmonie zwischen Körper und Geist, dafür steht Sascha Beugger. In der Fitnessszene Hannovers erreichte er vor allem als Tae-Bo-Trainer Bekanntheit. Jetzt hat der 49-Jährige sein eigenes ­Fitnesskonzept ­entwickelt, das auch an der Leibniz Universität angeboten wird. Tri Works heißt das ­Programm, das auf der Basis von Mixed-Martial-Arts-Aerobic beruht. nobilis sprach mit ihm über das richtige Gleichgewicht von Genuss und Disziplin und seinen Werdegang.

Text: Marleen Gaida, Fotos: Nadja Mahjoub

Mit einem Bein auf dem Stepper, das anderen schnell auf und ab zur Rippe ziehend in der Luft. Das Gesicht von Miriam Busse färbt sich bei den zackigen Übungen rötlich. Für die nobilis-Praktikantin ist es das erste Training dieser Art: ein Ganzkörper-Workout, das lediglich mit einer Trittstufe und sogenannten Tubes, dehnbaren Gummibändern für Fuß-Armgelenke, und dem Einsatz des eigenen Körpergewichts auskommt.
Tri Works heißt das Fitnesskonzept, das Sascha Beugger als Kursformat für Fitnessstudios entwickelt hat. Seine Idee: Ein leicht erlernbares Kraft-Ausdauer-Training mit drei verschiedenen Levels zu eingängiger elektronischer Musik, das von einem Trainer in verschiedenen Levels, also für unterschiedliche Zielgruppen, unterrichtet werden kann. Als weitere Bestandteile fließen Einflüsse verschiedener Kampfsporttechniken, sogenannter Mixed-Martial-Arts, mit Kicks und Schlagabfolgen mit ein. Ausdauer und Schnelligkeit sind also gefragt.

Viele Hilfmittel braucht es für ein erfolgreiches Ganzkörpertraining nicht, wenn es nach Sascha Breugger geht.

Kampfkünste haben schon lange Einfluss auf Beuggers Leben. Der 49-Jährige beginnt bereits als Teenager, die volle Bandbreite des Sports auszutesten, und versucht sich neben Tennis und Fußball im Judo. „Ich war schon immer sportbegeistert.“ Das soll ihm auch zur Karriere bei der Bundespolizei verhelfen, doch mit 1,78 cm scheitert es nicht am Talent, sondern an der Körpergröße. Also beginnt er nach der Real¬schule eine Ausbildung zum Dachbautechniker und verliert dabei das Training nicht aus den Augen. Neben Krafttraining beginnt er bei Wolfgang Meyer in Lachendorf mit dem Kickboxen und trainiert bald fünfmal die Woche den Vollkontakt-Kampfsport. Mit Erfolg: Beugger nimmt mehrmals an der deutschen Meisterschaft teil und gewinnt 1991 den Titel „Deutscher Meister“ in der Gewichtsklasse bis 75 Kilogramm.

Billy Blanks bringt Tae Bo nach Deutschland

Zehn Jahre lang arbeitet er „auf dem Bau“, bleibt jedoch seiner Liebe zum Sport stets treu, absolviert eine A- und B-¬Trainer-Lizenz und beginnt, in Fitnessstudios zu unterrichten. Als in Hannover ein Trainer gesucht wird, kündigt er seine Festanstellung und zieht 1998 in die Landeshauptstadt. Mehrere Jahre arbeitet er mit Kunden auf der Trainings¬fläche mit Gewichten, gibt Tipps für den perfekten Bizeps und einen flachen Bauch. Bis der Name Billy Blanks um die Jahrtausendwende in den Fitnessstudios Einzug erhält und Tae Bo auf den Kursplänen der Republik auftaucht.
Der afroamerikanische Fitnessstar aus den USA feiert weltweit einen Riesenerfolg mit einem Mixed-Martial-Arts-Aerobic-Konzept, das den Körper mit einer Mischung aus Karate, Taekwondo und Kickboxen in kürzester Zeit an seine Belastungsgrenze bringt. Als Billy Blanks 2001 in Ravensburg zu Gast ist und rund tausend Leute bei einer Stunde des durchtrainierten Drill Instructors mitmachen, ist auch Sascha Beugger dabei. Die schnelle Musik und dazu die Gruppendynamik lösen nicht nur bei den anderen Teilnehmern rauschartige Zustände aus. „Hunderte von Leute bewegen sich im Gleichschritt zur schnellen Musik in der Halle, das hat mich angefixt – ich war von Tae Bo sofort fasziniert.“

nobilis-Praktikantin Miriam Busse probiert das Trainingskonzept von Sascha Beugger aus. Tri Works heißt das Programm.

Beugger beginnt noch im selben Jahr eine Ausbildung beim Gründer und reist sogar dreimal in die USA, um in Los Angeles mit seinem Idol und den anderen Jüngern zu trainieren. Bei den amerikanischen Berühmtheiten aus Film- und Showbusiness kommt das Aerobic-Konzept ebenfalls gut an. Billy Blanks selbst ist hingegen von der Disziplin des Deutsch-Schweizers Beugger beeindruckt. „Ich habe damals nur ein gebrochenes Realschulenglisch gesprochen, aber ich wollte unbedingt den Master-Grad samt schwarzer Bandagen erreichen und das sogenannte Bootcamp mit Billy absolvieren.“ Der Fitness-Guru erkennt Beuggers Talent und hebt ihn in den Stand eines sogenannten Presenters. Aufregende Jahre und viele Workshops als Trainer in der gesamten Republik folgen, bis sich die Szene vor ein paar Jahren in einzelne Strömungen zerschlägt und schließlich auflöst.

Von der Masse zur kleinen Klasse

Beuggers Fazit aus 30 Jahren Erfahrungen als Trainer in der Fitnessbranche? „Die Massen gewinnt man nur mit Ehrlichkeit und Loyalität.“ Volle Hallen mit hunderten Schülern strebt er jedoch nicht mehr an. In seinem kleinen Studio in Langenhagen trainiert er derzeit dreimal die Woche bis zu 20 Schüler nach seinem eigenen Konzept Tri Works. „Sympathie und Spaß, dann Technik und Drill, das ist mir wichtig“ erklärt der Trainer, der zufrieden wirkt. Dabei lief es vor allem privat nicht immer rund. Zwar flogen ihm die Mädchenherzen vom Bühnenrand der Fitnesshallen nur so zu, aber die große Liebe blieb aus. Erst im vergangenen Jahr gibt es mit der Geburt seines Sohnes Lian Beat, den er mit Freundin Victoria hat, privat ein Happy End für den Trainer. „Dass ich die Geburt eines Kindes nochmal erleben darf, hätte ich nicht gedacht.“
Überhaupt geht es ihm mittlerweile mehr um das Wesentliche, mehr um das Gleichgewicht von Ying und Yang als um Körperfett-Anteil und spektakuläre Fotos für den Instagram-Kanal. Die Weitergabe des Wissens an seine Schüler hat Vorrang. In seiner Halle in der Walsroder Straße 16 geht es zu wie in einem familiären Verein; seine Schüler sind „alles Herzensmenschen“ wie Beugger betont. Begrüßt wird sich mit der linken Seite. Wer ihn kennt weiß, dass die Falten in seinem Gesicht durch das viele Lachen entstanden sind. Die Liebe zum Menschen und zum Sport zeichnen Beugger aus.

Sascha Beugger ist Fitnessexperte aus Hannover. Marleen Gaida traf ihn zum Workout und Interview in Langenhagen.

Privat lässt er sich in der Kampfkunst TA Wing Tsun von Jörg Aschemann, seinem Si-Fu, einem väterlichen Lehrer, ausbilden. „TA Wing Tsun ist mein Ausgleich und was mich interessiert, da bin ich ein ganz kleiner Schüler.“
Dass sein eigenes Konzept Tri Works so erfolgreich ist, freut ihn besonders. Mittlerweile wird es sogar dreimal wöchentlich im Campus-Sport-Programm der Leibniz Universität Hannover angeboten. Und auch, wenn gerade alle Sportstätten geschlossen sind, hat Beugger keine Angst vor der Zukunft. „Ich glaube, dass wir nach der Corona-Pandemie nochmal einen richtigen Fitnessboom erleben werden.“ Die Leute seien ganz wild darauf, zu trainieren. Und eines steht für ihn fest: „Bei mir ist für jeden die Tür offen“, sagt er und verabschiedet seine Gastschülerin Miriam mit einer festen Umarmung.

Tri Works von Sascha Beugger

Das Fitnesskonzept umfasst ein dreistufiges Workout. Im ¬Vordergrund stehen gruppendynamische Prozesse und ein funktionelles Ganzkörpertraining auf unterschiedlichen Levels. Auf der ersten Stufe des Trainings werden vor allem Gelenke, Bänder und Muskeln trainiert. Auf Level zwei geht es um die Aufprallbelastung, die vor allem durch die Arbeit mit Standboxsack, Handpratzen sowie Fitnessbändern und Fußschlaufen trainiert wird. Hinzu kommen Stepper und Gewichte. Auf dem dritten Level geht es um komplexe und dynamische Kampfsportelemente, die miteinander kombiniert werden. ¬Alle drei Säulen können getrennt voneinander oder innerhalb einer Kursstunde unterrichtet werden.

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