„aufgesockelt“ – so lautet der Titel der aktuellen Ausstellung im „kunstraum friesenstraße“ in Hannover. Ein passender Titel: „aufgesockelt“ – also auf Podesten präsentiert – werden nämlich kleinformatige Skulpturen. Die Werke stammen aus der Sammlung von Gisela Sperling und von Gastkünstlern. „aufgesockelt“ zeigt noch nicht präsentierte Plastiken sowie bereits bekannte Arbeiten und Leihgaben. Die Werke sollen verdeutlichen, wie sich der Charakter von Kunst durch ihre Umgebung verändern kann.
Ein Miniaturenwunderland
Die geschickte Anordnung der Werke über die zwei Stockwerke des Kunstraums erinnert an ein Miniaturenwunderland: Die Ausstellung „aufgesockelt“ beeindruckt durch ihre Skulpturen im Miniaturstil, die auf Podesten präsentiert werden und teilweise knie- bis hüfthoch sind. Besucher können Arbeiten von bekannten Künstlern wie John Chamberlain, Richard Deacon, Emil Cimiotti und Norbert Kricke besichtigen und deren verschiedene Interpretationen und Umgang mit Raum entdecken.
„Es geht darum, zu erleben und zu ergründen, was der Sockel für eine Skulptur bedeutet“, sagt Sperling über die Ausstellung. Ist er Teil der Skulptur? Gehört er fest dazu? Und wie verändert sich unsere Wahrnehmung einer Plastik, wenn wir mit ihr auf Augenhöhe sind? Darum geht es bei „aufgesockelt“.
Eine Sammlung mit Vision
Sperling, ursprünglich Pharmazeutin, begann 2017 mit dem Aufbau ihrer Kunstsammlung. Ihr Ziel war es, ihre Leidenschaft für Kunst mit anderen zu teilen. Ihre Idee: ein öffentlicher Kunstraum, zugänglich für alle, die Kunst entdecken wollen. So ist auch der Besuch der Ausstellung „aufgesockelt“ kostenlos. Im August 2019 war es dann so weit: Der „kunstraum friesenstraße“ wurde eröffnet, damals mit der Ausstellung „Der erste Blick“. Sperlings Sammlung konzentriert sich bis heute auf künstlerische Positionen, die aus der Zeichnung oder Skulptur entwickelt sind, und umfasst Kunstwerke seit 1950. Ob Zeichnungen, Skulpturen, Malereien, Fotografien oder Objekte – Sperling bildet mit ihren Werken eine Brücke zwischen Zwei- und Dreidimensionalem. In den Räumen des „kunstraums friesenstraße“ soll das zur Geltung kommen.
Bekanntes aus einer neuen Perspektive
Mittlerweile werden Sperlings Ausstellungen immer anspruchsvoller und bieten Kunstliebhabern dadurch auch immer wieder neue Perspektiven: „Die Besucher, die häufiger da sind, schätzen es, einzelne Werke in einem anderen Kontext zu sehen“, sagt Sperling dazu, „Sie sind dann erfreut über neue Sichtweisen und die Anregung, sich auf eine andere Art auf etwas Bekanntes einzulassen.“
„aufgesockelt“ noch bis August zu sehen
Die Ausstellung „aufgesockelt“ ist noch bis Samstag, 10. August, zu sehen. Geöffnet ist freitags und samstags von 16 bis 19 Uhr. Die nächste Ausstellung im „kunstraum friesenstraße“ wird dann am Samstag, 24. August, eröffnet. Zu sehen sein werden Werke des Berliner Bildhauers Jakob Mattner, der auch eine seiner Arbeiten bereits im Rahmen von „aufgesockelt“ präsentiert.
Ein Besuch der Ausstellung „aufgesockelt“ ist für Kunstinteressierte, die die Vielfalt und den Facettenreichtum der kleinformatigen Skulpturen entdecken möchten, lohnenswert.
Text: Luise Moormann
Bild: kunstraum friesenstraße