Aus Uetze kommt der gute Geschmack
Seit über 5.000 Jahren schon wird die Zwiebel als Heil-, Gemüse- und Gewürzpflanze geschätzt und kultiviert. Bei den Ägyptern war sie Göttergabe und Zahlungsmittel, die römischen Legionäre brachten sie dann wohl vor 2000 Jahren nach Mitteleuropa. 2015 war die Zwiebel sogar Heilpflanze des Jahres. Und heute verbreiten vor allem Landwirte rund um das 20.000 Einwohner-Örtchen Uetze und seinen 140 Quadratkilometer Fläche die Zwiebel mit all ihren Vorzügen in ganz Deutschland.
Denn von den 2023 bundesweit gezüchteten rund 660.000 Tonnen Zwiebeln aus 1651 Anbaubetrieben stammen die meisten aus Bayern und – zu rund einem Drittel – aus Niedersachsen. Vornehmlich dabei aus dem Raum zwischen Uetze und Peine. Die international wegen ihres besonderen Geschmacks sehr geschätzten Silberzwiebeln – weil in Essig im Glas eingelegt – werden deutschlandweit dabei nur hier angebaut. Vielleicht, weil sie von den örtlichen Landwirten nur auf konkrete Bestellung der Lebensmittelindustrie angebaut wird, ist beim Verzehr der Silberzwiebel dann nicht bewusst, woher die möglichst optisch identischen, maximal bis zu 20 Millimeter kleinen, weißen und runden Lauchknollen stammen. Ganz im Unterschied beispielsweise zum Spargel aus Burgdorf oder aber aus Nienburg.
Als Beilage und für Eintopfgerichte rangiert die frische Zwiebel mit jährlich rund 6,2 Kilogramm pro Kopf hinter den Kartoffeln, Tomaten und Möhren zwar nur auf dem vierten Platz der in Deutschland beliebtesten Gemüse. Aber wegen ihres besonderen Aromas wird sie allerortens als sehr gefragte Basis und Geschmacksverstärker dank „Umami“-Effekt für ganz verschiedene Geschmacksrichtungen eingesetzt. Dazu gehören frische und konservierte Suppen, Saucen und Snacks ebenso, wie der Einsatz als klassischer Fleischzartmacher. Durch Braten, Dünsten oder Kochen wird außerdem Zucker freigesetzt, der das Zwiebelaroma versüßt.
Ob nun Sommer- oder Winterzwiebeln, Steckzwiebeln, rote oder süße: Bei der GOKA, dem Groß-Kartoffelvertrieb im Uetzer Ortsteil Dollbergen, werden die von den Landwirten angelieferten regionalen Speisezwiebeln vom rund 400 Hektar großen Anbaugebiet zwischen Hannover und Peine, Celle und Gifhorn sortiert, verpackt und zu den Großkunden geliefert.
Nach der Aussaat im Frühjahr ist von der gefragten Feldfrucht nicht viel mehr zu sehen, als das nach und nach sprießende und schließlich im Sommer vertrocknende Grün auf dem Acker. Erst zur im August beginnenden Erntezeit sieht man die gelb-bräunlichen Knollen. Und wenn die Saison schließlich zu Ende ist, wird dies seit dem Jahr 2003 in Uetze mit einem großen Zwiebelfest am zweiten September-Wochenende und mit vielen tausend Besuchern gefeiert. Dieses Jahr findet es am 7. und 8. September zum nun bereits 16. Mal statt, mit Musik und über 40 Vereinen, Ausstellern und Show-Acts, zudem einem verkaufsoffenem Sonntag. Und mit garantiert Uetzer Zwiebeln in den vielen dann angebotenen zahlreichen Zwiebelgerichten. Da heißt es dann auf und auch vor der Bühne wieder „Auf die Zwiebel, fertig, los….“
Text und Fotos: Torsten Lippelt