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Ausflugstipps: Ein Ort mit Kohle

31. Mai 2024

Besucher fahren mit einer Grubenlok in den Deister, eine Ausstellung informiert über die Barsinghäuser Bergbaugeschichte.

Einfach mal so von zu Hause ins Kohlenbergwerk? Mit Grubenlok, Helm und festem Schuhwerk? In Barsinghausen ist dies seit 25 Jahren möglich: im Klosterstollen, dem Anschauungs- und Besucherbergwerk in Barsinghausen.

Wer heute das Zechengelände betritt, muss sich nicht mehr – wie die Bergleute früher – für die Zeit „unter Tage“ umziehen und seine Garderobe in der einstigen Waschkaue unter die Decke hängen. Aber mindestens zwei Stunden Zeit sollte er mitbringen, warme Kleidung und festes Schuhwerk. Im Zechensaal und auch im Außenbereich mit Förderturm und Halde informiert eine Ausstellung detailreich über die Barsinghäuser Bergbaugeschichte mit historischen Gerätschaften und Loren, mit Trachten, Traditionsgegenständen sowie Infotafeln. Zu sehen ist hier die manuelle Kohlegewinnung – über und unter Tage, in Theorie und Praxis, mit den bis in die 50er Jahre gebräuchlichen Arbeitsgeräten.

Das Spannendste für alle Besucher ist jedoch das Einfahren in den Berg. Es ist wortwörtlich eine „Tour in den Deister“. An Bord einer historischen kleinen, knallgelben Grubenlok geht es mit Akkuantrieb hinter vergitterten Fenstern rund 1400 Meter in den nach der Klosterkammer Hannover benannten Klosterstollen.

Eine Viertelstunde lang fährt der Zug rumpelnd und ratternd bei sechs Stundenkilometern auf unbeleuchteter Schmalspur durch die Dunkelheit. Aber nicht in die Tiefe, wie in den Bergwerken des Ruhrgebietes, sondern horizontal. „Eigentlich sogar leicht ansteigend“, wie Grubenführer Manfred Zeitz seiner interessiert zuhörenden Besuchergruppe nach dem Ausstieg an der Grundstrecke, wo der Abbau der Kohle einstmals begann, erzählt. Eindringendes Wasser konnte so nach außen abfließen und die Bergleute hatten leichteres Arbeiten. 

Damals gingen sie zu Fuß in den heute insgesamt 1470 Meter langen Stollen bis zu ihrem Arbeitsplatz am Kohleflöz. Pferde zogen die Loren hinter sich her, in denen die Arbeitsgeräte lagen. Hinaus ging es dann bergab – so konnte die abgebaute Steinkohle mit Muskelkraft leichter auf den Schienen abtransportiert werden. 

Unter Tage und gut behelmt geht es nun mit dem Grubenführer über eine Stunde lang zu Fuß durch enge und auch niedrige Gänge. An Infotafeln und auch unter lautstarker Inbetriebnahme von Bohrgeräten und Schüttelrutsche demonstriert Manfred Zeitz die damalige Arbeitswelt und die technischen Zusammenhänge des Deisterbergbaus. Bei konstant neun Grad unter Tage, hoher Luftfeuchtigkeit und unebenem Boden machen sich die warme Kleidung und das feste Schuhwerk schnell bezahlt.

Von 1869 an baute man den rund 70 Zentimeter mächtigen Kohleflöz ab – bis zu 250.000 Tonnen im Jahr. Zur Versorgung der Industrie wurde der Deisterrand damals mit zeitweise 2400 Bergleuten zum Ruhr gebiet der Region Hannover. Per Üstra-Straßenbahnlinie 10 erreichte die Deisterkohle sogar Linden. Ende 1956 wurde das Bergwerk stillgelegt – 1999 eröffnete es dann als Besucherbergwerk. Heute ist die Gemeinnützige Betriebs GmbH Alte Zeche Träger und Betreiber, unterstützt vom Förderverein. Beliebt ist der Klosterstollen bei Familien mit Kindern (das Mindestalter zur Einfahrt in den Klosterstollen ist sechs Jahre) und immer mehr für Kindergeburtstage. Außer dem Zechencafé und Bistro lohnt zudem der Weg auf die bewaldete Abraumhalde mit seinem weiten Blick über Barsinghausen.

Klosterstollen Barsinghausen | 
Hinterkampstraße 6 | 
30890 Barsinghausen | 
Tel. 05105/51 41 87 | 
www.klosterstollen.de 

TEXT und FOTOS: Torsten Lippelt

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