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Mit dem Platzwart im Museum 

21. Mai 2024

Fußball und Museum passen nicht zusammen? Von wegen! Wer Bruno Brauer und Uwe Janssen alias der Platzwart einmal im Museum erlebt hat, der würde sich sogar als eingefleischter Nicht-EM- oder WM-Gucker beim Public Viewing einen Platz sichern. Nur eine Grundvoraussetzung müsste es geben: der Platzwart muss das Spiel live kommentieren.  

 

Was dabei herauskommt, konnten (Kultur-)Fans im Wilhelm-Busch-Museum erleben. Dort läuft derzeit die Ausstellung „anPFIFF – Schweiß und Leidenschaft auf dem Rasen“, und passend dazu hatten Direktorin Eva Jandl-Jörg und Gastronom Dietmar Althof zu einem Abend mit Bier, Bratwurst und Kabarett ins Museum geladen.  

Männer, Mode und Frisuren

Für Bier und Bratwurst zeichnete Althof verantwortlich; für den kabarettistischen Teil der Platzwart, beziehungsweise die Platzwarte Bruno Brauer und Uwe Janssen, die sich in bewährter Manier die Bälle zuspielten – und das sehr zum Amüsement des Publikums. Da ging es nicht nur um Flaggen, Fußball und Fans, sondern auch um Männer, Mode und Frisuren. Denn nicht nur der Fußball an sich hat sich verändert. Auch das optische Erscheinungsbild ist anders geworden.  

Bratwurst auf dem Shirt

Und ja, es geht schlimmer als sattes Pink auf dem Spielfeld. Wie wäre es beispielsweise, als kickende Bratwurst mit Ketchup bis zum Hals oder Komplettinhalt einer Bonduelle-Dose über den Rasen zu rennen. Da geht es dann sprichwörtlich um die Wurst. Oder ums Gemüse. Und wer hat es herausgefunden? Richtig! Der Platzwart! Seinen Augen entgeht nichts – und das gefühlt seit Jahrzehnten. Wie anders könnte es sein, dass sich sonst jemand daran erinnert, dass Günter Netzer mit langhaarigem (und sehr gepflegten) Prinz-Eisenherz-Schnitt damals ein wirklich schöner Rebell war? Heute hingegen alle Undercut tragen – egal, was passiert. 

Hannover 96 ist auch dabei

Klar, dass auch Hannover 96 sein Fett wegkriegt. Aber da sind es eher die Funktionäre, die der Platzwart hopsnimmt. Sei es Martin Kind, der seinen 80. Geburtstag lieber zuhause am See in den Isernhagener Gefilden feiert, oder Ex-Kanzler Gerhard Schröder, der gemeinsam mit Siggi Gabriel lieber im Berliner Borchardts zum runden Geburtstag einen drauf macht. Es geht um VIP-Logen. Die Frage wird geklärt, was passiert, wenn es eigentlich reinregnet – also ins Stadion – und warum Hannover im Allgemeinen und 96 im Speziellen eigentlich von außen betrachtet immer so unattraktiv erscheint. 

Schlager mit den Fußballstars

Mit am aufschlussreichsten war auch die ausgesprochen gelungene Recherchearbeit zu singenden Fußballern der 60er und 70er Jahre. Wer hätte gewusst, dass Sepp Maier, Gerd Müller oder auch Franz Beckenbauer in Sachen Musik unterwegs gewesen sind? Auch davon gab es im Wilhelm Busch-Museum nicht nur eine musikalisch-erlebbare Hörprobe, sondern auch eine Analyse, die man erlebt haben sollte. Es war ein wenig, wie Deutscharbeiten früher: Finde einen Sinn – auch wenn du ihn nicht erfasst. Es muss einen geben. Schreib was, was sich intellektuell anhört. Oder, um es mit Gerd Müller von 1967 zu sagen: „Rabadadam!“ 

Text und Fotos: Dr. Heike Schmidt 

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