Er ist 103 Jahre alt und noch immer sehr am Geschehen in und um Hannover interessiert – das ist Frank Criée. Am 5. Februar hat der Senior seinen Geburtstag mit den engsten Bekannten und Verwandten gefeiert. Gleich nach dem Krieg zog Frank Criée nach Hannover. Der gebürtige Königsberger fand großen Gefallen an der Stadt. In Hannover führte er später zusammen mit seinem Vater eine Immobilienfirma. Mit der Nobilis hat er sich über sein Leben in Hannover und seine Ratschläge an die jüngeren Generationen unterhalten.
Kulturstadt Hannover
„Hannover ist eine ruhige und kultivierte Stadt, die oft unterschätzt wird“, sagt Frank Criée. Er lebte lange Zeit in einem Haus im Zooviertel und wohnt jetzt bereits seit mehr als zehn Jahren in der Villa Kursana. Das Zooviertel ist sein Lieblingsort in der Stadt. Eingerahmt vom Stadtpark und der Eilenriede biete es viel Ruhe und sei schon fast wie eine Kleinstadt in der Stadt, erklärt er. Der ehemalige Immobilienmakler schätzt besonders Hannovers Kulturangebote. Er lobt den guten Ruf der Musikhochschule und erzählt von seinen vielen Besuchen der Oper.
Hannover in der Nachkriegszeit
Frank Criée war während des Krieges im Fliegerhorst Wunstorf tätig und dort unter anderem für die Reparatur von Funkgeräten zuständig. Nach dem Krieg arbeitete er als Rundfunktechniker und erwarb seine kaufmännischen Kenntnisse in der Abendschule. „Zu der Zeit hatten wir fast nichts und verdienten wenig“, sagt der 103-Jährige. Dennoch seien die Abende mit Freunden im Kellerraum einer Gaststätte Zeiten, an die er sich gern erinnere. „Wir genossen das Beisammensein und die Livemusik, und ich glaube, ich habe noch nie so viel gelacht wie in dieser Zeit“, schwelgt er in Erinnerungen.
Die Ehefrau des heute 103-jährigen starb vor 23 Jahren. Zu der Zeit, mit 80 Jahren, beschloss der bis dahin aktive Immobilienmakler in den Ruhestand zu gehen. Er wohnte zunächst allein weiter in seinem Haus im Zooviertel und würde später von einer Haushälterin betreut, bis er dann in die Villa Kursana zog. Sein 64-jähriger Sohn Ralph Criée übernahm das Haus und leitet inzwischen den Familienbetrieb.
Die Neugierde treibt ihn an
Frank Criée hatte viele Hobbies. Er segelte und angelte, probierte sich als Imker aus und engagierte sich in Verbänden. Sowohl im Immobilienverband Deutschland als auch im Imkerverein Hannover-Linden-Land ist er heute Ehrenmitglied. Auf seinen Segeltouren erkundete er unter anderem Dänemark, Sardinien und die Karibik. Am meisten gefiel ihm daran das Reisen abseits des Massentourismus. Er tauschte sich in kleinen Häfen mit Einheimischen aus und lernte so die Orte auf eine andere, tiefergehende Weise kennen.
Dem 103-jährigen ist es wichtig, Bescheid zu wissen. Wenn ihn etwas interessiert, dann liest er sich in das Thema ein oder informiert sich auf anderen Wegen. „So war es damals auch mit der Imkerei“, sagt er. Dieses Hobby begann er im Alter von 64 Jahren, als ein Kollege ihm von seinen Bienen erzählte. Er war sofort interessiert und nutzte viele Möglichkeiten, um auf dem Gebiet fachkundig zu werden. Zeitweise besaß er sogar 16 Bienenvölker.
Frank Criée setzt viel auf Literatur
Zwischenzeitig verbrachte der Senior bis zu vier Stunden am Tag mit Lesen, heute machen seine Augen das nicht mehr mit. Dennoch stoppt das nicht seine Neugierde, und er greift zurück auf digitale Angebote und lässt sich beispielsweise Zeitungsartikel vorlesen. Genau diese Neugierde empfiehlt er auch den jüngeren Generationen. Hannover habe viele Bildungsmöglichkeiten, und das sollte genutzt werden, sagt er. „Junge Menschen sollen in erster Linie machen, was ihnen Spaß macht. Gleichzeitig sollen sie sich jedoch viel mit Literatur beschäftigen, denn Allgemeinbildung ist sehr wichtig“, betont der 103-Jährige.
Text & Foto: Merle Haarstick