Flowerpower in der Oper: Zwei Abende lang hat sich das Opernhaus in ein elegantes Festivalgelände voller Edel-Hippies verwandelt. Unter dem Motto „Let the sunshine in“ feierten 1300 Gäste am Freitag und 1800 Gäste am Sonnabend ein buntes Fest voller Love, Peace and Happiness – und das war durchaus auch bei der Kleiderwahl zu sehen: So farbenfroh ging es selten im Opernhaus zu. „Ich bin überwältigt von der Kreativität und dem Mut der Menschen, etwas auszuprobieren“, erklärte Intendantin Laura Berman, die selbst einen pinkfarbenen Jumpsuit und einen Blumenkranz im Haar trug. Sie strahlte ebenso wie die Gäste, die zwar zunächst skeptisch waren, dann aber doch sehr Gefallen an dem Abend fanden.
Alles Walzer!
Ein Hippie-Outfit hatten Oberbürgermeister Belit Onay und seine Frau Derya zwar nicht gewählt. Doch Onay konnte dem Motto Einiges abgewinnen: „Flowerpower, Woodstock. Es war eine Friedenszeit“, betonte er. Das war es auch, was bei der festlichen Eröffnung über allem schwebte – das Zeitalter des Wassermanns. A propos schweben: Als Inkarnation von Maria Callas wurde Ketevan Chuntishvili aus dem Bühnenhimmel auf die Hauptbühne gelassen. Ganz in Gold eröffnete sie den Reigen der Solisten, die den Start in den Ballabend gemeinsam mit dem Ballett und den Debütanten der Tanzschule Bothe gestaltete und den TV-Star Denise M’Baye sehr charmant moderierte. Danach mischten sich Laura Berman und Generalmusikdirektor Stephan Zilias unter die Profi-Tänzer und eröffneten den Abend mit einem klassischen Walzer. Nachdem es hieß: „Alles Walzer!“ drehten sich Hippies in Schlaghosen genauso wie Herren im Smoking mit Blumenmädchen und Ladies im Dreivierteltakt. Schön!
Preis für Bürgermeister aus Bad Münder
Zum Hippieoutfit hatte auch ein ganz besonderes Paar an diesem Abend gegriffen: Nicole Ofner-Barkowski und ihr Mann Dirk Barkowski gewannen Preise für die besten Outfits des Abends. Einige mögen Dirk Barkowski nicht unbedingt erkannt haben: Der Bürgermeister aus Bad Münder trug Raster-Perücke und Sonnenbrille. Nicht unbedingt das klassische Outfit eines Behörden-Chefs! Ihre Kostüme hatten die Barkowskis übrigens schon. „Wir haben den 50. Geburtstag meiner Frau mit einer Hippie-Party gefeiert“, erklärt Dirk Barkowski, der beim Catwalk auf der Hauptbühne übers ganze Gesicht strahlte.
Mehr ist mehr
Eher klassisch unterwegs waren die Herren der Stadt: Alexander und Nicolai Schreiber trugen genauso klassische Schnitte wie auch Helmut Staude. Dessen Neffe Hanns-Werner hatte sogar ein Kleidungsstück reaktiviert: seinen Hochzeitsanzug in einem wunderschönen Blauton. „Und er passt noch“, freite er sich. Seine Frau Birte erinnerte sich: „Er hatte dazu damals ein tolles Rüschenhemd an.“ Das hatte Hanns-Werner an diesem Abend aber weggelassen. Doch für viele der Besucher galt: mehr ist mehr – mehr Blumenprints, mehr Pailletten, mehr rosa Sonnenbrillen. Und so fügte sich manch ein Outfit perfekt in die wunderschöne Blumendeko von Achim Duda ein, der mit bunten Sonnenblumen-Gestecken und gefärbten Pampasgras-Puscheln das Flair der Siebziger wunderbar einfing.
Anders als erwartet
Oliver und Lennard Bothe sind schon von Berufs wegen klassisch unterwegs. Die Tanzschule Bothe eröffnet in jedem Jahr den Ball. Die Debütantinnen trugen in diesem Jahr roter statt weißer Kleider. „Dieses Jahr war es anders, aber nicht weniger gut“, freuten sich beide. Neu war auch die Hip-Hop-Einlage gemeinsam mit dem Ballett, die schon zu Beginn des Balles zeigte: Klassiker und Hippies gehen durchaus sehr gut zusammen! Während Volksbank-Vorstand Jürgen Wache eher auf ein dezentes Hippie-Statement setzte – seine Fliege und das passende Einstecktuch waren geblümt – trug seine Frau Angelika ein farbenfrohes Kleid mit bunten Blumen. Auch Messe-Chef Jochen Köckler war im Smoking unterwegs; seine Frau Britta wählte ein Kleid mit Leo-Print und türkisen Elementen. Ariane Jablonka war an beiden Abenden da. Die Inhaberin von Klavierhaus-Döll glitzerte am Sonnabend in einem silbernen Kleid, über dem sie einen bunten Blazer trug. Es zeigte sich: Hannover kann Edel-Hippie und ist vielleicht in manchen Dingen erst einmal skeptisch, dann aber fantasievoller als erwartet!
Text: Heike Schmidt