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Kommen die Kutschen ins Schloss?

24. Februar 2024

Finden die vier goldenen Kutschen in Herrenhausen einen neuen Platz? Die Gefährte müssen wegen der Umbauarbeiten im Historischen Museum ausgelagert werden. Sie könnten im Schlossmuseum im Großen Garten eine neue, würdige „Garage“ finden. Diese Idee haben Kulturdezernentin Konstanze Beckedorf, die Direktorin der Herrenhäuser Gärten, Prof. Anke Seegert, und die Direktorin der Museen für Kulturgeschichte in Hannover, Anne Gemeinhardt, gemeinsam ausgearbeitet und werden sie dem Kulturausschuss im März vorstellen. Mit der Auslagerung der Kutschen nach Herrenhausen soll dann auch eine Umgestaltung des Museums erfolgen.

Neuer Glanz zum Gartengeburtstag

„Über eine attraktivere Gestaltung des Museums haben wir uns schon länger Gedanken gemacht“, erklärt Konstanze Beckedorf. Jetzt sei ein weiterer Punkt hinzugekommen: Die Umgestaltung des Historischen Museums. „Wir waren zunächst davon ausgegangen, dass die Kutschen im Museum bleiben dürfen“, berichtet die Kulturdezernentin. Dem sei jedoch nicht so. „Das Museum muss komplett leer sein“, fügt Anne Gemeinhardt hinzu, die als Direktorin der Museen für Kulturgeschichte auch für das Historische Museum zuständig ist. Die Kutschen müssen also raus. Ein weiterer Fakt kam hinzu: Der Große Garten, für den Anke Seegert zuständig ist, wird im kommenden Jahr 350 Jahre alt. Was würde da besser passen, als das Nützliche mit dem Praktischen zu verbinden und Garten und Museum noch ein wenig mehr Glanz zu geben? Schließlich gehörten die Kutschen schon immer zu den Publikumsmagneten im Historischen Museum.

Die Kutschen finden im Schlossmuseum im großen Garten ein neues zu Hause.

Verbesserung der Ausstellung

Die drei Frauen taten sich zusammen und hatten einen Plan: Die Kutschen würden einen attraktiven Platz finden, das Historische Museum würde leer sein und das Schlossmuseum im Großen Garten um eine Attraktion reicher. Zudem stand schon länger eine Auffrischung des Schlossmuseums an. Immer wieder wurde Kritik laut, dass man nicht nur denselben Weg hin- wie zurück durch das Museum laufen musste, sondern auch, dass Wege zur Toilette beispielsweise zu lang waren. Eine Verbesserung der Ausstellungssituation könnte man so gleich nutzen, um die Kutschen ansprechend und konservatorisch optimal präsentieren zu können.

Vom Schloss direkt in den Garten

„Außerdem möchten wir die Eingangssituation verbessern“, erklärt Beckedorf. So sollen die Besucher künftig durch den Ostflügel hinein und durch die große Tür am Ende des Flügels, die bislang verschlossen ist und lediglich als Notausgang dient, direkt in den Garten gehen können. Eine Öffnung des Schlosses zum Garten wäre so möglich. Die schweren Samtvorhänge, die vor den Fenstern hängen und den Raum im Halbdunkel lassen, werden genauso wie die Gemälde entfernt. „Alles soll offener und heller werden“, erklärt Seegert: „Wir wollen Schloss und Gärten zusammenführen.“ Der Blick der Besucher soll vom Schloss in den Garten fallen. Während sie durch den Ostflügel des Schlosses künftig den Garten betreten, sollen die Kutschen im Westflügel eine neue Garage finden. Durch beide Flügel sollen die Besucher künftig ins Schloss und in den Garten kommen. „Ein Lustwandeln wird dann möglich“, freut sich die Direktorin der Gärten.

Neuer Windfang

Drei Monate sind für die Umbauarbeiten im Schloss veranschlagt – von Oktober bis Dezember 2024. „Im Januar 2025 müssen die Kutschen aus dem Historischen Museum sein“, erklärt Anne Gemeinhardt. Einer Überführung sieht sie mit Spannung entgegen. Denn natürlich können die goldenen Gefährte nicht von Pferden gezogen über die Allee nach Herrenhausen rumpeln. Sie werden per Lastwagen zum Schloss gebracht. Um eine perfekte Unterbringung im Schloss zu garantieren, hat das Museum schon einen Fachmann aus Nymphenburg konsultiert, der sich ausschließlich mit der Restaurierung alter Gefährte beschäftigt. Wenn ein Windfang am künftigen Ausgang in den Garten eingebaut wird, sei es kein Problem, das Raumklima konstant zu halten.

Die Umbauarbeiten im Schloss sollen drei Monate dauern.

Erbprinz stimmt zu

Die Kosten für die Umbauarbeiten, die Neukonzeption der Dauerausstellung im Schloss sowie die Überführung der Kutschen liegen bei einer halben Million Euro. „Wenn man bedenkt, dass eine Veränderung der Ausstellung sowieso ansteht und die Kutschen untergebracht werden müssen – das allein würde auch etwa 50.000 Euro kosten – ist das Geld gut angelegt“, erklärt Kulturfachbereichsleiterin Inga Samii.

Im April kommenden Jahres könnten die Besucher dann die goldenen Kutschen im Großen Garten besuchen. Der Eigentümer der Kutschen, Erbprinz Ernst August von Hannover, hat bereits sein Einverständnis dazu gegeben, dass die Gefährte nach Herrenhausen umziehen dürfen. Er selbst hatte ein ähnliches Exemplar aus Celle während seiner Hochzeit genutzt. Der Kulturausschuss und der Rat müssen diesem Plan jetzt noch zustimmen.

Text und Fotos: Heike Schmidt, Beitragsbild: Historisches Museum

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