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Einrichten einer Kanzlei? Eine Kunst!

31. August 2023

Wo einst Kunst zu Hause war, ist jetzt eine Kanzlei: In der ehemaligen Kestner Gesellschaft in der Warmbüchenstraße hat Falko Dittmar seine Räume. Anand Steinhoff verband beides: Kunst und Kanzlei.

Text: Heike Schmidt, Fotos: Tobias Wölki

In diesen Räumen ist es keine Kunst, selbst zu einem Teil eines Gemäldes zu werden. Der Schriftzug „Gemälde“ leuchtet in großen Lettern über dem Designklassiker von Le Corbusier. Das Sofa mit dem schlichten Namen LC2, das Charles-Édouard Jeanneret-Gris 1928 entwarf, passt perfekt unter den leuchtenden Schriftzug. Ein senfgelber, runder Teppich nimmt nicht nur die Komplementärfarbe des Schriftzugs an der Wand auf, er schafft dem Designklassiker nebst Beistelltisch auch eine Insel, sodass alles zusammen wie ein fein komponiertes, unaufdringliches Bild erscheint, in dem Besucher Platz nehmen und sich wohlfühlen können. So können sie selbst zu einem Stückchen Kunst werden – und das an einem Ort, an dem die Kunst einst zu Hause war.

Eine Kanzlei mit Kunstgeschichte

In den Räumen der Warmbüchenstraße 16 war einst die Kestner Gesellschaft untergebracht. Bis zum Umzug der Kestner Gesellschaft in das einstige Goseriedebad
waren in der Warmbüchenstraße Werke von Pablo Picasso wie Andy Warhol, von Marcel Duchamp oder auch Rebecca Horn zu sehen. Vor zwei Jahren sind Falko und Susanne Dittmar mit ihrer Kanzlei in das Gebäude gezogen. Ihnen war wichtig, dass die Vergangenheit der Räume als Schmuckkästchen und Ausstellungsfläche der Avantgarde weiterhin sichtbar bleibt. Dass diese Reminiszenz an die Vergangenheit gelungen ist, ohne dass es an Gegenwart mangelt, ist Anand Steinhoff zu verdanken. Er sorgte dafür, dass beides in Einklang zueinander fand.

Licht, Kunst und Accessoires

„Die Designklassiker bilden die Grundlage“, sagt er. Dabei stehen sie aber nicht im Vordergrund, sondern bilden eher das Gerüst des Einrichtungskonzepts. „Sie sind wertig, aber nicht dominant“, betont Steinhoff. Dazu trägt auch ein ausgefeiltes Lichtkonzept bei. „Licht, Kunst und Accessoires bilden eine Einheit“, erklärt er. Genauso wichtig war ihm auch, das Innen mit dem Außen zu verbinden. So wirkt der kleine Innenhof nicht nur wie ein Atrium, sondern wie eine Verlängerung des Konferenzraumes, der das Herzstück der Kanzlei ist.

„Das ist unser schönster Raum“, betont Falko Dittmar. Nicht nur durch die Oberlichter, auch vom Atriumgarten fällt Tageslicht hinein. Drei große Leuchten über dem sechs Meter langen, geköhlten Eichenholztisch lassen den Raum erstrahlen. An den Wänden hängen großformatige Bilder. Manche Besucher fühlen sich an Blumen oder Luftballons erinnert. „Andere sehen Quallen“, sagt Falko Dittmar. Doch ein Möbelstück trägt besonders dazu bei, dass der Raum fast heimelig wirkt: Es ist der sechs Meter lange Eichenholztisch, an dem bis zu 14 Personen Platz nehmen können und den man eigentlich eher in einem Esszimmer als in einer Kanzlei vermuten würde.

In der Kanzlei lädt ein großer Tisch zum Gespräch ein

Und tatsächlich war der Tisch, der dazu verführt, über seine Maserung zu streichen, ganz zu Anfang auch ein wenig ein Knackpunkt. „Falko rief mich an und sagte, er könne darauf nicht unterschreiben“, berichtet Steinhoff lachend. Klar, wer auf die grobe Maserung ein Blatt Papier legt und schreibt, geht mit dem Stift auf Berg- und Talfahrt. Eigentlich sollte der Tisch raus. Doch er erfüllt einen Zweck, der auf den ersten Blick nicht ersichtlich ist. „Die Besucher streichen darüber. Sie fühlen sich wohl. Man kommt ins Gespräch“, erklärt der Rechtsanwalt und Notar. Der Tisch durfte bleiben. „Bei Unterschriften lege ich jetzt einfach einen Block darunter“, sagt Dittmar.

Dieses Zusammenspiel aus Kunst und Behaglichkeit, Moderne und Avantgarde, Seriosität und Wertigkeit ist es, was das Einrichtungskonzept auszeichnet. Es ist mehr als „Möbel in einem Raum“. Es lässt der Vergangenheit genauso Platz wie der Gegenwart. Dem persönlichen Stil und Werteempfinden seiner Besitzer wie auch den Gästen. Es ist unaufgeregt interessant.

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