Schon die Modedesignerin Coco Chanel wusste: „Schmuck ist nicht dazu da, Neid zu erwecken – bestenfalls Staunen.“ Was uns jetzt staunen lässt, sind unter anderem neue Materialien, kreative Ideen und verschiedene Trends rund um dieses Thema. Wie genau diese aussehen, wissen die VIER SCHMUCK-EXPERTEN aus der Region Hannover, die wir dazu befragt haben.
Was passt zu welchem Typ?
Haut- und Haarfarbe geben einen Anhaltspunkt, zu welchem Edelmetall Sie am ehesten greifen sollten: Menschen mit gebräunter oder dunkler Haut oder dunkelblondem bis dunkelbraunem sowie rötlichem Haar steht Gelbgold meist am besten. Hellere Haut, weiß- bis aschblondes oder schwarzes Haar wird durch Silber, Platin oder Weißgold schön betont. Roségold entfaltet bei heller Haut seine Wirkung.
Es besteht aus nur zentimetergroßen, an einer Seite durchlöcherten Meeresschneckenhäusern, teilweise mit glänzender Oberfläche, teilweise mit Spuren von Ocker-Verzierungen: das bisher älteste gefundene Schmuckstück der Welt, dessen Alter auf rund 75.000 Jahre geschätzt wird. Um die Schneckenhäuser als Kette tragen zu können, waren sie wohl auf einer Tiersehne aufgereiht.
Heutzutage setzen (Hobby-)Schmuckdesigner weniger auf Accessoires aus Muschelkalk. Stattdessen fertigen sie diese aus den verschiedensten natürlichen und künstlichen Materialien: So gibt es mittlerweile Ketten, Ohrringe und Co. Aus Plexiglas wie von Milko Boyarov sowie Upcycling-Preziosen aus plattgehämmerten Nespresso-Kapseln, alten Schallplatten und Elektroschrott – sogar aus Barbiepuppen-Teilen wie bei der Künstlerin Margaux Lange.
Diese Freude am Experimentieren und Gestalten, die sich hier manifestiert, kennt auch die studierte Schmuckdesignerin Christina Timmermann: Sie bietet seit über zehn Jahren Schmuckkurse an, die sich immer größerer Beliebtheit erfreuen: „Ich bekomme so viele Anfragen“, erzählt die Künstlerin aus Hemmingen. „Die Menschen wollen kreativ sein, gerade viele, die nicht so einen fantasievollen Job haben.“ Außerdem entwirft sie alles, was sie in ihrem Atelier anbietet, selbst – und das bereits seit 25 Jahren.
Zwar fertigt sie ihre Ketten, Ringe und Ohrringe fast ausschließlich aus Edelsteinen sowie den klassischen Edelmetallen Gold und Silber. Dennoch schafft sie es, diesen einen nahezu unverwechselbaren Charakter zu verleihen: „Strukturen sind mir wichtig“, sagt sie, „mein Schmuck muss haptisch erfahrbar sein. Daher verwandle ich oft Dinge aus dem Alltag in ein Schmuckstück.“ Zum Beispiel hat sie für die Ringe ihrer Kollektion Pallino mit Zuckerperlen gearbeitet, mit denen man normalerweise Gebäck verziert.
Ein neues Bewusstsein und moderne Techniken
Doch nicht nur solche neuen Kreationen verändern gerade die Welt des Schmucks. Auch was das eher traditionelle Sortiment betrifft, wie man es aus dem Juweliergeschäft kennt, tut sich einiges. Wie in vielen anderen Lebensbereichen ist Nachhaltigkeit immer stärker gefragt – etwa in Form von recycelten oder ethisch geschürften Edelmetallen oder Steinen.
Darüber hinaus eröffnet die Technik neue Möglichkeiten – etwa das sogenannte DNA-Fingerprinting für Perlen und Edelkorallen, um deren genetischen Fingerabdruck sowie das Alter zu bestimmen. Bei einer Perle lässt sich auf diese Weise erkennen, von welcher Muschelart sie abstammt – und ob es sich bei ihr um eine Zuchtperle oder um eins der äußerst seltenen natürlichen Exemplare handelt.
Sogar die Produktion per 3D-Drucker ist möglich. Aus einer Vorlage erstellt dieser ein Wachsmodell, aus dem dann das eigentliche Schmuckstück entsteht. Auch in Hannover gibt es einen Hersteller, der dieses Verfahren einsetzt: die Goldschmiede Stichnoth. Anders als andere Hersteller setzen die beiden Inhaber Dirk und Jörg Stichnoth allerdings nicht auf Massenproduktion. Unterstützt von einem 3D-Drucker entwerfen und fertigen sie stattdessen Unikate nach den Vorstellungen ihrer Kunden.
Mut zum Mondänen
Neben der Qualität spielt zudem die Optik eine große Rolle, sodass sich Liebhaber in diesem Sommer gleich auf mehrere Trends freuen dürfen. Auf welche genau, weiß Karin Bielert-Boppert, in vierter Generation Inhaberin des Neustädter Juweliergeschäfts Bielert: „2020 darf es an Ohr, Arm und Dekolleté kräftig glänzen“, sagt sie. „Die Lust am Schmücken drückt sich vor allem durch Statement-Schmuck aus“ – also solchen mit besonders auffälligen Designs oder großen Steinen, die alle Blicke auf sich ziehen. Des Weiteren verrät sie: „Gliederketten gehören zu den Top-Schmucktrends in diesem Jahr, ob massiv und schwer, luftig und leicht, kurz oder lang.“
Weitere Neuheiten kennt der Mindener Juwelier Olrik Laufer. Er hat verschiedene internationale Schmuckmessen besucht, die noch vor der Coronakrise stattfinden konnten. „Der Trend zu mehr Lässigkeit bleibt bestehen“, sagt er, „daher werden Ketten in allen Varianten kombiniert.“ Sogar die Perlenkette aus Großmutters Schatzkästchen erlebt nun ihre Renaissance: „Perlen verabschieden sich von ihrem bisher eher biederen Image. Kombiniert mit Edelmetallen dienen sie jetzt als Sommerschmuck.“ Wie schön das aussehen kann, zeigt beispielsweise das Label Gellner, das dabei auf die sehr exklusiven Marutea-Zuchtperlen setzt. Zudem ergänzt Laufer: „Zahlreiche Hersteller gehen dazu über, Ringe mit Dehnbarkeit herzustellen. Verändert sich der Finger, passt sich der Ring an und sitzt so immer bequem.“ Auch flexible Armbänder seien gefragt. Kaufen kann man diese etwa bei den beiden Luxus-Labels Fope oder Capolavoro. Was die Welt der farbigen Edelsteine betrifft, wird es romantisch: Als herausragende Neuheit nennt Juwelier Laufer dabei die Nudo-Brillantlinie des Mailänder Labels Pomellato, bei dem Rosenquarz auf zartes Rosé- und Weißgold trifft.
Den eigenen Stil finden
Wie genau das neue Lieblingsstück letztlich aussieht, ist dem eigenen Geschmack überlassen. Sicher ist jedoch: „Mit dem passenden Schmuck oder einer Uhr kann man hervorragend seinen Typ betonen“, sagt Karin Bielert-Boppert vom Juweliergeschäft Bielert. Aber wie findet man diesbezüglich zu seinem ganz persönlichen Stil? „Am besten durch Neugier und den Mut, einmal etwas zu wagen“, rät die Juwelierin. Darüber hinaus könne man sich selbst fragen, zu welchen Anlässen der Schmuck seinen Einsatz haben solle und ob der Träger oder die Trägerin bereits einige Lieblingsstücke besitze, mit denen die neuen kombiniert werden sollen.
Wichtig ist auch das richtige Maß: „Die Kunst, die eigene Persönlichkeit mit Schmuck zu unterstreichen, zeigt sich in der Dosierung“, sagt Karin Bielert-Boppert. „Ist er zu dezent, kann er übersehen werden. Zu viele Stücke wirken überladen. Daher ist es eine gute Regel, sich auf wenige Teile zu begrenzen.“ Meistens, sagt sie, liege man mit seiner Wahl aber intuitiv richtig. Um das zu beweisen, genügt oft ein Blick in die eigene Schmuckschatulle: Denn was darin auf weichem Stoff gebettet liegt, hat in der Regel die Berechtigung, so sorgsam verwahrt zu werden. Sei es, weil die jeweilige Kostbarkeit einfach nur gefällt – oder weil sie eine Geschichte voller zauberhafter Erinnerungen erzählt.