„Unter freiem Himmel: Landschaften“ heißt die laufende Präsentation der Galerie Koch. Zum 65-jährigen Jubiläum wurde eine Sonderausstellung von Reiner Wagner präsentiert. Die Landschaftsgemälde von Reiner Wagner haben mit ihren speziellen Farbstufungen tatsächlich etwas Mysteriöses. „Es ist unsere siebte Ausstellung mit diesem Künstler“, sagt Galeristin Petra Koch fast beiläufig. Somit wären wir schon bei einem wichtigen Punkt, der das Haus in der Königstraße 50 auszeichnet: Es ist die Kontinuität – wie sie sich eben einstellt, wenn man auf eine 65-jährige Geschichte zurückblicken kann.
Natürlich haben sich bei der Galerie im Laufe der Zeit einige Akzentverschiebungen ergeben. Schließlich wird die GALERIE KOCH inzwischen in der dritten Generation geführt. Jetzt pflegen die Geschwister Petra und Ole Koch eine Mischung aus klassischer Moderne, Nachkriegskunst und zeitgenössischen Positionen. Und wie sich das gestaltet, wird man eindrucksvoll bei der großen Jubiläumsausstellung sehen können, die am 20. Februar beginnt: Pablo Picasso, Lyonel Feiniger oder Emil Nolde sind ebenso vertreten wie die pastose Malerei eines Bernd Schwarzer oder eine archaisch anmutende Terrakotta-Büste von Robert Metzkes.
„Das hier haben wir gerade erwerben können“, sagt Ole Koch und holt aus dem Nebenraum ein typisches Rudolf-Jahns-Gemälde mit abstrakten und figürlichen Elementen. „Dieses Bild hat der Künstler in den 20er-Jahren Kurt Schwitters geschenkt“, erläutert der Galerist und dokumentiert damit das Zusammentreffen zweier ganz großer Namen aus der hannoverschen Kunstgeschichte.
Genreübergreifende Ausstellungen in der GALERIE KOCH
Wenn sich ein solcher lokaler Schwerpunkt ergibt, nimmt man ihn hier gern wahr, es wird aber nicht krampfhaft danach gesucht. Überhaupt geht es für die Kochs nicht primär um festgelegte Genres oder Stilrichtungen; entscheidende Kriterien sind vielmehr Qualität und, das bleibt im Kunsthandel nun einmal nicht aus, Verkäuflichkeit.
Doch, es hat sich schon etwas verändert, seit der Greifswalder Textilkaufmann Bruno Koch beschloss, seine Leidenschaft zum Beruf zu machen, und am 2. Februar 1955 seine hannoversche Galerie eröffnete. Anfangs gehörten noch Werke der Romantiker und sogar Orientteppiche zum Angebot, auch hatte der Neugalerist ein besonderes Faible für Wilhelm Busch.
In den 60er-Jahren wurden die Aktivitäten aufgeteilt: Bruno Kochs Tochter Margot übernahm die inzwischen eingerichteten Filialen in Travemünde, Timmendorf und Lübeck, Sohn Jürgen zusammen mit Ehefrau Angelika das hannoversche Geschäft. Diese beiden konzentrierten sich fortan auf die Kunst seit Beginn des 20. Jahrhunderts, und eine Tradition wurde fortgeführt: „Bei uns hat immer ein gutes persönliches Verhältnis zu den Künstlern eine große Rolle gespielt“, betont Angelika Koch. „Die Chemie musste stimmen.“ Selbst mit einem als schwierig geltenden Künstler wie Horst Antes wusste der 2015 verstorbene Jürgen Koch umzugehen.
Der Publikumsgeschmack war damals etwas anders gelagert. Künstler des Phantastischen Realismus wie Arik Brauer oder Ernst Fuchs, einst ein Schwerpunkt im Galerieprogramm, ziehen heute nicht mehr im vergleichbaren Maß. „Auch Grafiken von Hundertwasser haben sich in diesen Jahren sehr gut verkauft“, sagt Angelika Koch. „Inzwischen gibt es keinen großen Markt mehr dafür. Jede Zeit hat ihre Trends, und auf die muss man im Kunsthandel reagieren können.“
Der Nachwuchs hat das Geschäft von der Pike auf gelernt. Petra und Ole Koch haben an internationalen Standorten studiert und gearbeitet, bevor sie 2003 beziehungsweise 2004 das operative Geschäft in der hannoverschen Galerie übernahmen. Dass eine solche Karriere durchaus mit Mühen verbunden ist, erläutert Ole Koch mit einer launigen Erinnerung: „Wir mussten als Kinder immer die Umschläge für die Einladungen mit der Hand beschriften. Dazu gehörten auch sämtliche Titel wie ,Dr.‘ oder ,Dipl.-Ing,‘ – das war schon recht nervig …“
Zukunft der GALERIE KOCH ist ungewiss
Solche Probleme gibt es in der Computer-Ära nicht mehr, was eine gute Überleitung zu der Frage anbietet, wie es mit den Chancen für eine vierte Generation aussieht. Bei der 13-jährigen Tochter Katoo möchte Ole ebenso wenig eine Prognose wagen wie Petra bei der 8-jährigen Nora – ihr Sohn Onno ist da mit 22 schon weiter: „Er studiert International Business“, sagt die Mutter. Angelika Koch jedenfalls verweist auf ihre Erfahrung bei Venedig-Fahrten mit dem Enkel, bei denen er sich vor allem für die Kunst interessiere. Bleibt noch die Frage, welche Altersstufen die Kochs mit ihrem Programm erreichen wollen. „Wir haben Kunden von Mitte 90“, antwortet Petra Koch. „Und unser jüngster war 9. Er hat gespart, bis er sich eine übermalte Fotografie von Andrea Neuman kaufen konnte. Das Bild hängt in seinem Zimmer.“ Überhaupt erprobt man hier gerne neue Formate: „Unsere junge Reihe ,Kunst am Samstag‘ mit Erläuterungen zu einem einzelnen Werk kommt sehr gut an“, sagt Petra Koch – diese Vorträge übernimmt Dr. Anette Brunner, die das Team seit 2011 komplettiert.