Start in den Sommer mit neun Stunden Musik und Tanz auf 40 Bühnen, mit 1000 Aktiven und rund 80 000 Besuchern
Der längste Tag, die kürzeste Nacht: Weltweit wird am 21. Juni die „Fête de la Musique“ gefeiert. Als Straßenfest 1982 in Paris erfunden, wird sie als völkerverbindende Kraft zwischen den Kulturen gefeiert. Kostenlos, zumeist draußen und vor allem für jeden – dieses Konzept kommt seit 2008 auch in Hannover gut an.
Auch wenn der Blick auf die Wetter-App zunächst verunsichert: Pünktlich zur Eröffnung überzieht ab 14 Uhr ein Schauer die Zuhörer an der Bühne vor dem Hauptbahnhof. Doch schon bald nach Abklingen des Regens ertönen ringsherum rhythmische Bässe, Gitarrenläufe und Gesang. Ob Chor oder Singer/Songwriter, Klassik und Pop, Metal-Rock oder Hip-Hop: Auf 40 Bühnen zwischen Hauptbahnhof und Leinewelle, Steintor und Georgsplatz, sowie in sieben Senioreneinrichtungen präsentieren sich bis in den späten Abend hinein 1000 Aktive singend, tanzend oder mit Instrument. Das Publikum flaniert in der Innenstadt von einem Spielort zum anderen.
Schnell füllt sich die Fußgängerzone mit Menschen. Die einen genießen bei Speisen und Getränken das emsige Treiben. Die anderen stehen oder sitzen vor den Bühnen, klatschen, lassen sich von den Künstlern überraschen und begeistern. Und andere tanzen tiefenentspannt zu Metal- und Skaklängen, zu Pop- und Elektrorhythmen.
Im aufhof schlägt die israelisch-kurdische Sängerin Hadassa Yashurum die musikalische Brücke zwischen Orient und Okzident. Nur wenig weiter sind es an der Osterstraße brasilianische Samba-Trommeln der Gruppe „Sambaria“, die zum Mittanzen in der Fußgängerzone einladen. Beim Blätterbrunnen versucht sich ein Brass-Orchester an Queens „We will rock you“ und die beiden „The Voice Kids“-Teilnehmerinnen Isa und Nahla verzaubern gesanglich am Platz der Weltausstellung hunderte Zuhörer.
Derweil sorgen mehr als 50 Auftritte aller Tanzschulen Hannovers an der Goseriede-Bühne mit Hip-Hop für Kids über Salsa bis hin zu Gesellschaftstanz für Schwung auf der „Fête de la Musique“. Der französische Chor „Le clin d’oeil“ erinnert mit seinem traditionellen „Vois sur ton chemin“ an den gleichnamigen aktuellen Pop-Hit und den Besuch des Fête-Bereiches entlang des Leineufers. Denn hier sind Techno- und Elektrosounds angesagt. Wer weder Singer/Songwriter wie „Renaissance Woman“ und „Aedla“, oder aber Metalbands wie „D-Wall“ hören will, kommt vor allem gegen Abend zu den Bühnen an der Leinewelle und am Platz der Göttinger Sieben. Tausende tanzen hier – auch beim erneuten Kurzregen – ausdauernd zu DJ-Klängen.
Ein Highlight am Abend ist „Pulsations“: Hannovers Fête ist mit der Band „Makatumbe“ auf der Bühne am Kröpcke Teil eines weltweiten Live-Streams und musikalischen Herzschlages durch 24 Länder. Die Stadt vertritt dabei Deutschland als Teil des kulturellen Olympia-Rahmenprogramms und hat „ein feierndes ausgelassenes Bild in die Welt gesendet“, freut sich Morena Piro, Koordinatorin des „Fête de la Musique“-Deutschland-Netzwerkes.
Das traditionelle „Der Mond ist aufgegangen“ beschließt als gemeinsamer Nachtgesang das Fest der gefühlt sechs Sinne. Denn durch die Musik ist heute für viele auch ein weiterer, oft vermisst empfundener, mit dabei: der gelebte Gemeinsinn.
Text und Fotos:
Torsten Lippelt